Guten Morgen,
falls es jemanden interessiert, es gibt beim Bogenbau zwei Zielsetzungen, die sich gegenseitig ausschließen.
Die eine ist Weite und Durchschlagskraft: So wurden damals englische Langbögen gebaut. Eibe war das bevorzugte Baumaterial, und der Bogen hatte einen ovalen Querschnitt. Durch die Länge des Bogens, und den großen Querschnitt war es möglich, sehr schwere Pfeile sehr weit zu schießen. Der englische Langbogen war nicht dazu gebaut, direkt zu treffen, sondern in einem Bogen weit zu schießen.
Die Wirkung des Konzeptes war aber fatal... eines der bekanntesten Beispiele ist die Schlacht von Crécy, findet man bei Wiki. Da haben die Engländer eine riesige Übermacht von Franzosen geschlagen... und.. was fast noch schlimmer war, die meisten Franzosen waren ja Ritter, also eben was besseres mit teurer Ausrüstung. Bloß in den Fall hatten sie eben gegen die Bogenschützen, die alle von niedrigem Stand waren, keine Chance.
Auf Gor bezogen ist das so, als würde ein Trupp der roten Kaste von einer Gruppe Bauern fertiggemacht, die dazu noch in der Unterzahl sind....
Aber diese Bögen sind für die Jagd, also auf recht kurze Entfernung ins Blatt zu treffen denkbar schlecht geeignet, wenn es auch nicht unmöglich ist.
Die andere Zielsetzung bei Bogenbau ist Geschwindigkeit, was man z.B. auch bei Indianer-Bögen sehen kann. Die Bögen waren meist Flachbögen, also kleinere Langbögen mit flachem Profil. Man schoss wesentlich leichtere Pfeile, dafür war das Treffen wesentlich einfacher...
Heutige (traditionelle) Bögen werden so gebaut. Man versucht die Wurfarme sehr leicht zu halten, so dass der Pfeil eine möglichst hohe Geschwindigkeit erreicht. Auf die Weise ist die Flugbahn eben nicht so sehr eine Parabel, was das zielen erleichtert, aber irgendwann nimmt die Geschwindigkeit eben stark ab, und der Pfeil fällt fast runter.
Genau das ist der Unterschied, früher versuchte man den Feind so weit auf Abstand zu halten, wie es ging, aber bei der Bogenjagd schleicht man sich so nah ans Tier ran, wir es eben geht. Gängige Entfernungen bei der Jagd sind 20-30m, bei Bowhunter-Turnieren stehen große Ziele, wie vielleicht ein Braunbär so auf 60m, was für einen instinktiven Schützen schon recht weit ist.
Aber zum Ursprung des Threads... aus dem Laufen würde niemand schießen... es sei denn mit einem schwachen Bogen zu Übungszwecken.
Und Shirley: Das lange Zielen ist letztendlich Geschmackssache. Die FITA-Schützen zielen sehr lange, Compounder auch, aber die haben ja alle nix auf den Fingern und benutzen Visiere und so einen neumodischen Quatsch
Das kurze halten eines Langbogens hatte vor allem zwei Gründe: Die benötigte Kraft, und die Belastung für das Holz. Primitive-Bow Schützen bekommen heute noch einen Schreikrampf, wenn man ihren Holzbogen unnötig lange im Anker lässt....