"I shall despair. There is no creature loves me;
And if I die no soul will pity me:
And wherefore should they, since that I myself
Find in myself no pity to myself?"
Shakespeare, Richard III
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Im Kerker war es so still, dass Dionyza ihre Atemzüge in ihren Ohren rauschen hörte. Nur gelegentlich war von draußen die Stimme einer Wache zu hören, das Scharren von Stuhlbeinen auf dem Steinboden. Türen, die sich knarrend öffneten und schlossen. Durch ein Gitter hoch oben in der Decke fiel Tageslicht bis nach unten, versickerte teilweise im Dunkel wie in trübem schwarzen Wasser und nur ein spärlicher Rest drang noch bis dorthin vor, wo sie auf ihrem Fell lag, erhellte den Raum gerade so, dass sie erkennen konnte wo sie war und was für Folterwerkzeug dieser Ort bereit hielt. Sie trug keinen Schleier, das Haar hing ihr unfrisiert bis über die Schultern hinab und ihre einst schönste Robe klebte an ihrem schweißnassen Leib.
Sie hatte Angst.
Es war Ravenna gewesen, die sie hier unten einsperren ließ. Unkooperativ und schwach hatte sie sie genannt, als sie weigerte gegen ihren Vater zu arbeiten, als sie beteuerte, dass Turmus nicht eine von vielen Vasallenstädten für Cos werden sollte. Sie hatte auch den Unterricht verweigert, den Ravenna ihr angedeihen lassen wollte und zu guter Letzt hatte sie Ravenna und Lurius als gemeine Lügner bezeichnet, die sie unter Vortäuschung falscher Tatsachen hierher auf diese verdammte Insel gelockt hatten. Wenn die Tochter des Administrators von Turmus nicht genügte um von Lurius zur Gefährtin genommen zu werden, war sie verloren. Sie hatte keine Tränen mehr übrig. In der Nacht war das Fell nass davon gewesen. Jetzt blieb ihr nur das Gefühl verloren zu sein.
Sie war einsam.
Ravenna hatte ihr gesagt, dass ein Brief zu Cato unterwegs war, man habe ihre Handschrift gefälscht und Forderungen gestellt. Unmissverständlich hatte die schwarzäugige Ost ihr zu verstehen gegeben, dass sie keinen Fuß mehr nach Turmus setzen konnte, sobald dieser Brief ihren Vater erreicht habe. Sie wäre ein Nichts, ohne Heimstein, ohne Familie. Ohne Kaste. Dionyza zweifelte keine Ihn, dass Ravenna es ernst meinte. Sie hatte die Ost von sich gestoßen und war hinaus in den Thronsaal gelaufen, von dort weiter den Flur entlang zur Tür in die Freiheit. Aber alle Türen waren verschlossen. Sie hatte zu schreien begonnen und dann hatte Ravenna die Wachen gerufen und sie in den Kerker bringen lassen. In ihrer Zelle stand eine Holzpritsche mit Fell und sie konnte sich frei bewegen. Zehn Schritte in der Länge. Vielleicht fünf in der Breite. In der Nacht wanderte sie herum und fand keinen Schlaf. Wenn sie sich hinlegte und müde wurde, weinte sie nach ihren Eltern.
Sie hatte keine Hoffnung.
Die diffuse Helligkeit der Lichtfinger, die von der Decke herabsanken, signalisierten den Anbruch des nächsten Tages. Als schließlich die Kerkertür sich öffnete und schwere Schritte näher kamen, trat sie ans Gitter. Trajanos. Lurius' Neffe. Er starrte Dionyza an wie ein hungriger Larl, hungrig zwar, aber vor allem lag Verachtung in seinem Blick. Sie ging zu ihm ans Gitter. Nichts war mehr geblieben von ihren Forderungen, von ihrer Hochmut, von ihrer Sicherheit und von ihren Überzeugungen.
"Wie gefällt dir dein neues Quartier, kleine Dionyza?" Beim Lachen verzogen die Narben sein Gesicht zu einer Grimasse.
Matt bat sie Trajanos darum, sie nach Hause zu bringen. Nach Turmus. Egal was dort geschehen würde mit ihr. Das lehnte er ab. Sie gehöre seinem Onkel, gab er ihr zu verstehen. Ob sie je wieder das Zentralfeuer sehen würde, hinge allein von seiner Gunst ab. Wenn sie Glück habe und sich ihm geschickt anböte, weise er ihr vielleicht einen Platz an seiner Kette zu. Und vielleicht, stieß er hervor, würde Lurius sie an ihn weiterrreichen, wenn er sich genug mit ihr vergnügt habe.
"Wie konntest du nur glauben, dass mein Onkel dich zur Gefährtin nimmt? Er hätte Talena, die Tochter des Marlenus haben können. Er kann jede Frau Gors haben. Was soll er mit einem Vulo anfangen, das gerade erst aus seinem Ei geschlüpft ist und sich nun auf seine Kosten die Eierschalen vergolden lassen will?"
Er sah ihr in die Augen und sie senkte den Blick vor ihm. Dann sagte sie leise:
"Vielleicht bin ich ja schöner als die anderen Frauen. Findest du mich schön?" Sie hob den Kopf und sah ihn an, auf eine Antwort hoffend.
"Möchtest du mir gefallen, kleine Dionyza?"
Etwas in seiner Stimme ließ sie erschauern. Aber zugleich begann die Erregung flüssiger Feuerströme gleich durch ihren Leib zu fließen und ihr Atem beschleunigte sich. Die Anzeichen von Erregung entgingen ihm nicht, er trat zu ihr hinter das Gitter und packte ihr Kinn, zwang sie ihn anzusehen.
"Möchtest du nackt auf einen Block, hunderte von Männer, die dich ansehen, Tochter eines Administrators? Möchtest du dich ihnen anbieten? Wir haben gute Sklavenblöcke in Telnus." Seine Finger lagen wie Schraubstöcke um ihr Kinn und hielten sie davon ab, sich ihm zu entziehen. Feuer. Sie hatte das Gefühl in Flammen zu stehen und ihre Augen schimmerten, während er in ihnen zu lesen suchte.
"Oh nein. Ich bin doch keine Sklavin!", stammelte sie hilflos, während ihr Körper sich in seinem Griff zu verflüssigen schien.
Seine nächsten Worte waren nicht mehr an eine Freie gerichtet. Er befahl ihr sich zu enkleiden und legte ihr Fuß- und Armfesseln an. Bei allem was er tat, war er bedacht darauf, das Spielzeug seines Onkels nicht zu öffnen, aber ohne Zweifel fand er auch ohne dies Möglichkeiten Dionyzas erwachendes Feuer zu einem Flächenbrand zu entfachen.
Schließlich, nachdem er sich eine Ahn lang, an ihr vergnügt hatte ohne sich zuviel zu nehmen, verweigerte er ihr die Erfüllung ihrer Ekstase und sperrte sie ins Wasserloch. Sie versuchte krampfhaft sich an den Gittern festzuhalten, die er über ihr ins Schloss fallen ließ, während das kalte Wasser ihr schlagartig die Luft in den Lungen erstarren ließ. Er kettete sie fest um sie auch im Falle einer Ohmacht vor dem Ertrinken zu bewahren und ließ sie dann allein.
"Eine Ahn zum Abkühlen, kleine Dionyza. Dann komme ich und entfache dein Feuer erneut. Du wirst bald auf Knien darum bitten, dass mein Onkel sich deiner endlich erbarmt!"
Dionyza starrte nach oben, aber er blieb verschwunden. Das Geräusch des Wasser war allmächtig und schien sie zu erdrücken. Es umgab sie schwarz und undurchdringlich, ohne den Blick auf das freizugeben, was sich vielleicht in den Tiefen unter ihr verbarg.
Sie fühlte sich fremd. Mit allem, was sie umgab und mit dem, was in ihr war.
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Blog. Auch ein paar freizügigere Bilder....