@Yistin
Ja der Mensch, der sein Wesen über Mauern und Grenzen definiert.
So, genug wohlplatziertes Off Topic.
Es war schon sehr beeindruckend, was er gebaut hatte, besonders wenn man als Berliner das damals immer hautnah mitbekommen hat. Ich wohnte damals an der Mauer, und man hörte schon ab und zu die Schüsse.
Ich auch! und hab trotz zwei nachweislicher Tote bei uns keine Schüsse gehört. Hab ja auch geschlafen und die Blöd gab es bei uns nicht (die „Meckerstimme“ hat bestimmt kein Wort darüber verloren).
Restriktionen habe ich aber mitbekommen. Immerhin hatte ich 10 Meter Fußweg bis zur Mauer. Die andere Straßenseite war Grenzgebiet. Mein Vater wurde verhaftet, weil er es gewagt hatte nachts ohne Passierschein nach Hause zu fahren (damals war die gesamte Straße noch Grenzgebiet). Ich habe Stress mit Grenzsoldaten bekommen, weil ich auf der falschen Straßenseite gespielt habe. Das Rentnerehepaar gegenüber wurde des nächtens schon mal von einem Trupp Grenzsoldaten aus dem Schlaf gejagt weil sie sich weigerten ihr Grundstück auf Tunnel überprüfen zu lassen (das war lauter als Schüsse).
Nicht zu vergessen die netten Herren in den Lodenmänteln die ganz „unverfängliche“ Fragen über unsere Nachbarn fragten weil die Oma mal ihre Schwester im Westen besuchen wollte.
Wer also nicht blind, blöd oder überzeugt war hat so was im Grenzgebiet ganz genau mitbekommen.
Der Irrtum:
Mein Vater fing damals unten im Wohnzimmer an zu lachen, trommelte alle raus und sagte die öffnen die Grenze. Am 11. November machte sich unsere Familie auf den Weg ins „gelobte“ Land. Mein erster und einziger Tadel in der Schule. Natürlich nicht ohne sich vorher mittels stundenlangem Anstehen ein Visum zu holen. Unser Weg führte über die Glienicker Brücke.
Kurz es war die Hölle, vergleichbar dem Gedränge auf Konzerten von nicht näher benannten Boygroups. Wir haben uns das Begrüßungsgeld abgeholt (in einer Sparkasse am Bahnhof Mexikoplatz) und sind schnell wieder nach Hause, obwohl wir ja nach Steglitz wollten. Ach ja Bananenhasche haben wir nicht gespielt, war uns zu blöd oder wir hatten noch so ein bisschen Stolz.
Das Begrüßungsgeld wurde, nach meiner damaligen Denke, gut investiert. Als Teenager wollte ich mir den (in der DDR) unerreichbaren Traum erfüllen, ein Kassettenabspielgerät zu besitzen. Um meine zwei Kassetten einmal mit den Toten Hosen und zum anderen mit Accept nicht immer im Trabant – Familien - Autoradio hören zu müssen.
Der Traum wurde dann am 24. Dezember erfüllt. Seit Jahren der erste Wunsch der in Erfüllung ging. Das Teil war von Sony und kostete 149 DM und funktioniert immer noch.
Klingt das materialistisch? Naja jeder der weiß, wie wichtig mir Musik ist, sieht das anders.
Der wilde Osten:
Alles was nicht explizit verboten ist, ist erlaubt (oder so). Die Worte des damaligen Ministerpräsidenten der DDR Hans Modrow (oder was wir hinein interpretiert haben). Nirgends stand, dass man die Mauer nicht mit einem Vorschlaghammer zerschlagen dürfte. Der Grenzer war dabei sehr hilfreich um Unfälle zu vermeiden. Der Volkspolizist auf der Schwalbe: „Was fällt euch ein den antikapitalistchen Schutzwall zu zerstören“, wurde ignoriert. Die Mauerstücke habe ich immer noch auch wenn ich, als Feingeist lieber einen Fäustel benutzt habe.
Unsere Staatbürgerkundelehrerin hat sich irgendwann geweigert bei uns zu unterrichten.Die arme Frau wurde ja schon seit Monaten von uns gemobbt (nee gefragt).
Die „Eroberung“ der ehemals verbotenen (Grenz)Gebiete mit dem Fahrrad waren legendär (immer fuhr die Angst vor den Kübelwagen mit).
Ach ja wie durch Zufall ist genau das auch die Zeit der ersten Liebe, kurz das war eine geile Zeit. Wohlgemerkt nicht die DDR Zeit, nicht die BRD Zeit sondern die Wendezeit.
Aber ist das zum Feiern? Ich finde nicht! Das sind nur Erinnerungen. Gedenken kann man den Toten, den Inhaftierten, den Demonstranten. Aber ich mach das lieber still. Weil auch das für mich auch ein bissle persönliche Erinnerung ist.