Kenzo Ryba
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Ankunft
Die wasserlose Tahari endete hier, die Karawane des Händlers Kenzo war geradezu euphorisch bei der ersten Rast auf dünnem Rasenbewuchs. Der Händler selbst gab ein kleines Fest für die Kaiila-Treiber und den Scout, der ihn und seinen Haushalt zu einem fairen Preis von der Oase der Vier Palmen bis hierher geführt hatte. Die Reise in die Oase hatte finanziell nicht viel gebracht, aber die überstandene Gefahr machte viele Enttäuschungen wieder wett.
Am Feuer bei süßem Tee und einem erfrischenden Gemisch aus Ka-la-na und Wasser aus der nahen Quelle wurde munter erzählt. Mehr und mehr nahm jedoch die Stimme des Scouts alle gefangen. Er erzählte von einer geheimnisvollen Stadt, deren Dächer aus Gold sein sollen. Sie sei nicht weit von hier. Sein Großvater hätte die goldenen Dächer von weitem leuchten sehen, als ihn ein Speer getroffen hätte, so dass er verwundet umkehren musste. Die Stadt sei scharf bewacht gewesen, in früherer Zeit.
"Warum in früherer Zeit? Was ist heute mit dieser Stadt?" fragte der Händler.
Man habe lange nichts mehr von dieser Stadt gehört, wusste der Scout. Da wäre ein Erdbeben gewesen, eine Expedition hätte nur noch Mauerreste gefunden. Oder ein Überfall von Flusspiraten, die über den Cartius die beiden Fayeen-Flüsse heimgesucht hätten? Es gäbe verschiedene Behauptungen. Der Händler leerte nachdenklich den kleinen Teebecher und sagte zum Scout:
"Freund, du hast mich gut geführt. Mein Handel mit den Vier Palmen lief nicht besonders, aber dank deines fairen Preises hab ich ein paar Tarsks übrig. Ich bin bereit, sie dir zu geben, wenn du mich, soweit du den Weg kennst, zu dieser Goldstadt führst." Der Scout wehrte sich zunächst. Er wollte wieder zu seinem Stamm nach Nine Wells zurück. Doch im Laufe der Nacht stellte sich heraus, dass auch er, seit er denken konnte, immer wieder darüber nachgedacht hatte, was es mit der Erzählung seines Großvaters auf sich hatte.
Am nächsten Morgen folgte die Karavane dem Lauf des Unteren Fayeen, statt sich direkt nach Kasra und von dort auf die Nördliche Seidenstraße zu begeben. Der Fluss zog in vielen Windungen durch ein steiniges Tal und begann an der Westflanke des Voltai in einem Bergsee, von dem aus er sich in einem grandiosen Wasserfall herabstürzte. Es gab einige kleine Siedlungen, denen man den Einfluss der Tahari noch deutlich ansah. Kleine würfelförmige Häuser unter Palmen, die Bevölkerung ernährte sich von sehr dürftigen Tarnafeldern und Verrefleisch. Trotzdem schienen bei näherem Hinsehen die Menschen gut gelaunt und wohlgenährt. Aber Fragen nach ihrem Lebensunterhalt beantworteten sie nur ausweichend. Landwirtschaft, hieß es, oder eine Anstellung in Tor. Reiche Verwandtschaft in Kasra, die ihr Geld mit rotem Salz gemacht hätte. Handel, wurde gesagt. "Doch mit was handelt ihr?", fragte der Händler. Die Leute vom Fayeen-Fluss nannten alles mögliche, bis hin zu Tomaten und Zwiebeln. Aber außer auf den Dächern ihrer Würfelhäuser schien nirgendwo eine Möglichkeit zu sein, diese Pflanzen auch zu ziehen.
Kenzo's Karavane umrundete den See. Ihr Weg führte nun an der anderen Seite des Unteren Fayeen flussabwärts weiter. Man hörte schon das Donnern des Wasserfalls, als ein kleiner Zubringerfluss die Aufmerksamkeit der Karavanenspitze erregte. Dort lagen, wohl vom Flüsschen angeschwemmt, rötliche Mauersteine, Spuren menschlicher Bautätigkeit. Man folgte dem Flüsschen einen halben Tag flussaufwärts in einer Schlucht - und stand vor einer beschädigten Mauer, die eine kleine Siedlung einst geschützt hatte. Es gab zwei verfallene Türme, die gleichen würfelförmigen Häuser, die man schon auf der anderen Fayeen-Seite gesehen hatte. Allerdings sah alles so aus, als wäre alles bereits vor einigen hundert Märkten verlassen worden. Vieles war zerstört, keines der Häuser hatte ein Dach. Man erkannte ein Kaffeehaus, unter dem Sand kehrten die Sklavinnen ein schönes Bodenmosaik frei. Kenzo sah sich zusammen mit dem Scout gründlich um. Viel Schutt bedeckte die Straßen. Im mittäglichen Licht glänzte etwas in einem Schuttberg auf. Der Scout eilte zu dieser Stelle und kam mit einem flachen Ding in der Hand zurück. Sein Gesicht verriet Fassungslosigkeit: "Sieh nur! Er hatte recht! Mein Großvater!"
Es war ein Bruchstück eines Dachziegels - und er hatte einen dünnen Belag aus Gold, zweifellos. Nachdenklich blickte Kenzo sich um. Diese Häuser... nicht von Wind und Wetter, sondern von Menschenhand ihrer Dächer beraubt?
Er befahl, Zelte aufzustellen, wer dazu fähig war, sollte auf den Berghängen zur Jagd gehen. Sein Interesse war geweckt: Er würde der Sache auf den Grund gehen. Als die Kailla-Boys die Zelte aufstellten, nahm er einen größeren Zeltpfahl. Er schulterte ihn und ging durch die überwucherte Hauptstraße bis zu einem kleinen runden Platz der Siedlung. Dort rammte er den Pfahl in die Erde und stützte sich einen Moment darauf. Er hob den Blick, als er den Schrei eines Tarn über der Schlucht hörte. Er sah zu seiner sklavin dala, zwei funkelnde Augenpaare trafen sich, und beide lachten laut auf.
...
Die wasserlose Tahari endete hier, die Karawane des Händlers Kenzo war geradezu euphorisch bei der ersten Rast auf dünnem Rasenbewuchs. Der Händler selbst gab ein kleines Fest für die Kaiila-Treiber und den Scout, der ihn und seinen Haushalt zu einem fairen Preis von der Oase der Vier Palmen bis hierher geführt hatte. Die Reise in die Oase hatte finanziell nicht viel gebracht, aber die überstandene Gefahr machte viele Enttäuschungen wieder wett.
Am Feuer bei süßem Tee und einem erfrischenden Gemisch aus Ka-la-na und Wasser aus der nahen Quelle wurde munter erzählt. Mehr und mehr nahm jedoch die Stimme des Scouts alle gefangen. Er erzählte von einer geheimnisvollen Stadt, deren Dächer aus Gold sein sollen. Sie sei nicht weit von hier. Sein Großvater hätte die goldenen Dächer von weitem leuchten sehen, als ihn ein Speer getroffen hätte, so dass er verwundet umkehren musste. Die Stadt sei scharf bewacht gewesen, in früherer Zeit.
"Warum in früherer Zeit? Was ist heute mit dieser Stadt?" fragte der Händler.
Man habe lange nichts mehr von dieser Stadt gehört, wusste der Scout. Da wäre ein Erdbeben gewesen, eine Expedition hätte nur noch Mauerreste gefunden. Oder ein Überfall von Flusspiraten, die über den Cartius die beiden Fayeen-Flüsse heimgesucht hätten? Es gäbe verschiedene Behauptungen. Der Händler leerte nachdenklich den kleinen Teebecher und sagte zum Scout:
"Freund, du hast mich gut geführt. Mein Handel mit den Vier Palmen lief nicht besonders, aber dank deines fairen Preises hab ich ein paar Tarsks übrig. Ich bin bereit, sie dir zu geben, wenn du mich, soweit du den Weg kennst, zu dieser Goldstadt führst." Der Scout wehrte sich zunächst. Er wollte wieder zu seinem Stamm nach Nine Wells zurück. Doch im Laufe der Nacht stellte sich heraus, dass auch er, seit er denken konnte, immer wieder darüber nachgedacht hatte, was es mit der Erzählung seines Großvaters auf sich hatte.
Am nächsten Morgen folgte die Karavane dem Lauf des Unteren Fayeen, statt sich direkt nach Kasra und von dort auf die Nördliche Seidenstraße zu begeben. Der Fluss zog in vielen Windungen durch ein steiniges Tal und begann an der Westflanke des Voltai in einem Bergsee, von dem aus er sich in einem grandiosen Wasserfall herabstürzte. Es gab einige kleine Siedlungen, denen man den Einfluss der Tahari noch deutlich ansah. Kleine würfelförmige Häuser unter Palmen, die Bevölkerung ernährte sich von sehr dürftigen Tarnafeldern und Verrefleisch. Trotzdem schienen bei näherem Hinsehen die Menschen gut gelaunt und wohlgenährt. Aber Fragen nach ihrem Lebensunterhalt beantworteten sie nur ausweichend. Landwirtschaft, hieß es, oder eine Anstellung in Tor. Reiche Verwandtschaft in Kasra, die ihr Geld mit rotem Salz gemacht hätte. Handel, wurde gesagt. "Doch mit was handelt ihr?", fragte der Händler. Die Leute vom Fayeen-Fluss nannten alles mögliche, bis hin zu Tomaten und Zwiebeln. Aber außer auf den Dächern ihrer Würfelhäuser schien nirgendwo eine Möglichkeit zu sein, diese Pflanzen auch zu ziehen.
Kenzo's Karavane umrundete den See. Ihr Weg führte nun an der anderen Seite des Unteren Fayeen flussabwärts weiter. Man hörte schon das Donnern des Wasserfalls, als ein kleiner Zubringerfluss die Aufmerksamkeit der Karavanenspitze erregte. Dort lagen, wohl vom Flüsschen angeschwemmt, rötliche Mauersteine, Spuren menschlicher Bautätigkeit. Man folgte dem Flüsschen einen halben Tag flussaufwärts in einer Schlucht - und stand vor einer beschädigten Mauer, die eine kleine Siedlung einst geschützt hatte. Es gab zwei verfallene Türme, die gleichen würfelförmigen Häuser, die man schon auf der anderen Fayeen-Seite gesehen hatte. Allerdings sah alles so aus, als wäre alles bereits vor einigen hundert Märkten verlassen worden. Vieles war zerstört, keines der Häuser hatte ein Dach. Man erkannte ein Kaffeehaus, unter dem Sand kehrten die Sklavinnen ein schönes Bodenmosaik frei. Kenzo sah sich zusammen mit dem Scout gründlich um. Viel Schutt bedeckte die Straßen. Im mittäglichen Licht glänzte etwas in einem Schuttberg auf. Der Scout eilte zu dieser Stelle und kam mit einem flachen Ding in der Hand zurück. Sein Gesicht verriet Fassungslosigkeit: "Sieh nur! Er hatte recht! Mein Großvater!"
Es war ein Bruchstück eines Dachziegels - und er hatte einen dünnen Belag aus Gold, zweifellos. Nachdenklich blickte Kenzo sich um. Diese Häuser... nicht von Wind und Wetter, sondern von Menschenhand ihrer Dächer beraubt?
Er befahl, Zelte aufzustellen, wer dazu fähig war, sollte auf den Berghängen zur Jagd gehen. Sein Interesse war geweckt: Er würde der Sache auf den Grund gehen. Als die Kailla-Boys die Zelte aufstellten, nahm er einen größeren Zeltpfahl. Er schulterte ihn und ging durch die überwucherte Hauptstraße bis zu einem kleinen runden Platz der Siedlung. Dort rammte er den Pfahl in die Erde und stützte sich einen Moment darauf. Er hob den Blick, als er den Schrei eines Tarn über der Schlucht hörte. Er sah zu seiner sklavin dala, zwei funkelnde Augenpaare trafen sich, und beide lachten laut auf.
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