Gutes Beispiel, die Grünen. Ich oute mich mal als langjähriger Grünen-Wähler. Ok, hab dann mal taktisch zwischendurch SPD gewählt, weil ich wollte, das Kohl wegkommt. Danach wieder grün.
Nun ist es inzwischen so, dass die Grünen ihr "revolutionäres" Potential verloren haben, weil sie eben keine reine Protestpartei mehr sind, sondern Regierungsverantwortung bekommen haben. Da reicht es dann nicht, einfach gegen alles zu sein, man muss sich arrangieren und in Koalitionen Kompromisse eingehen. Derzeit finde ich, dass die Grünen ihr Profil weitgehend verloren haben. Ihre Inhalte sind von den "großen" Parteien inzwischen pragmatisch aufgesogen worden. Wenn man sich das mal überlegt, kann man nur staunend und respektvoll den Kopf neigen vor der politischen Leistung der Grünen in unserem Land.
Bei mir sieht es jetzt politisch so aus, dass ich - quer durch die Parteien teilweise Einzelentscheidungen gut finde, aber den Gesamtkurs unbefriedigend. So finde ich (als eigentlich/ehemals Linker blasphemisch) zu Gutenbergs Standpunkt hinsichtlich Opel und Arcandor richtig. Der Rest, den die CSU verzapft, ist Schrott. Dass die SPD nur deshalb für massive Staatshilfen ist, um dem rechten Lager im Wahlkampf eins auszuwischen, finde ich zu durchschaubar und albern bis unseriös.
Merkel kann ich, trotz ihrer Beliebtheit im Volk als Person ihre Vergangenheit nicht verzeihen. Ich sage nur Asse, ich sage nur absolute Fürhungslosigkeit und Opportunismus in der aktuellen Politik. Anrechnen tue ich Merkel auch wieder einiges, u.a. ihre Haltung zum Papst beim Williams-Skandal, oder ihre gelassene Haltung im Gegensatz zu Popanzen wie Sarkozy und Berlusconi.
Die SPD scheint keinen echten, eigenständigen Kurs zu haben, sie hat zudem alle Nachwuchs-Außenpolitiker in ihrer Partei vergrault.
Die Grünen, wo sind sie? Was wollen sie? Wer führt?
Die Linken. Naja. Hinstellen und irgendwas Tolles fordern, was keiner bezahlen kann, und damit die Stammtische auf unsere Seite ziehen, können wir alle.
In Hinsicht auf EU heißt das für mich letztlich sowas wie
Piratenpartei. Natürlich bietet diese Partei kein Programm, mit dem sie wirklich Regierungsverantwortung übernehmen kann und soll. Aber es ist dennoch mal eine Willensbekundung der sog. "C64"-Generation*, die mehr zur Kenntnis genommen wird, als Nichtwählen. Denn wenn ich Politiker wäre, und auf die Nichtwähler schaue, würde ich denken: "Na dann, wer nicht will, der hat schon. Dann mach ich eben einfach weiter, was ich will."
* C64-Generation: Ich bin älter als 35 und habe den C64 eher übersprungen, vom ZX81 über Schneider CPC464 danach direkt auf die ersten PC's gegangen. Gehöre wohl dennoch dazu.