Hallo,
nach einigem Suchen habe ich diesen schon etwas älteren Beitrag gefunden, wobei ein Thread zum Thema Internet-Sucht durchaus auch in Frage gekommen wäre.
Gestern haben wir nach nur zwei Monaten unseren derzeitigen Auszubildenden verabschieden müssen. Kurze Vorab-Info: Bin seit einigen Jahren für die Ausbildung in einem Teilbereich eines größeren Unternehmens (600 MA) zuständig. Internetzugang ist an jedem Arbeitsplatz vorhanden (Recherche und Kommunikation). Gefiltert wird generell nicht, privates Surfen wird in den Pausen geduldet - man vertraut hier (wie bei der Telefon-Benutzung) auf das Verantwortungsbewußtsein jedes MA.
Selten ist mir eine Entscheidung bzw. Mitwirkung an einer Entscheidung so schwer gefallen - zu meinem Glück musste ich das 'Urteil' nicht alleine fällen. Aber dem Jungen war nicht zu helfen. Trotz wiederholter Kritikgespräche, laufendem Kontakt zu den Erziehungsberechtigten, zeitlich begrenzter Deaktivierung des Internetzugangs - nichts führte zu einer Verhaltensänderung. Auch der Hinweis, dass sich jeder Mausklick in den Logs des Proxy-Servers nachvollziehen läßt hinterlies keinen bleibenden Eindrück. (Natürlich dürfen die Logs nur im Verdachtsfall im Beisein von Vertretern des Betriebsrats eignesehen werden.)
'Schuelervz', andere Communities für Jugendliche und Chat waren viel wichtiger als alles andere. Der junge Mann schlief mehrmals während der Arbeitszeit ein. Oft kam er völlig übermüdet ins Büro, weil es lt. eigener Aussage 'mal wieder ziemlich spät geworden war' - am Computer versteht sich.
Erschwerend kam hinzu, dass er trotz eigentlich akzeptabler Schulnoten nicht in der Lage war, eine dreizeilige eMail unter 10 Fehlern zu schreiben. Auch Tipps wie den Text erst in einem Textverarbeitungsprogramm einzugeben und die Rechtschreibkontrolle zu bemühen - alles viel zu umständlich...
Bekannterweise nimmt man es insbesondere in Foren mit der Rechtschreibung nicht sonderlich genau - wozu auch? Der/die Leser/in kann sich ja gefälligst ein wenig anstrengen bei dem Versuch, einen solch fehlerbehafteten Text zu entziffern. Aber in einem Unternehmen, wo sehr viel - insbesondere nach aussen - kommuniziert wird ist das nicht hinnehmbar. Das ist keine Freizeitbeschäftigung, das ist nunmal das wirkliche Leben.
Tja - diskutieren möchte ich dieses Thema eigentlich nicht - diskutiert haben wir wegen des jungen Mannes in den letzten Wochen sehr viel und sehr intensiv. Eine solche Entscheidung fällt niemanden leicht, denn nun hat es einen Knick in dem beruflichen Werdegang des jungen Mannes. Aber lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende...
QP