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Ravinas Roman Teil 2 als PDF und eine kleine Vorschau...

ravina Fall

Aktiver Nutzer
Hallo ihr Lieben,

Nach gefühlter Ewigkeit habe ich es geschafft: Noch ein paar kleine Hürden mit dem Cover, dann kann ich
Teil 3 von Ravinas Geschichte auf den Markt bringen *freu*
Ich gehe fest davon aus, dass ich spätestens Anfang Dezember soweit bin.

Für alle, die den Anfang verpasst haben, oder es sich bisher nicht leisten wollten, gibt es Teil 1 und Teil 2 jetzt
als PDF Datei für "sanfte" 5,99 Euro bei epubli https://www.epubli.de/shop/autor/Ravina-Fall/1969

Und bevor Steffi ausrastet, hier ein kleiner Spoiler... ;-)


Kapitel 1. Nichtsnutz

Als Ravina am Morgen erwachte, lag sie allein auf einer harten Holzbank. Noch schlaftrunken blinzelte sie in das Feuer, das jemand geschürt haben musste während sie fest geschlafen hatte. Stirnrunzelnd setzte sie sich dann auf und versuchte sich zu erinnern, wo sie sich überhaupt befand. Ein brennender Schmerz zog scharf von den sich dehnenden Striemen über ihrem ganzen Rücken und augenblicklich war die Erinnerung wieder da.
Kassau! Der Wald! Olbien! Ihr Gesichtsausdruck versteinerte. Es war keine böser Traum gewesen, oh nein! Mit einer gemeinen List hatte der alte Jarl sie der Sklavenhändlerin gestohlen und zu seinem Eigentum gemacht. Ravina schluckte trocken und versuchte die Hoffnungslosigkeit, die schlagartig und mit aller Macht Besitz von ihr ergreifen wollte, nicht zuzulassen. Wenn sie die Zeit beim Sklavenhändler überlebt hatte, dann würde sie auch das hier schaffen! Blieb nur zu hoffen, dass es ein Scherz des Nordmanns gewesen war, sie erneut zu einem Münzmädchen machen zu wollen!
Für einen Augenblick starrte sie noch in das Feuer und hing ihren trüben Gedanken nach, dann gab sie sich einen Ruck und stand auf. Es nutzte keinem, wenn sie hier herumsaß.

Langsam ging sie durch die Langhalle in Richtung Küche und bemerkte dabei, dass nicht nur jemand das Feuer angefacht, sondern auch die Methörner vom Vorabend weggeräumt und die Felle auf den Bänken wieder zurecht gelegt hatte. Sie musste wie ein Stein geschlafen haben, um nichts davon mit zu bekommen. Auch in der kleinen Küche wirkte alles frisch aufgeräumt und sauber. Nach einem kurzen Blick über die Regale ging die nackte Sklavin durch den Raum hindurch und auf einen Durchgang an der linken Seite zu. Neugierig spähte sie durch den braunen Stoff, der an einem Balken über ihr angebracht war und wohl statt einer Türe den dahinter liegenden Gang von der Küche trennen sollte.

"Was treibst du hier?" Eine tiefe Stimme ließ die Sklavin erschrocken herumfahren und ihr Herz schlug so heftig in der Brust, als wolle es sie sprengen.
Es war Thorgal der hinter ihr stand und sie von oben herab musterte wie ein Tierchen, das man bei etwas besonders Ungehörigem erwischt hatte. Thorgal, der blonde Jarl, der sie in Landa von ihrer Herrin weggezerrt und auf das Boot gebracht hatte.
Unwillig funkelte Ravina den Freien an, doch dann erinnerte ein erneutes Reißen auf ihrem Rücken sie an das, was die Kurt ihres Herrn sie am vorigen Abend gelehrt hatte. Wollte sie sich wirklich aus einer Laune heraus gleich die nächste Strafe einhandeln? Resigniert den Blick senkend, ließ sie sich auf den kühlen Steinboden hinab sinken.
"Nichtsnutz grüßt euch, Herr!" Nur mit Widerwillen sprach sie den ungeliebten neuen Namen aus und ihre Haltung musste dem Jarl zudem recht deutlich zeigen, wie unwohl sie sich in ihrer Haut fühlte.
Doch der Freie grinste nur. "Soso, Nichtsnutz also. Ein sehr passender Name für eine unwissende Südsklavin, will ich wohl meinen! Nun denn, steh auf, Nichtsnutz! Es ist hier nicht üblich, dass die Sklavinnen ständig faul herum knien. Ist ja auch viel zu kalt dafür! Und nenne mich Jarl!"
Überrascht hob Ravina den Blick und lächelte ihm scheu zu, bevor sie rasch aufstand, um dann ein wenig verlegen vor ihm auf und ab zu wippen, sich ihrer Nacktheit nur zu bewusst.
Prüfend ließ Thorgal seinen Blick von oben bis unten über ihren Körper schweifen. "Sag, warum bist du ohne Kleidung, Mädchen?"
Obwohl sie die Frage bereits erwartet hatte, konnte Ravina ein leises Seufzen nicht unterdrücken. "Nichtsnutzs Herr hat sie weggenommen, Herr."
Noch immer mit ruhigem Gesichtsausdruck nickte der Nordmann vor sich hin, dann sagte er: "Gut. Er wird dir sicher welche geben, wenn er es für richtig hält, Sklavin! Wobei... in der Halle tragt ihr Mädchen sowieso keine, niemals!" Ohne Ravinas sich deutlich verfinsternde Miene zu beachten, sprach er weiter. "Aber nun sag, was kannst du eigentlich, Mädchen? Ich frage mich, wo wir dich hier auf dem Hof gebrauchen können."
Ravina blickte auf ihre Hände hinab und zuckte dann mit den Schultern. "Die Sklavin kann wohl nichts, was hier von Nutzen wäre", murmelte sie vor sich hin und bemerkte nicht, wie der Jarl bei ihren Worten wieder anfing zu schmunzeln.
"Ich sagte dir doch, dass dein Name richtig gut passt!" Es klang amüsiert und als er sah, wie die Wangen der Sklavin daraufhin flammend Rot wurden, wurde sein Grinsen immer breiter.
"Nichtsnutz ist eine Kajira, Herr und keine Bond!" Ihre Stimme wurde trotzig. "Sie kann servieren, wie es im Süden üblich ist und ein bisschen tanzen, falls das hier wer braucht."
Thorgal maß sie noch einmal abschätzend und fragte dann, ohne auf ihren trotzigen Ton einzugehen: "Nur Tanzen? Das ist für den Anfang ganz nett, aber wichtiger ist: kannst du mit einer Heugabel umgehen?"
In Ravinas Augen spiegelte sich Irritation, dann murmelte sie kleinlaut: "Nein, Herr! Das kann die Sklavin nicht."
Der blonde Nordmann hob nur eine Augenbraue, dann schob er Ravina rigoros durch den Vorhang in den kleinen Gang dahinter. Eine schmale Stiege führte in das obere Stockwerk, von dem der Jarl nur kurz erklärte, dass dort Schlafräume und Bad wären und dass Ravina ohne Aufforderung dort nichts verloren habe.
Direkt hinter dem Fuß der Treppe sah Ravina eine etwas verwittert wirkende Holztüre und der strenge Geruch von Tieren drang an ihre Nase.
"Da drinnen ist der Stall, Sklavin. Dort wartet deine erste Aufgabe auf dich!" Mit sanftem Druck schob Thorgal sie hinein. "Und im Übrigen heißt es immer noch Jarl im Norden und nicht Herr! Hörst du nicht zu?"
Hinter der Türe befand sich tatsächlich der Viehstall, ein quadratischer Raum, der direkt an das Langhaus angebaut worden, aber nur zum Teil überdacht war. Hier standen zwei ausgewachsene Bosk im weichen Stroh und kauten zufrieden vor sich hin, ohne den Besuch zu beachten, während das Kälbchen zwischen den Beiden sofort neugierig den Kopf hob und die Neuankömmlinge anglotzte.
Ohne nachzufragen huschte Ravina zu dem Jungtier und streichelte ihm sanft über den weichen Nasenrücken. "Du bist aber süß!"
Mit einem zufriedenen Nicken hatte Thorgal von der Türe aus beobachtet, wie selbstverständlich sie mit dem Tier umging und lief nun hinter ihr vorbei zu dem großen Tor an der gegenüberliegenden Seite des Stalles. Während er es mit Schwung aufstieß, drehte er sich zu Ravina um. "Um die Vulos, die Tarsk und die Bosk musst du dich gar nicht kümmern, Sklavin, denn das ist Skvisas Aufgabe. Du wirst nur ausmisten und neu einstreuen!" Er beobachtete Ravinas Miene sehr genau, als er ihr die Aufgaben nannte. Selbst durch den Bart hindurch, konnte man das leichte Schmunzeln erkennen, dass sich auf seine Lippen legte, als er sah, wie sie darum kämpfen musste, das Gesicht nicht unwillig zu verziehen. Ohne auf ihre Regungen zu reagieren trat er dann aus der Scheune, sich sicher, dass die Sklavin ihm folgen würde. "Hinten im Hof ist immer frisches Stroh und das Schmutzige fährst du nach draußen. Die anderen Bonds werden dir alles zeigen, wenn sie zurück sind. Jetzt aber..." Er hielt mitten im Satz inne, drehte sich zu dem alten Holzkarren, der vor der Palisade stand und nahm eine Heugabel herunter. Grinsend drückte er sie Ravina in die Hand. "Jetzt wirst du erst mal Mist auf den Wagen schaufeln, bis er voll ist!"
Mit unglücklicher Miene nahm Ravina das Werkzeug entgegen und ging wortlos in den Stall zurück.
"Ach, Nichtsnutz!" Die Stimme des Jarls klang plötzlich bedrohlich und als Ravina sich noch einmal zu ihm umdrehte, wirkte der Nordmann viel ernster auf sie als die ganze Zeit zuvor. "Hier auf dem Hof ist alles etwas ungezwungener als drüben in der Stadt, doch bestraft wirst du auch hier, wenn du nicht spurst, Sklavin!"
Heiß schoss Ravina die Röte in die Wangen, als seine Worte sie augenblicklich an die Schläge des gestrigen Abends denken ließen. Sie hoffte inständig, dass ihre langen Haare die Striemen auf dem Rücken ausreichend verdeckten. "Das... das weiß Nichtsnutz schon, Herr!", murmelte sie verlegen und huschte dann eilig in den Stall, um ihm nicht weiter in die Augen sehen zu müssen.

***
Es verging eine ganze Ahn, bis Ravina endlich den Wagen soweit vollgeladen hatte, dass sie es wagte, eine kleine Pause einzulegen. Die ungewohnte Anstrengung hatte ihren Tribut gefordert. Müde ließ die Sklavin sich neben dem Wagen auf den Boden sinken und bemerkte in ihrer Erschöpfung nicht einmal, wie kalt Gras und Erde unter ihr waren. Verhalten gähnend starrte sie vor sich hin und versuchte, nicht allzu genau über ihre Lage nachzudenken.
Doch vergeblich! Hatte sie es während der Arbeit auch ignorieren können, so wurde sie jetzt erneut durch das schmerzhafte Reißen an ihrem Rücken deutlich daran erinnert, wem sie gehörte. Ihre Gedanken kreisten ständig um ihren neuen Herrn und den Platz, den sie hier an seiner Seite zu haben schien. Nichtsnutz wurde sie genannt, eine schlechte Bond, der man gerade mal zutraute die Ställe auszumisten! Wie herrlich war es dagegen in Landa gewesen! Ravina seufzte schwer bei der Erinnerung. Dann fiel ihr Blick auf die Türe des Stalles, hinter der sich noch immer Berge von Heu türmten, die nur darauf warteten ausgemistet zu werden. Sich innerlich einen Ruck gebend stand Ravina auf, nahm die Heugabel vom Wagen und machte sich erneut an die Arbeit. Vielleicht sollte sie doch besser beweisen, dass man ihr den Namen zu Unrecht gegeben hatte, anstatt sich in ihrem Unglück zu suhlen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Seufz, lange her....den link werd ich gleich mal Thorgi zukommen lassen, dem wird vor Stolz die Brust schwellen, so als eine der Hauptfiguren aus deinem Auszug :)
 
He was soll das heißen bevor Steffi ausrastet. Ich bin die Ruhe selbst, die personifizierte in sich ruhende Ausgeglichenheit oder wie sich das nennt
*liest die ersten Worte aus dem Auszug, dabei bekommt Sie Zuckungen, nervösen Blick und merkt wie die Sucht in Ihr wieder steigt und plötzlich schreit:

RRRRRAAAAAAAAAVVVVVVVIIIIIIIIINNNNNNNNAAAAAAAAAA ich brauche mehr davon:thumbup:mad:
 
Nach einer weiteren halben Ahn war der Wagen endlich bis oben hin voll. Ravina legte die Heugabel beiseite und sah das schwere Ungetüm skeptisch an. Wie sollte sie es später nach draußen bekommen? Niemals würde sie das alleine schaffen! Probehalber versuchte sie den Wagen ein wenig anzuschieben, doch er ächzte nur laut, ohne dass sich die Räder annähernd bewegten. Nachdenklich ließ sie ihren Blick zum Stall zurück schweifen, aus dem ihr die Bosk friedlich kauend entgegen glotzten. Ob sie eins der Tiere vorspannen konnte?

Ein leises Lachen ließ Ravina herumfahren. Hinter ihr, an die Wand der Langhalle gelehnt, stand die blonde Bond, die sie schon einmal in Landa gesehen hatte und kaute grinsend auf einem Strohhalm.
"Du scheinst ja doch mehr zu können, als nur Pagabecher zu jonglieren, Kajira! Na, macht die Arbeit Freude?" Mit einer ausladenden Bewegung deutete die Bond über den Stall und den Wagen.
Die forsche Art der Blonden ärgerte Ravina fürchterlich. "Du könntest mir ja helfen anstatt nur blöd zu fragen!" Trotz ihrer Bemühungen, dies so herablassend wie möglich herauszubringen, klang ihre Stimme gepresst. Während sie auf eine Antwort wartete, begutachtete sie das Mädchen genauer. Die Blonde trug einen weiten braunen Rock, der bis zu ihren Knöcheln hinab reichte und dort den Blick auf ein paar leichte Lederstiefel preisgab. Ein knappes Stück hellbraunen Stoffes war mit Lederbändern um ihre Brüste geschlungen und um ihre Handgelenke waren schmale Stoffstreifen in der gleichen Farbe gewickelt. Das blonde Haar war ungewöhnlich kurz geschnitten für eine Sklavin. Es reichte gerade mal knapp bis ans Kinn und stand kraus in alle Richtungen ab. Beinahe wirkte es, als habe sich jemand in aller Hast mit einem Messer daran zu schaffen gemacht, ohne sich um irgendeine Art von Form zu bemühen.

Mit einem kecken Grinsen ließ die Bond Ravinas Musterung über sich ergehen, schüttelte auf deren versteckte Bitte um Hilfe nur abwehrend den Kopf und kaute dabei weiter an ihrem Strohhalm herum.
Ravina runzelte die Stirn, ihre Verärgerung nicht mehr verbergen könnend. "Warum nicht? Hast du Angst, dir die Finger schmutzig zu machen?" Sie wusste, dass ihr Ton provozierend war, doch die Blonde schien dies sowieso nicht zu beeindrucken.
Amüsiert pustete das Mädchen sich eine Haarsträhne aus der Stirn und ihre Augen funkelten. "Warum? Na, weil der Bosk nun mal stinkt!" Sie sagte es gedehnt und fügte dann zuckersüß hinzu: "Ach ja, du stinkst jetzt ja auch!" Lachend warf sie den Strohhalm zu Boden und ging auf die schnaubende Ravina zu. Auf einmal klang ihre Stimme versöhnlich, auch wenn in den Augen weiterhin das belustigte Funkeln zu erkennen war. "Mein Jarl nennt mich übrigens Bjalla. Wie ruft man dich zurzeit?"

Bei dieser Frage sackte Ravina leicht in sich zusammen und vergaß sogar, wie ärgerlich sie noch Augenblicke zuvor auf die Blonde gewesen war. Warum nur mussten alle nach diesem vermaledeiten Namen fragen? Wie peinlich! Nun ja, was hatte sie auch erwartet! Beschämt murmelte sie: "Man... man nennt mich... Nichtsnutz", starrte dann verlegen zu Boden und bemerkte gar nicht, wie weich Bjallas Blick wurde, als sie den Namen hörte.
"Nichtsnutz", wiederholte die Bond fast zart. Ihr Blick schweifte in die Ferne, während sie weiter sprach. "Vielleicht sieht ja irgendwann jemand, was du kannst, Nichtsnutz! Dann wirst du einen Namen bekommen, der zu dir passt!" Als Bjalla bemerkte, dass Ravina nun doch den Kopf gehoben hatte und fragend zu ihr aufblickte, lächelte sie. "Nichtsnutz! Nun, immerhin ist es ein Name und so scheinst du doch einen Wert für deinen Herrn zu haben, wenn auch nur einen kleinen!"
Die nett gemeinten Worte der Bond konnten Ravinas Ärger über den scheußlichen Namen nicht besänftigen. "Ich hatte zuvor auch einen Namen!", grollte sie. "Der war viel schöner. Aber euer bleicher Jarl musste ja meinen Herrn auf diese dumme Idee bringen! Das ist so üblich..." Mit verstellter Stimme äffte sie Alcuin nach und ihre Augen sprühten dabei Funken.

Kichernd beobachtete Bjalla Ravina. "So ist es nun mal. Ärgere dich doch nicht so darüber, Nichtsnutz!" Ihr Blick glitt über den nackten und inzwischen ziemlich schmutzigen Mädchenkörper. "Was ist eigentlich mit deinen Kleidern? Warum musst du nackt gehen? Hat das auch der bleiche Jarl bestimmt?"
Verlegen schüttelte Ravina den Kopf. "Nein, das hat mein Herr bestimmt. Er... er will mich als Münzmädchen losschicken... ich nehme an, dafür wird er mir keine Kleidung erlauben."
Jetzt schien sich beinahe so etwas wie Mitleid in Bjallas Augen zu spiegeln. Sie zog eine Schnute und tat, als müsse sie nachdenken. "Kannst du denn genug, dass einer dafür zahlt, Nichtsnutz?"
Ravina wurde knallrot. Von wegen Mitgefühl. Diese Bond war ja echt das Letzte mit ihrer Fragerei! "Ich kann genug, dass ich es dem Nordmann wert war mich aus Landa zu entführen!", schleuderte sie ihr patzig entgegen. "Aber ich WILL das nicht mehr tun müssen!"

Wieder kicherte Bjalla über Ravinas Reaktion, doch dann hob sie eine Augenbraue und sagte nachdenklich: "Ich war dabei in Landa, aber ich habe das Ganze nicht wirklich durchschaut. Hast du nun diesem Bootsbauer mit dem komischen Bart gehört, als du noch hier in Kassau warst, oder nicht? Ich dachte, ich hätte dich damals in der Taverne aushelfen sehen, aber dort werden doch keine Bonds eingesetzt!"
Sich nervös umsehend überlegte Ravina, was sie der Blonden erzählen konnte. War ihr zu trauen? Andererseits verspürte sie den unbändigen Drang endlich mit jemandem darüber reden zu können. Sie gab sich einen Ruck, schob sich ein Stück näher an Bjalla heran und begann ganz leise zu sprechen. "Ich habe ihm nie gehört, nie! Er war einfach nur ein Münzkunde, aber... ich wusste, dass er an einem Kauf interessiert war." Sie seufzte und erneut schweifte ihr Blick umher, sich versichernd, dass nur ja keiner der Jarls in der Nähe war und etwas von diesem Gespräch hören konnte. "Vari, du kennst doch Vari?" Sie wartete die Antwort gar nicht ab. "Vari sollte damals sein Interesse bei meinem Herrn, dem Sklavenhändler anmelden, doch bevor dieser davon erfuhr, traf ich auf die Herrin Elke. Ich war so glücklich als sie mich kaufen wollte!" Tränen drängten sich unaufhaltsam in ihre Augen, ließen die Sicht verschwimmen und Ravina fuhr unwirsch mit einer Hand darüber, um sie weg zu wischen.

Bjalla legte ihr sanft eine Hand auf den Arm. "Es tut mir leid für dich, Nichtsnutz. Ich ahnte, dass an der Geschichte etwas faul ist, doch ich durfte natürlich nichts sagen in Landa."
Traurig sah Ravina die Blonde an. "Ach hättest du nur etwas gesagt, Bjalla! Aber... ich habe es ja selbst nicht gewagt, so oft meine Herrin auch nachfragte. Immer wieder hatte der Jarl seine Hand am Dolch, wie um mir zu sagen was geschehen würde, wenn ich nicht gehorche. Er hatte mir schon in Kassau gedroht mich zu töten, wenn ich mein Verhalten nicht ändere." Sie schauderte. "Was hätte er wohl getan, wenn ich ihn tatsächlich der Lüge bezichtigt hätte?"
Mit ruhigem Blick sah Bjalla sie an. "Er hätte dich getötet, Nichtsnutz. Ganz sicher! Nordmänner sind stolz... du hast das einzig Richtige getan!" Gedankenverloren drehte sie an einer ihrer kurzen Haarsträhnen. "Der Stolz der Nordmänner... davon kann ich ein Lied singen... weißt du, meine Haare sind erst seit 3 Hand so kurz, seit... " Nun war sie es, die zögerte zu erzählen.
Aufmunternd sah Ravina sie an, in der Hoffnung, so von ihrem eigenen Unglück ein wenig abgelenkt zu werden.

Seufzend starrte Bjalla auf den Palisadenzaun hinter dem es in dieser Richtung gen Kassau ging. "Es war der Händler aus Kassau, Nichtsnutz, dieser böse alte Jarl!" Bjallas Stimme klang rau.
"Oh, Archon?" Ravina wurde ein wenig blass um die Nase, als sie daran dachte, wie er ihr erster Münzkunde im Hafen gewesen war.
Bjalla indes achtete gar nicht auf die Reaktion der anderen Sklavin. Sie schien weit weg mit ihren Gedanken, bei jenem Tag in Kassau von dem sie erzählen wollte. "Wir waren auf dem Markt, weißt du, Skvisa - das ist eine meiner Bondschwestern - und ich, und da waren noch nicht viele Leute, weil es war ja sehr früh am Morgen, und wir haben rumgealbert." Wieder schweifte ihr Blick in die Ferne. "Auf dem Boden lag Abfall und den haben wir rumgeworfen, bis..." Sie stockte kurz im Erzählen und Ravina sah, wie sie bei der Erinnerung an das Geschehene hart schluckte. "...bis der Händler kam!" Nun sah Bjalla Ravina direkt an und ein verlorener Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. "Er... er meinte, wir hätten mit seinem Eigentum gespielt. Eigentum!" Sie lachte hart auf. "Ein toter Vulokopf war es, den wir aufgehoben hatten, mehr nicht! Doch das war ihm gleich."

Ravina sah, wie Bjalla bei der Erinnerung schauderte und plötzlich fröstelte sie in der Morgenluft. "Was geschah dann?", ihre Stimme klang genauso rau wie die der Blonden.
Bleich sah die Bond sie an. "Er hat uns mit seinen kalten Augen angesehen und nur gesagt, dass dort, wo der Vulokopf lag, nun etwas fehlt, also müsste wohl einer unserer Köpfe dort liegen!"
Vor Entsetzten riss Ravina die Augen weit auf. "Er wollte einen eurer Köpfe für einen stinkenden, alten Vulokopf?", krächzte sie ungläubig.
"Wir haben genommen, was uns nicht gehörte." Bjallas Stimme war nur noch ein Flüstern. "Er ist ein Freier, wenn auch ein boshafter, doch was hätten wir tun sollen? Wir haben unsere Köpfe beide auf den blutverschmierten Pflock gebettet, keine von uns hätte die andere alleine lassen können. Bei Odin, ich hatte solche Angst um Skvisa und mich! Dann hörten wir, wie sein Beil durch die Luft sauste, ich spürte den Luftzug und ein Reißen an den Haaren... doch ich atmete weiter!" Mittlerweile zitterte Bjalla am ganzen Körper und Ravina ahnte, wie grausam das Ganze die Bond mitgenommen haben musste.
 
Hallo Rivana,

schön die alten Geschichten wieder zu hören. Ich war dabei *lacht*
Wieder wunderschön geschrieben, aber das ist ja immer so bei Dir ;o)

Liebe Grüße, Thorgal der Eisenschädel
 
*zählt langsam von 1 bis 10 kommt aber nur bis 2

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

Mehr Ravina, ich brauche mehr. Du bist so gemein, wie soll ich es nur noch solange aushalten*knabbert an den Fingernägeln, bekommt wieder Zuckungen
 
"Für eine Ihn dachte ich Skvisa wäre nicht mehr... doch als ich den Kopf drehte, blickte sie mir mit feuchten Augen entgegen... und dann sah ich die Haare im Dreck liegen. Ihre Schwarzen und meine Blonden." Die leise erzählende Stimme erstarb.
Ravina starrte auf die kurzen blonden Strähnen Bjallas. "Dieser boshafte, widerliche..." Erschrocken unterbrach sie sich. "Wie hat dein Herr darauf reagiert?"
Ein wenig irritiert sah Bjalla sie an. "Du meinst mein Jarl? Ich habe keinen bestimmten Jarl, hier im Dorf diene ich allen. Und... sie waren alle sehr wütend auf Skvisa und mich. Weißt du..." Wieder seufzte sie tief. "...nachdem der Händler die Haare abgehackt hatte, war er noch nicht fertig mit uns. Plötzlich stand auch dieser fremde Nordmann, dein Jarl, hinter uns. Er zerrte Skvisa mit sich in Richtung Wald, während der Händler mich hochriss und zum Block brachte. Er... er hat mich gebunden und dort ausgepeitscht." Bjallas Stimme erstickte und sie schüttelte leise wimmernd den Kopf.

Schweigen breitete sich aus. In trüben Gedanken versunken starrte Bjalla vor sich hin und Ravina wagte nicht, die Stille zu unterbrechen. Schließlich hob die Bond den Kopf und lächelte traurig. "Er war grausam, Nichtsnutz, aber ich hatte es verdient! Dann hat er mich hierher zurückgebracht. Was soll ich sagen... wir haben das Ansehen unserer Jarls beschmutzt. Sowas lässt ein stolzer Normann niemals auf sich sitzen!" Sie deutete auf eine hohe Holzkonstruktion auf der anderen Seite des Platzes, an der eiserne Haken und verschieden lange Ketten angebracht waren. "Der oberste Jarl des Guts war so erzürnt, dass er uns für eine ganze Nacht am Strafgestell aufhängen ließ. Ich hatte solche Angst."

Eine Gänsehaut lief über Ravinas Rücken und sie erinnerte sich an die Worte des blonden Jarls, der sie gewarnt hatte, dass man auch hier bei Ungehorsam Strafe zu erwarten habe. "Es ist vorbei, Bjalla!", versuchte sie die Bond zu trösten. "Außerdem siehst du auch mit kurzen Haaren sehr hübsch aus!"
Schulterzuckend wandte Bjalla ihren Blick wieder vom Strafgestell ab und lächelte dann weich zu Ravina. "Danke, Nichtsnutz! Ich habe seit diesem Tag keinen einzigen Fehler mehr gemacht und mein Lieblingsjarl lächelt endlich wieder, wenn er mich sieht."

Ravina zog eine Augenbraue nach oben und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Dein Lieblingsjarl? Ich dachte, du gehörst allen? Habe ich da gerade etwas falsch verstanden?"
Die Miene der Blonden hellte sich ein wenig auf. "Oh, ich gehöre schon allen, aber mein Herz, das gehört nur Einem!" Träumerisch blickte sie in den blauen Himmel auf. "Es ist einfach etwas anderes, wenn dein Körper jemanden erfreuen darf, bei dem dein Herz Kapriolen macht! Bei den anderen ist es nur, um sie zu erfreuen, es ist einfach nicht das Gleiche, verstehst du? Wenn ich dem Jarl mit dem sartarnafarbenen Haar dienen darf, ist es einfach anders."

Mit jedem Wort der Bond hatte Ravinas Haltung sich mehr versteift. Nun sah sie mit verkniffenem Gesichtsausdruck zu der Blonden und sagte hölzern: "Es ist mir völlig egal, wen ich erfreuen muss, Bjalla, denn es gefällt mir NIE! Was soll mir auch daran gefallen, von Männern benutzt zu werden wie ein Gegenstand, den man danach wieder austauscht? Ich lasse mir von keinem Herrn mehr das Herz brechen, DAS ist gewiss!" Herausfordernd sah sie Bjalla an, die Hände vor der Brust verschränkt, als Warnung, ihr bloß nichts Anderes erzählen zu wollen.

Nachdenklich, die Augen erstaunt geweitet und den Kopf leicht schräg gelegt, schaute Bjalla sie an. "Dann war da also einer in deinem Herzen?"
Ravina schnappte nach Luft, starrte Bjalla plötzlich regelrecht hasserfüllt an, dann drehte sie der Bond den Rücken zu und stapfte in Richtung Stall davon. "Nein!", hörte man sie wütend sagen. "Ich brauche sowas nicht und ich hatte nie einen in meinem Herzen und... und jetzt arbeite ich weiter anstatt unnütze Fragen von dir zu beantworten!"
Mit offenem Mund sah Bjalla ihr hinterher.

Nur wenige Schritte von den Tieren entfernt grub Ravina ihre Heugabel in das Stroh, als wolle sie jemanden umbringen und fuhr heftig zusammen, als sie plötzlich von hinten sanft am Arm gepackt und gestoppt wurde.
"Du erschreckst das Kälbchen, Nichtsnutz!" Ohne sie aus den Augen zu lassen, nahm Bjalla ihr das Gerät aus der Hand und legte es beiseite. Dann schaute sie Ravina ruhig an. "Beantworte mir eine Frage, Kajira, wie wurdest du geboren?" Sie zog das Wort "Kajira" in die Länge und augenblicklich sah Ravina wieder rot.
Sie fuhr herum und fauchte: "Ich komme von der Erde - falls du da schon mal was von gehört hast."
Unbeeindruckt vom Zorn in Ravinas Blick zog die Bond eine Augenbraue nach oben und sagte lapidar: "Ach, die Erde! Das ist da, wo sie Löcher in den Zähnen haben und sie mit Metall füllen. Sicher habe ich davon gehört!"

Ravina schnaubte empört. "Nein, es ist da wo man hundertmal gebildeter ist, als auf diesem Barbarenplaneten hier. Hundertmal gebildeter als eine wie du.. du... du Goreanerin du..." Tränen stiegen ihr in die Augen und sie drehte sich hastig zur Seite und warf ihr Haar nach vorne, damit die Blonde ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte.
Doch Bjalla hatte das verdächtig feuchte Aufblitzen in Ravinas Augen sehr wohl gesehen und obwohl die Worte der Barbarin sie sehr ärgerten, spürte sie doch, wie Mitleid für das Mädchen ihr Herz überflutete. "Wir sind hier alle gleich!", sagte sie mit plötzlich viel weicherer Stimme und starrte dann ein wenig hilflos auf Ravinas nun deutlich erkennbar verstriemten Rücken, der von stummen Schluchzern geschüttelt wurde.

Heimlich mit einer Hand über die Augen wischend drehte Ravina sich halb zu der Blonden um. "Es... es tut mir leid!" Ganz leise drangen die Worte an Bjallas Ohr. "Ich bin nun schon so lange hier, aber es tut immer noch weh, wenn ich an zuhause denke." Endlich drehte sie sich ganz herum und sah die Bond aus geröteten Augen an. "Ich brauche doch eine Freundin hier, Bjalla. Bitte sei nicht böse auf mich!"
Ob sie wollte oder nicht, Bjalla musste grinsen. "Ich kann dir gar nicht böse sein. Dafür erinnerst du mich viel zu sehr an mich selbst, damals, als ich an das Dorf hier verkauft wurde... Nichtsnutz genannt!" Sie grinste noch breiter als sie Ravinas verdutzten Gesichtsausdruck sah und beugte sich dann rasch über das Kälbchen, um ihm den Kopf zu kraulen.

"Nichtsnutz?" Ein leichtes Zucken zeigte sich auf Ravinas Lippen. "Man nannte dich Nichtsnutz?"
Ohne die Hand vom weichen Fell des Kälbchens zu nehmen sah Bjalla nun wieder auf und in ihren Augen leuchtete es warm. "Ja, so hat man mich damals genannt."
 
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