Shirley Iuga
Forumsgott/göttin
Meiner Meinung nach ist es das immer, egal in welchem Ausmaß. Was wir in SL tun und was nicht, wer wir sein wollen und wer nicht, wie wir leben, mit wem wir zusammensind, das gibt Auskunft über unsere Wünsche und Defizite im Leben. Wenn wir unser Leben in SL betrachten, ist es ein Hinweis darauf, was wir ändern sollten. Denn wenn man alle Möglichkeiten offen hat, dann tut man das, was einen am meisten glücklich macht. Wie ein Traum, bei dem wir uns wünschen dürfen, was wir träumen.
Da stimme ich dir durchaus weitgehendst zu. Vor allem dem, dass SL sehr viel über Defizite und nicht erfüllte Wünsche im RL aussagt. Entscheidend ist hier denke ich mal das Was und Wie und die Art und Weise der Kompensation.
D.h. SL kann durchaus Hinweise geben, was man möglicherweise im RL ändern kann. Ich würde dabei aber nicht so weit gehen einen derartigen "Imperativ" daraus zu machen. Denn ob man das auch ändern sollte, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Manchmal ist es eben auch besser gewisse Dinge mit einem massiven Einfluss auf das RL - wie etwa das Ende einer Beziehung oder eine neue Beziehung - erst mal noch in SL und damit in seinen Fantasien zu lassen. Insbesondere wenn noch andere Menschen oder gar Kinder betroffen sind. SL bietet ja auch sehr viel Gelegenheit etwas neues auszuprobieren und dann nachzudenken.
Allerdings gibt es eben Dinge, die man im echten Leben einfach nicht ändern kann. Wir werden nie fliegen können. Wir werden nie wirklich eine Katze oder ein Otter sein. Oder Krieger auf einem fernen Planeten. Wir werden uns nie wirklich mit Pfeil und Bogen beschießen können ohne dabei wirklich verletzt zu werden. Wir werden im realen Leben nie eben so mal andere Leute als "feindliche Krieger" zu Gefangenen machen und an einen anderen Stramm verkaufen können ohne dafür 15 Jahre Knast zu riskieren.
Von daher ist SL schon immer irgendwo eine Kompensation. In diesem letzteren Fall eine Kompensation der Wünsche und Träume. Aber da ist ja auch nichts schlimmes dabei. Auch Erwachsene haben das Recht zu Spielen und damit letztendlich das Recht zu Träumen. Das ist kein Vorrecht der Kinder.
Problematisch wird es so erst dann, wenn man Defizite und Probleme des RL mit einem Medium wie SL nicht aktiv kompensiert, also sich reflektierend mit sich und seinem Tun und Handeln beschäftigt, sondern sie einfach nur mit diesem Medium betäubt. Und sich so von SL mehr oder weniger berieseln lässt, wie einer, der am Nachmittag vor der Glotze sitzt und sich vom Unterschicht-TV und der Scripted Reality auf RTL & Co. betäuben lässt ohne über das, was da "hinter der Mattscheibe" und zwischen dem Autor des Sendungsskripts und ihm als Zuschauer passiert, in irgendeiner Weise den Kopf zu zerbrechen.
Dann wird SL durchaus zu einer "Droge" und es treten eben "Entzugserscheinungen" wie Unsicherheit, Nervosität und Unwohlsein auf, bis hin zur "Sinn- und Identitätskrise" oder wie auch immer das aussieht, wenn ein Zwangsonliner nicht in seine Welt gegehen kann. Und das RL und das soziale Umfeld wird vernachlässigt um nach SL zu kommen.