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Virtualität? Realität?

Pompeji Papp

Aktiver Nutzer
Dieser Artikel findet seinen Grund in einem Geschehen in der realen Welt, die es einem behinderten Menschen vorhält, dass er seine ihm zustehende FREIZEIT in einer virtuellen Welt verplempert. Das ist die Meinung eines SOZIALEN Betreuungsdienstes.



Das tägliche virtuelle Leben.


„Hast du nichts anderes wie nur noch diesen Computerspielkram im Kopf, mach doch mal was anderes. Das kann doch nicht angehen, dass du nur noch vor dem Computer sitzt“, sagt Ix zu Ypsilon, um sich dann aber schleunigst ins Wohnzimmer zu begeben, um die 1245 Folge von Rindenstrasse nicht zu verpassen.


Doch was macht Ypsilon wirklich vor seinem Rechner. Er nimmt teil an einer Welt, deren Optik nur aus Pixeln besteht, aber dessen Kommunikation und Interaktion so real ist, als würde man sich in der Realität treffen. Er befindet sich in einer virtuellen Welt und interagiert mit real existierenden Menschen irgendwo auf diesem Planeten. Interagiert in der Form, dass man gemeinsame Erlebnisse hat, die einem realen Erlebnis in nichts nachstehen müssen.


Sicherlich wird der Sinn des Sehens eines jeden in dieser virtuellen Welt betrogen, da es sich auf der optischen Seite um ein Bild handelt, das es so in der Realität nicht gibt. Doch das geschriebene Wort im Chat oder das gesprochene Wort über die Audiomögichkeiten der Computerkommunikation sind so real, als stehe man sich gegenüber.Wahrheiten bleiben Wahrheiten, Lügen bleiben Lügen, in einer virtuellen Welt wie in einer realen Welt. Sympathien entstehen, genau so wie Antipathien. Das wichtigste Instrument, in einer virtuellen wie auch realen Welt, bleibt das WORT.


„Mach doch mal was vernünftiges, wie ständig vor dem Computer zu hocken.“ Bleibt die Frage im Raum, was meint man mit dieser Aussage ? Geht es darum, seine Zeit nicht vor dem Computer zu verbringen ?
Nun gut, wenn es denn so ist, dann wäre die Konsequenz, dass ca. 70 – 80% der heutigen Berufstätigen wieder „sinnvoll“ mit Papier und Bleistift arbeiten und die mechanische Rechen- und Schreibmaschine in die Hand nehmen. Ach so, es bezieht sich nur auf das Freizeitverhalten, nach der getanen Arbeit. Bewegung ist angesagt.


Auf in die „Muckibude“ und den Körper fit machen. Dabei ständig irgendwelche elektronische Anzeigegeräte im Blick haltend, um ja die errechneten körperlichen Grenzwerte einzuhalten. Übrigens soll das Laufen auf Laufbändern in voll klimatisierten Räumen ja so gesund sein. Ach und man kann auf dem Laufrad ja alle Arten von Geländeformationen einstellen, um bergauf und bergab zu simulieren. Nur gut, dass ich mich in der „Realität“ bewege. Oder soll es doch lieber sein, die freundschaftlichen Bande zu pflegen. Real versteht sich. Und was macht man da ? Man trifft sich halt mit Freunden und redet über dies oder das, beim Skat, beim Bier, zwei oder drei, beim Fußball, auf einem Konzert, beim Theaterbesuch, im Kino.


Schauen wir uns diese und andere Möglichkeiten des gemeinsamen Erlebens in der realen Welt an, ist es wieder das Wort und die Gemeinsamkeit eines Zeitabschnittes, die prägend sind. Und genau dies unterscheidet die Realität NICHT von der Virtualität.
Wer sagt, er trenne die Virtualität strikt von der Realität, vergisst, dass die Virtualität, wenn man sich in eine solche begibt, ein Teil der Realität wird. Schon das Einloggen in eine solche Welt lässt jemanden Teil dieser Welt werden und somit interagiert man damit und die optischen Eindrücke, die diese Welt vermittelt sind real. Noch intensiver wird es, wenn man auch nur das Wörtchen „hi“ einem anderen Avatar zum Gruß anbietet. In diesem Moment interagiert man in diesem virtuellen Raum sehr REAL mit einem anderen Menschen.


Doch was ist nun so verdammenswert, dass Ypsilon seine Zeit und seine zwischenmenschlichen Kontakte in diesem virtuellen Raum verbringt? Nicht jede virtuelle Welt ist gleich. So gibt es Welten, die ein Spielziel vorgeben, als Beispiel sei hier das bekannte „World of Warcraft“ genannt. Andere Welten wie „Second Life“ geben kein bestimmtes Ziel vor und der Teilnehmer muss sich seine Zielvorgabe selber stellen. Wie im echten, realen Leben muss man sich seine Ziele für einen gewissen Zeitrahmen selber geben. Im Gegensatz zur Realität sind diese Zielvorgaben in den meisten Fällen leichter zu erreichen.

  • Sie sind nicht an räumliche Begrenzungen gebunden.
  • Sie unterliegen nicht physikalischen Grenzen
  • Sie schränken körperliche Handicaps nicht ein
  • Sie bewegen sich im selbst gesteckten finanziellen Rahmen
An dieser Stelle ein paar Beispiele:


Peter K. Singer/Songwriter, durch einen Motorradunfall an den Rollstuhl gebunden, spielt bisher Musik nur im näheren Umfeld und vor einem fast immer gleichen Publikum. Seine Musik ist aber schon professioneller Art und nicht mit Klampfenklängen am Pfadfinderlagerfeuer zu vergleichen.
Er entschließt sich seine Musik auch in einer virtuellen Welt zu spielen und tritt dort in Form eines alternativen Egos auf, die Musik, die er aber in diese Welt einspielt ist Live aus seinem Wohnzimmer aus seinem Rollstuhl gespielt. Und der Applaus, den er in schriftlicher oder auch hörbarer Form vernimmt, ist ebenfalls ein zeitgleiches Feedback. Er bekommt mit der Zeit eine Fangemeinde, die er so in der realen Welt nicht oder nur mit großem Aufwand bekommen hätte.


Karlheinz B. Schriftsteller aus Kiel. Seine Romane sind seinen Lesern schon bekannt. Aber halt SEINEN Lesern; die, die ihn kennen. Karlheinz B entschließt sich Lesungen auch in der virtuellen Welt zu veranstalten. Und dies Live aus seinem Wohnzimmer, ohne zu reisen. Seine Zuhörer hören ihn in dieser virtuellen Welt und sitzen ebenfalls in ihren eigenen vier Wänden. Nach der Lesung wird noch zwischen dem Schriftsteller und den Zuhörern locker geplaudert. Zuhörer, die sich zeitgleich in Paderborn, Zweibrücken, Furtwangen, Wiesmoor und Dresden befinden.


Irene F. tanzte in ihrer Jugend leidenschaftlich gerne Ballett. Nun im Alter macht ihr ihre körperliche Behinderung einen Strich durch die Rechnung. Körperliche Einschränkungen in der realen Welt können in der virtuellen Welt kompensiert werden. Bewegungen des Alter Egos werden durch Animationen hergestellt, so auch das Tanzen. Und so entschließt sich Irene, ihre Leidenschaft in die virtuelle Welt zu übertragen und studiert eine Choreographie ihres Alter Ego ein. Dabei muss sie einzelne Animationssequenzen so zusammenpassen, dass sie der Musik folgen. Eine kreative aber auch zeitaufwendige Arbeit. Am Schluss führt sie Ihre „Show“ einem internationalen Publikum im virtuellen Raum vor und erntet Lob und Kritik seitens des Publikums, dass, wie in der Realität, durchaus zu Diskussionen führt.


Paul T. mag das Theater und hat die Idee selbst ein Theaterstück einem Publikum vorzuführen. Leider sind seine finanziellen Mittel sehr begrenzt und auch die räumlichen Möglichkeiten nicht gegeben. Er entschließt sich es in der virtuellen Welt zu versuchen. Er kontaktiert Freunde und virtuellen Bekannte und erzählt von der Idee. Ein Projekt entsteht an dem einige MENSCHEN beteiligt sind, die sich ebenfalls im virtuellen Raum befinden.



  • Karlheinz B. liefert mit einer Kurzgeschichte die Basis für das Theaterstück und ein Theaterskript wird geschrieben.

  • Peter K. komponiert Musikstücke für einzelne Szenensequenzen

  • Irene F choreographiert die einzelnen Bewegungsabläufe der Alter Egos
  • Monika P. baut das Bühnenbild
  • Hans K. programmiert die Spezialeffekte
  • Rolf H. übernimmt die Gesamtregie und probt die Szenen ein mit den Schauspielern
  • Petra B. Hausfrau aus Sindelfingen
  • Hans G. Hartz IV Empfänger auf Arbeitssuche aus Düsseldorf
  • Christopher D. Schüler Storkow
  • Anke v. Z. körperlich behindert, arbeitet in einer Behindertenwerkstatt aus Berlin
  • Karsten B. Rechtsanwalt aus Regensburg




Man trifft sich zu real existierenden Zeiten und Zeiträumen in einem virtuellen Raum. Die Probenzeiten für das Stück sind wöchentlich zweimal zwischen jeweils ein und zwei Stunden und laufen bis zur Premiere über drei Monate. Das Theaterstück wird in mehreren Aufführungen einem breiten Publikum vorgestellt und sorgt für Diskussionen. Lob, Tadel, Kritik und auch Gespräche.


Für diejenigen, die es nach diesen Zeilen vergessen haben sollen: Wir reden immer noch über die Mitwirkung der realen Personen in einer virtuellen Welt !


Als wichtiges Merkmal ist hier die simultane Partizipation mehrerer Nutzer kennzeichnend, die sich unabhängig voneinander im virtuellen Raum bewegen können. (Aus Wikipedia Suchbegriff „Virtuelle Welt“)
Ist die Kommunikation per Telefon, Handy, SMS oder Skype nur deshalb statusmäßig höher gestellt, weil ihr die fantastische optische Umwelt einer virtuellen Welt fehlt?
Steht man also nicht mehr in einer sozialen Kompetenz, wenn man sich auf die Ebene einer virtuellen Welt herablässt und halt mal nicht zum Skatabend geht ?


„Hast du nichts anderes, wie nur noch diesen Computerspielkram im Kopf, mach doch mal was anderes. Das kann doch nicht angehen, dass du nur noch vor dem Computer sitzt“, sagt Ix zu Ypsilon, um sich dann aber schleunigst ins Wohnzimmer zu begeben, um die 1245 Folge von Rindenstrasse nicht zu verpassen.


Paul Merken aka zaphod Enoch






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ja nun, jeder soll nach seiner fasson selig werden.

aber ich kenne leute im rolli, die sogar auf die (für mich nicht wirklich tolle) idee gekommen sind, sich bei dsds zu bewerben und dabei sogar noch ins finale gekommen sind (manuela wirth mit ms, tritt ansonsten in clubs etc. auf)

ich kenne leute, die aufgrund ihrer behinderung erst auf die idee gekommen sind, ein buch zu schreiben

ich kenne auch welche, die früher "normal" getanzt haben, jetzt halt rollstuhltanz machen

alles im realen leben. find ich total bewundernswert. ich denk mal, sl ist ein bißchen ein anderes level. und nicht jeder hat die energie, das alles in real zu machen. ist auch ok. aber wie gesagt: es gibt solche menschen! ich würde mich wahrscheinlich auch eher in sl zurückziehen in so einer situation
 

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