Gebt den Leuten einfach ein Grundeinkommen, das zum Leben reicht, auch wenn sie es für Zigaretten und Bier und Schnaps ausgeben,gebt den Leuten ein Dach über dem Kopf und täglich eine warme Mahlzeit, die nicht nur aus dem besteht, was zum Überleben grade genug, aber um satt zu werden viel zu wenig ist. Gebt es den Leuten auch dann, wenn sie sich weigern, auch nur einen Finger krumm zu machen dafür. Auch wenn sie nur auf der faulen Haut liegen wollen. Gebt diesen Leuten einen Fernseher, gebt ihnen kostenloses Internet und einen einfachen PC. Oder eine einfache Spielekonsole. Das muss ja nicht das allerneuste Gerät sein, wichtig ist nur, dass die Leute beschäftigt sind und bisschen was zu tun haben.
Und ihr könnt in Ruhe mit einem 200€ teuren Handtäschchen, mit 1000€ teuren Schuhen und mit einer Hose, für die ihr mal 170€ gezahlt habt, durch die Fußgängerzone gehen. Ihr könnt in eurem Haus in der Vorstadt gemütlich im Garten sitzen und den Feierabend genießen und den Kindern beim plantschen im kleinen Pool zusehen. Und wenn ihr dann irgendwann gut gegessen habt, dann könnt ihr einfach in den Daimler oder den Jaguar steigen in die Innenstadt fahren und noch ein klassisches Konzert besuchen, anschließend noch auf ein Gläschen Wein in eine Schicke Bar schlendern und wenn es ein Glas zu viel wird, dann könnt ihr den Wagen einfach stehen lassen und ein Taxi nach Hause nehmen.
Zwingt die Leute dazu, für einen Hungerlohn zu arbeiten, gebt nur denen zu essen, die auch arbeiten wollen. Gebt ihnen nur so viel zu essen, dass sie grade nicht verhungern, damit sie gezwungen sind sich einen Job zu suchen, auch wenn es wegen des allgemeinen Arbeitszwanges immer mehr Jobs gibt, bei denen man kaum mehr verdient als den HIV-Satz. Setzt die Leute auf die Straße, wenn sie "eine zu große Wohnung" haben, sollen sie doch erst mal ins Obdachlosenheim bis sie was neues passendes und vor allem angemessenes finden. Zwingt die asozialen Arbeitslosen dazu, sich anzupassen, damit sich Leistung wieder lohnt. Macht das einige Jahre lang.
Und ihr könnt nicht mehr einfach so in der Innenstadt aus dem Auto steigen, wenn ihr teure Klamotten an habt. Ihr könnt nicht mal mehr die Fenster runter machen an einer roten Ampel. Euer Haus befindet sich zwar noch in der Vorstadt, aber dann ist das ein Bezirk, der einem Privatunternehmen gehört, das auch die Mauer mit dem Stacheldraht rund um den Bezirk überwacht. Und wenn die Kinder im Garten im Pool plantschen wollen, dann schaut ihr da nicht mehr alleine zu, dann schaut da auch noch der Typ im Kameraraum zu, der die Siedlung von innen überwacht, falls sich doch mal wer von außen in die Siedlung verirrt hat. Mit dem Daimler und dem Jaguar könnt ihr dann abends immer noch in die Stadt um ein klassisches Konzert zu besuchen. Aber nun muss das Ding in die gesicherte und bewachte Tiefgarage. Einfach am Straßenrand hinstellen vor der Oper ist nicht mehr, da muss man nun damit rechnen dass der Wagen entweder übelst demoliert oder aber einfach gleich ganz geklaut ist. Und nach der Oper oder dem Konzert eben mal in die Bar schlendern, das ist nicht mehr. Sowas geht dann nur noch mit Bodyguard oder in den Städten, in denen die Polizei mit Sturmgewehren und Maschinenpistolen patroulliert. Und mit dem Taxi nach Hause ist auch nicht mehr drin. Weil ihr nie wissen könnt, ob der Taxifahrer euch nun nach Hause fährt oder ob er euch in einer dunklen Ecke um die Brieftasche und die Wertsachen und das Leben erleichtert, einfach weil das, was ihr so in der Brieftasche habt an Bargeld, für gewöhnlich mehr ist, als das, was so ein Taxifahrer in einem Monat verdient.
Eine Dystopie? Nö, das ist so mittlerweile in vielen Teilen dieser Welt ziemlich real. Vor allem in den Staaten, wo die Armen kaum was zu futtern haben und wo sie mehr oder weniger zur Arbeit bei Niedrigstlöhnen gezwungen werden. Mexico City ist z.B. eine tolle Stadt mit schicken Einkaufszentren - aber sie ist auch ziemlich tödlich wenn man nach zu viel Geld ausschaut und sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhält. Und nicht anders ist es in einigen Ecken der USA auch, auch dort gibt es durchaus diese "gesicherten Wohngebiete", und mit einem fetten Lexus Cabrio ohne Verdeck, aber dafür im Designer-Anzug durch einige Ecken von LA zu fahren, das ist in etwa wie als Taube "komm Miez Miez" zu rufen statt zu gurren. Und richtig Krass ist es in Johannesburg, wo sich selbst die Polizei und das Militär nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr in einige Viertel traut.
Brot und Spiele sind nicht nur Opium fürs Volk, sie sorgen einfach auch für innere Sicherheit, für Ruhe und vor allem für ein niedrigeres Kriminalitätsniveau. Und unter dem Strich ist das sogar billiger als sich gepanzerte Autos, Leibwächter und hohe Mauern mit Stacheldraht und Kameras besorgen zu müssen...