Natürlich ist es wichtig, sich an vorgegebene Regeln zu halten. Ein Spieler, der sich nicht daran hält ist irgendwann nur noch nervig. Ich finde es auch blöde, z.B. in einer Stadt wie der Oase der vier Palmen auf eine Taluna zu treffen, die so tut als wäre es ihre Stadt.
Was ist meine ist etwas anderes. Die Probleme fangen schon mit dem Grüßen an. Ich darf immer nur 'Grüße...' sagen, nie 'Tal...', weil sich das nicht gehört für eine Kajira. Ich muss mich beim Serv IMMER an die genau vorgegebenen Regeln halten... und so weiter. Das kann gut sein, dass dies nur Onlineregeln sind...aber willst du dich deshalb mit jedem anlegen? Das ist mir zu blöde, denn ich will Spaß haben beim Spielen. Ich denke diese ewigen Zurechtweisungen und der immer engere Spielraum, den ich als Kajira und auch als Freie habe rühert daher, dass sich niemand von Mitspielern vorwerfen lassen will, wie wenig er sich wirklich mit Gor auskennt. So hält man sich eben an die vielen Regeln...und je mehr desto besser....weil...dann hat man richtig Ahnung, oder?
Eieiei, das ist ja ein ganzes Bündel... ich sage es mal so: wenn ich immer den gleichen Serv haben wollte, dann würde ich mir keine Kajira hinstellen, sondern so ein geskriptetes und abgerichtetes Hündchen, dass immer dieselben Abläufe zuverlässig macht. Das reicht aus, wozu dann noch Spielen, wenn man Automatismen haben will?
Kein Serv muss wie der andere sein. Es kann eine unterschiedliche Tageszeit sein, die Kleidung kann man trocken oder nass sein, schmutzig oder rein, die Frisur unterschiedlich, und und und... wer keine Abwechslung haben will, der betrügt sich doch am Ende selber.
Mit dem berühmten "Tal" bei Sklavinnen könnte man sofort kontern mit "Ja, Moment, aber das betrifft nur die Geste mit der Hand, nicht aber das Wort selber." Das ist ein sehr bekannter Onlineismus.
Es gibt sicher, wie bei jeder Rolle, einen mehr oder minder abgesteckten Rahmen, innerhalb dessen man sich bewegt. Aber dabei gibt es verdammt viel Bewegungsfreiheit und Gestaltungsmöglichkeiten.
Man darf dabei nie vergessen: Gor war nie als Grundlage für ein Rollenspiel in epischer Breite gedacht gewesen. Die Bücher widersprechen sich teilweise selber, vieles ist nicht wirklich durchdacht oder auch großer Mist, der Autor war jung und brauchte das Geld, so etwas soll es geben. Es gibt Schlimmeres im Leben.
Es gibt einfach neben den Sachen, die in den Büchern beschrieben stehen (wie z.B. eine recht gute Kennzeichnungen der hohen Kasten), Sachen, die nicht beschrieben sind, aber plausibel sind (nur weil meinetwegen wohl nicht beschrieben ist, dass Marlenus mal auf den Pott geht, heißt das nicht, dass er keinen Stuhlgang hat), aber auch Sachen, die möglich wären, aber wohl so kaum stattfinden (z.B. ein Priesterkönig, der bei irgendeiner Feier einem Menschen in Persona zum Erfolg gratuliert) und einfach nur Mist. Irgendwo innerhalb dieses Spannungsfeldes bewegt sich jeder, der Gor spielt, was man daraus macht, hat jeder selber in der Hand.
Wie allerdings auch schon mal Stiller vor Ewigkeiten richtig formulierte: jedes RP leidet gerne am Superheldensyndrom. Hat man drei Spieler, dann hat man einen Superheld, einen Superschurken und ein Supergenie, aber wohl kaum jemanden, der freiwillig mal den Bilanzbuchhalter geben will.