ravina Fall
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Hallo ihr Lieben,
Nach gefühlter Ewigkeit habe ich es geschafft: Noch ein paar kleine Hürden mit dem Cover, dann kann ich
Teil 3 von Ravinas Geschichte auf den Markt bringen *freu*
Ich gehe fest davon aus, dass ich spätestens Anfang Dezember soweit bin.
Für alle, die den Anfang verpasst haben, oder es sich bisher nicht leisten wollten, gibt es Teil 1 und Teil 2 jetzt
als PDF Datei für "sanfte" 5,99 Euro bei epubli https://www.epubli.de/shop/autor/Ravina-Fall/1969
Und bevor Steffi ausrastet, hier ein kleiner Spoiler... ;-)
Kapitel 1. Nichtsnutz
Als Ravina am Morgen erwachte, lag sie allein auf einer harten Holzbank. Noch schlaftrunken blinzelte sie in das Feuer, das jemand geschürt haben musste während sie fest geschlafen hatte. Stirnrunzelnd setzte sie sich dann auf und versuchte sich zu erinnern, wo sie sich überhaupt befand. Ein brennender Schmerz zog scharf von den sich dehnenden Striemen über ihrem ganzen Rücken und augenblicklich war die Erinnerung wieder da.
Kassau! Der Wald! Olbien! Ihr Gesichtsausdruck versteinerte. Es war keine böser Traum gewesen, oh nein! Mit einer gemeinen List hatte der alte Jarl sie der Sklavenhändlerin gestohlen und zu seinem Eigentum gemacht. Ravina schluckte trocken und versuchte die Hoffnungslosigkeit, die schlagartig und mit aller Macht Besitz von ihr ergreifen wollte, nicht zuzulassen. Wenn sie die Zeit beim Sklavenhändler überlebt hatte, dann würde sie auch das hier schaffen! Blieb nur zu hoffen, dass es ein Scherz des Nordmanns gewesen war, sie erneut zu einem Münzmädchen machen zu wollen!
Für einen Augenblick starrte sie noch in das Feuer und hing ihren trüben Gedanken nach, dann gab sie sich einen Ruck und stand auf. Es nutzte keinem, wenn sie hier herumsaß.
Langsam ging sie durch die Langhalle in Richtung Küche und bemerkte dabei, dass nicht nur jemand das Feuer angefacht, sondern auch die Methörner vom Vorabend weggeräumt und die Felle auf den Bänken wieder zurecht gelegt hatte. Sie musste wie ein Stein geschlafen haben, um nichts davon mit zu bekommen. Auch in der kleinen Küche wirkte alles frisch aufgeräumt und sauber. Nach einem kurzen Blick über die Regale ging die nackte Sklavin durch den Raum hindurch und auf einen Durchgang an der linken Seite zu. Neugierig spähte sie durch den braunen Stoff, der an einem Balken über ihr angebracht war und wohl statt einer Türe den dahinter liegenden Gang von der Küche trennen sollte.
"Was treibst du hier?" Eine tiefe Stimme ließ die Sklavin erschrocken herumfahren und ihr Herz schlug so heftig in der Brust, als wolle es sie sprengen.
Es war Thorgal der hinter ihr stand und sie von oben herab musterte wie ein Tierchen, das man bei etwas besonders Ungehörigem erwischt hatte. Thorgal, der blonde Jarl, der sie in Landa von ihrer Herrin weggezerrt und auf das Boot gebracht hatte.
Unwillig funkelte Ravina den Freien an, doch dann erinnerte ein erneutes Reißen auf ihrem Rücken sie an das, was die Kurt ihres Herrn sie am vorigen Abend gelehrt hatte. Wollte sie sich wirklich aus einer Laune heraus gleich die nächste Strafe einhandeln? Resigniert den Blick senkend, ließ sie sich auf den kühlen Steinboden hinab sinken.
"Nichtsnutz grüßt euch, Herr!" Nur mit Widerwillen sprach sie den ungeliebten neuen Namen aus und ihre Haltung musste dem Jarl zudem recht deutlich zeigen, wie unwohl sie sich in ihrer Haut fühlte.
Doch der Freie grinste nur. "Soso, Nichtsnutz also. Ein sehr passender Name für eine unwissende Südsklavin, will ich wohl meinen! Nun denn, steh auf, Nichtsnutz! Es ist hier nicht üblich, dass die Sklavinnen ständig faul herum knien. Ist ja auch viel zu kalt dafür! Und nenne mich Jarl!"
Überrascht hob Ravina den Blick und lächelte ihm scheu zu, bevor sie rasch aufstand, um dann ein wenig verlegen vor ihm auf und ab zu wippen, sich ihrer Nacktheit nur zu bewusst.
Prüfend ließ Thorgal seinen Blick von oben bis unten über ihren Körper schweifen. "Sag, warum bist du ohne Kleidung, Mädchen?"
Obwohl sie die Frage bereits erwartet hatte, konnte Ravina ein leises Seufzen nicht unterdrücken. "Nichtsnutzs Herr hat sie weggenommen, Herr."
Noch immer mit ruhigem Gesichtsausdruck nickte der Nordmann vor sich hin, dann sagte er: "Gut. Er wird dir sicher welche geben, wenn er es für richtig hält, Sklavin! Wobei... in der Halle tragt ihr Mädchen sowieso keine, niemals!" Ohne Ravinas sich deutlich verfinsternde Miene zu beachten, sprach er weiter. "Aber nun sag, was kannst du eigentlich, Mädchen? Ich frage mich, wo wir dich hier auf dem Hof gebrauchen können."
Ravina blickte auf ihre Hände hinab und zuckte dann mit den Schultern. "Die Sklavin kann wohl nichts, was hier von Nutzen wäre", murmelte sie vor sich hin und bemerkte nicht, wie der Jarl bei ihren Worten wieder anfing zu schmunzeln.
"Ich sagte dir doch, dass dein Name richtig gut passt!" Es klang amüsiert und als er sah, wie die Wangen der Sklavin daraufhin flammend Rot wurden, wurde sein Grinsen immer breiter.
"Nichtsnutz ist eine Kajira, Herr und keine Bond!" Ihre Stimme wurde trotzig. "Sie kann servieren, wie es im Süden üblich ist und ein bisschen tanzen, falls das hier wer braucht."
Thorgal maß sie noch einmal abschätzend und fragte dann, ohne auf ihren trotzigen Ton einzugehen: "Nur Tanzen? Das ist für den Anfang ganz nett, aber wichtiger ist: kannst du mit einer Heugabel umgehen?"
In Ravinas Augen spiegelte sich Irritation, dann murmelte sie kleinlaut: "Nein, Herr! Das kann die Sklavin nicht."
Der blonde Nordmann hob nur eine Augenbraue, dann schob er Ravina rigoros durch den Vorhang in den kleinen Gang dahinter. Eine schmale Stiege führte in das obere Stockwerk, von dem der Jarl nur kurz erklärte, dass dort Schlafräume und Bad wären und dass Ravina ohne Aufforderung dort nichts verloren habe.
Direkt hinter dem Fuß der Treppe sah Ravina eine etwas verwittert wirkende Holztüre und der strenge Geruch von Tieren drang an ihre Nase.
"Da drinnen ist der Stall, Sklavin. Dort wartet deine erste Aufgabe auf dich!" Mit sanftem Druck schob Thorgal sie hinein. "Und im Übrigen heißt es immer noch Jarl im Norden und nicht Herr! Hörst du nicht zu?"
Hinter der Türe befand sich tatsächlich der Viehstall, ein quadratischer Raum, der direkt an das Langhaus angebaut worden, aber nur zum Teil überdacht war. Hier standen zwei ausgewachsene Bosk im weichen Stroh und kauten zufrieden vor sich hin, ohne den Besuch zu beachten, während das Kälbchen zwischen den Beiden sofort neugierig den Kopf hob und die Neuankömmlinge anglotzte.
Ohne nachzufragen huschte Ravina zu dem Jungtier und streichelte ihm sanft über den weichen Nasenrücken. "Du bist aber süß!"
Mit einem zufriedenen Nicken hatte Thorgal von der Türe aus beobachtet, wie selbstverständlich sie mit dem Tier umging und lief nun hinter ihr vorbei zu dem großen Tor an der gegenüberliegenden Seite des Stalles. Während er es mit Schwung aufstieß, drehte er sich zu Ravina um. "Um die Vulos, die Tarsk und die Bosk musst du dich gar nicht kümmern, Sklavin, denn das ist Skvisas Aufgabe. Du wirst nur ausmisten und neu einstreuen!" Er beobachtete Ravinas Miene sehr genau, als er ihr die Aufgaben nannte. Selbst durch den Bart hindurch, konnte man das leichte Schmunzeln erkennen, dass sich auf seine Lippen legte, als er sah, wie sie darum kämpfen musste, das Gesicht nicht unwillig zu verziehen. Ohne auf ihre Regungen zu reagieren trat er dann aus der Scheune, sich sicher, dass die Sklavin ihm folgen würde. "Hinten im Hof ist immer frisches Stroh und das Schmutzige fährst du nach draußen. Die anderen Bonds werden dir alles zeigen, wenn sie zurück sind. Jetzt aber..." Er hielt mitten im Satz inne, drehte sich zu dem alten Holzkarren, der vor der Palisade stand und nahm eine Heugabel herunter. Grinsend drückte er sie Ravina in die Hand. "Jetzt wirst du erst mal Mist auf den Wagen schaufeln, bis er voll ist!"
Mit unglücklicher Miene nahm Ravina das Werkzeug entgegen und ging wortlos in den Stall zurück.
"Ach, Nichtsnutz!" Die Stimme des Jarls klang plötzlich bedrohlich und als Ravina sich noch einmal zu ihm umdrehte, wirkte der Nordmann viel ernster auf sie als die ganze Zeit zuvor. "Hier auf dem Hof ist alles etwas ungezwungener als drüben in der Stadt, doch bestraft wirst du auch hier, wenn du nicht spurst, Sklavin!"
Heiß schoss Ravina die Röte in die Wangen, als seine Worte sie augenblicklich an die Schläge des gestrigen Abends denken ließen. Sie hoffte inständig, dass ihre langen Haare die Striemen auf dem Rücken ausreichend verdeckten. "Das... das weiß Nichtsnutz schon, Herr!", murmelte sie verlegen und huschte dann eilig in den Stall, um ihm nicht weiter in die Augen sehen zu müssen.
***
Es verging eine ganze Ahn, bis Ravina endlich den Wagen soweit vollgeladen hatte, dass sie es wagte, eine kleine Pause einzulegen. Die ungewohnte Anstrengung hatte ihren Tribut gefordert. Müde ließ die Sklavin sich neben dem Wagen auf den Boden sinken und bemerkte in ihrer Erschöpfung nicht einmal, wie kalt Gras und Erde unter ihr waren. Verhalten gähnend starrte sie vor sich hin und versuchte, nicht allzu genau über ihre Lage nachzudenken.
Doch vergeblich! Hatte sie es während der Arbeit auch ignorieren können, so wurde sie jetzt erneut durch das schmerzhafte Reißen an ihrem Rücken deutlich daran erinnert, wem sie gehörte. Ihre Gedanken kreisten ständig um ihren neuen Herrn und den Platz, den sie hier an seiner Seite zu haben schien. Nichtsnutz wurde sie genannt, eine schlechte Bond, der man gerade mal zutraute die Ställe auszumisten! Wie herrlich war es dagegen in Landa gewesen! Ravina seufzte schwer bei der Erinnerung. Dann fiel ihr Blick auf die Türe des Stalles, hinter der sich noch immer Berge von Heu türmten, die nur darauf warteten ausgemistet zu werden. Sich innerlich einen Ruck gebend stand Ravina auf, nahm die Heugabel vom Wagen und machte sich erneut an die Arbeit. Vielleicht sollte sie doch besser beweisen, dass man ihr den Namen zu Unrecht gegeben hatte, anstatt sich in ihrem Unglück zu suhlen...
Nach gefühlter Ewigkeit habe ich es geschafft: Noch ein paar kleine Hürden mit dem Cover, dann kann ich
Teil 3 von Ravinas Geschichte auf den Markt bringen *freu*
Ich gehe fest davon aus, dass ich spätestens Anfang Dezember soweit bin.
Für alle, die den Anfang verpasst haben, oder es sich bisher nicht leisten wollten, gibt es Teil 1 und Teil 2 jetzt
als PDF Datei für "sanfte" 5,99 Euro bei epubli https://www.epubli.de/shop/autor/Ravina-Fall/1969
Und bevor Steffi ausrastet, hier ein kleiner Spoiler... ;-)
Kapitel 1. Nichtsnutz
Als Ravina am Morgen erwachte, lag sie allein auf einer harten Holzbank. Noch schlaftrunken blinzelte sie in das Feuer, das jemand geschürt haben musste während sie fest geschlafen hatte. Stirnrunzelnd setzte sie sich dann auf und versuchte sich zu erinnern, wo sie sich überhaupt befand. Ein brennender Schmerz zog scharf von den sich dehnenden Striemen über ihrem ganzen Rücken und augenblicklich war die Erinnerung wieder da.
Kassau! Der Wald! Olbien! Ihr Gesichtsausdruck versteinerte. Es war keine böser Traum gewesen, oh nein! Mit einer gemeinen List hatte der alte Jarl sie der Sklavenhändlerin gestohlen und zu seinem Eigentum gemacht. Ravina schluckte trocken und versuchte die Hoffnungslosigkeit, die schlagartig und mit aller Macht Besitz von ihr ergreifen wollte, nicht zuzulassen. Wenn sie die Zeit beim Sklavenhändler überlebt hatte, dann würde sie auch das hier schaffen! Blieb nur zu hoffen, dass es ein Scherz des Nordmanns gewesen war, sie erneut zu einem Münzmädchen machen zu wollen!
Für einen Augenblick starrte sie noch in das Feuer und hing ihren trüben Gedanken nach, dann gab sie sich einen Ruck und stand auf. Es nutzte keinem, wenn sie hier herumsaß.
Langsam ging sie durch die Langhalle in Richtung Küche und bemerkte dabei, dass nicht nur jemand das Feuer angefacht, sondern auch die Methörner vom Vorabend weggeräumt und die Felle auf den Bänken wieder zurecht gelegt hatte. Sie musste wie ein Stein geschlafen haben, um nichts davon mit zu bekommen. Auch in der kleinen Küche wirkte alles frisch aufgeräumt und sauber. Nach einem kurzen Blick über die Regale ging die nackte Sklavin durch den Raum hindurch und auf einen Durchgang an der linken Seite zu. Neugierig spähte sie durch den braunen Stoff, der an einem Balken über ihr angebracht war und wohl statt einer Türe den dahinter liegenden Gang von der Küche trennen sollte.
"Was treibst du hier?" Eine tiefe Stimme ließ die Sklavin erschrocken herumfahren und ihr Herz schlug so heftig in der Brust, als wolle es sie sprengen.
Es war Thorgal der hinter ihr stand und sie von oben herab musterte wie ein Tierchen, das man bei etwas besonders Ungehörigem erwischt hatte. Thorgal, der blonde Jarl, der sie in Landa von ihrer Herrin weggezerrt und auf das Boot gebracht hatte.
Unwillig funkelte Ravina den Freien an, doch dann erinnerte ein erneutes Reißen auf ihrem Rücken sie an das, was die Kurt ihres Herrn sie am vorigen Abend gelehrt hatte. Wollte sie sich wirklich aus einer Laune heraus gleich die nächste Strafe einhandeln? Resigniert den Blick senkend, ließ sie sich auf den kühlen Steinboden hinab sinken.
"Nichtsnutz grüßt euch, Herr!" Nur mit Widerwillen sprach sie den ungeliebten neuen Namen aus und ihre Haltung musste dem Jarl zudem recht deutlich zeigen, wie unwohl sie sich in ihrer Haut fühlte.
Doch der Freie grinste nur. "Soso, Nichtsnutz also. Ein sehr passender Name für eine unwissende Südsklavin, will ich wohl meinen! Nun denn, steh auf, Nichtsnutz! Es ist hier nicht üblich, dass die Sklavinnen ständig faul herum knien. Ist ja auch viel zu kalt dafür! Und nenne mich Jarl!"
Überrascht hob Ravina den Blick und lächelte ihm scheu zu, bevor sie rasch aufstand, um dann ein wenig verlegen vor ihm auf und ab zu wippen, sich ihrer Nacktheit nur zu bewusst.
Prüfend ließ Thorgal seinen Blick von oben bis unten über ihren Körper schweifen. "Sag, warum bist du ohne Kleidung, Mädchen?"
Obwohl sie die Frage bereits erwartet hatte, konnte Ravina ein leises Seufzen nicht unterdrücken. "Nichtsnutzs Herr hat sie weggenommen, Herr."
Noch immer mit ruhigem Gesichtsausdruck nickte der Nordmann vor sich hin, dann sagte er: "Gut. Er wird dir sicher welche geben, wenn er es für richtig hält, Sklavin! Wobei... in der Halle tragt ihr Mädchen sowieso keine, niemals!" Ohne Ravinas sich deutlich verfinsternde Miene zu beachten, sprach er weiter. "Aber nun sag, was kannst du eigentlich, Mädchen? Ich frage mich, wo wir dich hier auf dem Hof gebrauchen können."
Ravina blickte auf ihre Hände hinab und zuckte dann mit den Schultern. "Die Sklavin kann wohl nichts, was hier von Nutzen wäre", murmelte sie vor sich hin und bemerkte nicht, wie der Jarl bei ihren Worten wieder anfing zu schmunzeln.
"Ich sagte dir doch, dass dein Name richtig gut passt!" Es klang amüsiert und als er sah, wie die Wangen der Sklavin daraufhin flammend Rot wurden, wurde sein Grinsen immer breiter.
"Nichtsnutz ist eine Kajira, Herr und keine Bond!" Ihre Stimme wurde trotzig. "Sie kann servieren, wie es im Süden üblich ist und ein bisschen tanzen, falls das hier wer braucht."
Thorgal maß sie noch einmal abschätzend und fragte dann, ohne auf ihren trotzigen Ton einzugehen: "Nur Tanzen? Das ist für den Anfang ganz nett, aber wichtiger ist: kannst du mit einer Heugabel umgehen?"
In Ravinas Augen spiegelte sich Irritation, dann murmelte sie kleinlaut: "Nein, Herr! Das kann die Sklavin nicht."
Der blonde Nordmann hob nur eine Augenbraue, dann schob er Ravina rigoros durch den Vorhang in den kleinen Gang dahinter. Eine schmale Stiege führte in das obere Stockwerk, von dem der Jarl nur kurz erklärte, dass dort Schlafräume und Bad wären und dass Ravina ohne Aufforderung dort nichts verloren habe.
Direkt hinter dem Fuß der Treppe sah Ravina eine etwas verwittert wirkende Holztüre und der strenge Geruch von Tieren drang an ihre Nase.
"Da drinnen ist der Stall, Sklavin. Dort wartet deine erste Aufgabe auf dich!" Mit sanftem Druck schob Thorgal sie hinein. "Und im Übrigen heißt es immer noch Jarl im Norden und nicht Herr! Hörst du nicht zu?"
Hinter der Türe befand sich tatsächlich der Viehstall, ein quadratischer Raum, der direkt an das Langhaus angebaut worden, aber nur zum Teil überdacht war. Hier standen zwei ausgewachsene Bosk im weichen Stroh und kauten zufrieden vor sich hin, ohne den Besuch zu beachten, während das Kälbchen zwischen den Beiden sofort neugierig den Kopf hob und die Neuankömmlinge anglotzte.
Ohne nachzufragen huschte Ravina zu dem Jungtier und streichelte ihm sanft über den weichen Nasenrücken. "Du bist aber süß!"
Mit einem zufriedenen Nicken hatte Thorgal von der Türe aus beobachtet, wie selbstverständlich sie mit dem Tier umging und lief nun hinter ihr vorbei zu dem großen Tor an der gegenüberliegenden Seite des Stalles. Während er es mit Schwung aufstieß, drehte er sich zu Ravina um. "Um die Vulos, die Tarsk und die Bosk musst du dich gar nicht kümmern, Sklavin, denn das ist Skvisas Aufgabe. Du wirst nur ausmisten und neu einstreuen!" Er beobachtete Ravinas Miene sehr genau, als er ihr die Aufgaben nannte. Selbst durch den Bart hindurch, konnte man das leichte Schmunzeln erkennen, dass sich auf seine Lippen legte, als er sah, wie sie darum kämpfen musste, das Gesicht nicht unwillig zu verziehen. Ohne auf ihre Regungen zu reagieren trat er dann aus der Scheune, sich sicher, dass die Sklavin ihm folgen würde. "Hinten im Hof ist immer frisches Stroh und das Schmutzige fährst du nach draußen. Die anderen Bonds werden dir alles zeigen, wenn sie zurück sind. Jetzt aber..." Er hielt mitten im Satz inne, drehte sich zu dem alten Holzkarren, der vor der Palisade stand und nahm eine Heugabel herunter. Grinsend drückte er sie Ravina in die Hand. "Jetzt wirst du erst mal Mist auf den Wagen schaufeln, bis er voll ist!"
Mit unglücklicher Miene nahm Ravina das Werkzeug entgegen und ging wortlos in den Stall zurück.
"Ach, Nichtsnutz!" Die Stimme des Jarls klang plötzlich bedrohlich und als Ravina sich noch einmal zu ihm umdrehte, wirkte der Nordmann viel ernster auf sie als die ganze Zeit zuvor. "Hier auf dem Hof ist alles etwas ungezwungener als drüben in der Stadt, doch bestraft wirst du auch hier, wenn du nicht spurst, Sklavin!"
Heiß schoss Ravina die Röte in die Wangen, als seine Worte sie augenblicklich an die Schläge des gestrigen Abends denken ließen. Sie hoffte inständig, dass ihre langen Haare die Striemen auf dem Rücken ausreichend verdeckten. "Das... das weiß Nichtsnutz schon, Herr!", murmelte sie verlegen und huschte dann eilig in den Stall, um ihm nicht weiter in die Augen sehen zu müssen.
***
Es verging eine ganze Ahn, bis Ravina endlich den Wagen soweit vollgeladen hatte, dass sie es wagte, eine kleine Pause einzulegen. Die ungewohnte Anstrengung hatte ihren Tribut gefordert. Müde ließ die Sklavin sich neben dem Wagen auf den Boden sinken und bemerkte in ihrer Erschöpfung nicht einmal, wie kalt Gras und Erde unter ihr waren. Verhalten gähnend starrte sie vor sich hin und versuchte, nicht allzu genau über ihre Lage nachzudenken.
Doch vergeblich! Hatte sie es während der Arbeit auch ignorieren können, so wurde sie jetzt erneut durch das schmerzhafte Reißen an ihrem Rücken deutlich daran erinnert, wem sie gehörte. Ihre Gedanken kreisten ständig um ihren neuen Herrn und den Platz, den sie hier an seiner Seite zu haben schien. Nichtsnutz wurde sie genannt, eine schlechte Bond, der man gerade mal zutraute die Ställe auszumisten! Wie herrlich war es dagegen in Landa gewesen! Ravina seufzte schwer bei der Erinnerung. Dann fiel ihr Blick auf die Türe des Stalles, hinter der sich noch immer Berge von Heu türmten, die nur darauf warteten ausgemistet zu werden. Sich innerlich einen Ruck gebend stand Ravina auf, nahm die Heugabel vom Wagen und machte sich erneut an die Arbeit. Vielleicht sollte sie doch besser beweisen, dass man ihr den Namen zu Unrecht gegeben hatte, anstatt sich in ihrem Unglück zu suhlen...
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