Atrista wanderte durch den Wald, vorbei am Kartenhaus der Späher in Richtung zum Fluss. Unterwegs sah sie wie ein Reh durch den Wald lief und schleunigst die Flucht ergriff als sie sich näherte.
„Oh, was habe ich diese Anblicke vermisst“, dachte sie als sie am Fluss ankam und die wackelige Brücke betrat, „ich war zu lange, viel zu lange im Sanctum beschäftigt.“ Mitten auf der Brücke hielt sie an drehte sich in Richtung des Wasserfalls und bevor sie den Weg zu den Priesterinnen fortsetzte saugte sie die frische, feuchte Luft tief in ihre Lungen. Wie weggeblasen schien die Last der letzten Tage und als Atrista beim Tempel angekommen war hielt sie am Eingang respektvoll inne und schloss die Augen.
Nach einem kurzen Gebet rief sie laut: „Ehrwürdiges Orakel, Tochter der Göttin, du Deuterin der Zukunft und der Vergangenheit ich, Atrista, die Arbitra von Amazonien brauche deine Hilfe!“
Im Tempel blieb es still und Atrista erhob wieder ihre Stimme: „Ehrwürdiges Orakel, ich bitte dich um Hilfe, zeige dich und sprich mit mir!“
Die Stille war unerträglich und als Atrista sich schon enttäuscht abwandte um wieder zu gehen hörte sie hinter sich eine sanfte Stimme.
„Du bist ungeduldig meine Tochter, es ist lange her, dass du meine Hilfe in Anspruch genommen hast. Ich spüre eine Not in deinem Herzen, offenbare dich mir und ich werde sehen ob ich dir helfen kann.“
Atrista fuhr erfreut herum und beinahe hätte sie sich auf das Orakel ge-stürzt und umarmt so froh war sie endlich nicht mehr alleine mit dieser Last zu sein. Atrista zeigte dem Orakel alle Notizen die sie von den Spähern bekommen hatte und auch die Aufzeichnungen der Krieger. Sie erzählte von den Beobachtungen und von der heutigen Begegnung mit den Schatten. Es sprudelte förmlich aus ihr heraus und als sie schließlich geendet hatte blickte sie erwartungsvoll zum Orakel.
Das Orakel hatte geduldig zugehört und als Atrista fertig war legte es beruhigend eine Hand auf Atristas Schultern: „Du hättest früher kommen sollen, die Schatten sind den Göttern nicht unbekannt. Es gibt gute Mächte unter ihnen aber auch gefährliche Mächte. Noch nie hatte sich ein Volk erfolgreich gegen die bösen Mächte wehren können. Es hilft keine Magie und auch keine Waffe. Die Götter aber sagen, dass es etwas gibt das sie vernichten kann. Die Schatten wissen das auch und brauchen ein Mittel, was sie auch dagegen immun sein lässt. Sie brauchen das Blut einer Kreuzung aus Mensch und Elfe und es ist sehr wahrscheinlich, dass unsere Kriegerin Junn diesen Kriterien entspricht und sie deshalb in Gefahr ist.“
Atrista hatte erschrocken zugehört. „Wenn diese Schatten unbesiegbar sind, dann sind wir verloren es sei denn wir finden heraus was die Götter wissen. Was sagen die Götter, Orakel hilf uns, wie können wir Junn helfen, wie können wir den Elfen helfen und noch viel wichtiger wie können wir uns künftig gegen die Schatten wehren?“
Das Orakel lachte still vor sich hin. „Wie kann eine so naive Schwester nur die Anführerin sein eines so stolzen Volkes. Du solltest wissen, dass die Götter nicht das Schicksal der Menschheit beeinflussen“, schimpfte die Gestalt im weißen Umhang und fügte besänftigend hinzu, „allenfalls einen kleinen Hinweis geben sie“, dabei streckte sie die Hand vor und zeigte mit Zeigefinger und Daumen wie klein der Hinweis sein könnte.
„Egal wie naiv du mich hältst, aber ich traue mir zu aus dem kleinsten Hinweis noch etwas zu machen, bitte frage die Götter.“
Das Orakel sah lange in die Augen der Arbitra und sah die Entschlossenheit dieser Frau. Dann drehte sie sich um und verschwand im Tempel. Atrista wartete lange und geduldig auf das Erscheinen des Orakels.
Endlich als Atrista schon gar nicht mehr daran geglaubt hatte erschien das Orakel, legte wieder die Hand auf Atristas Schultern und sprach: „Dem Bösen wird das Spektrum der Farben, gebrochen im Blut der Bäume zum Verhängnis“
Nach einer Weile der Stille flüsterte die ehrwürdige Gestalt: „Geh, und mach etwas daraus, das ist dein Hinweis.“
„Das ist alles?“ rief Atrista erstaunt, „das soll ein Hinweis sein?“
„Das ist der Hinweis meine Tochter, gehe jetzt und finde die Lösung bevor die Schatten an das Blut der Kriegerin kommen.“ Mit diesen Worten drehte sich das Orakel um und verschwand wieder im Tempel.
Atrista blieb alleine zurück. Ihr war so als wäre die Last jetzt noch drückender und in Gedanken wiederholte sie immer wieder die Worte die den Hinweis gaben aber ihr wollte einfach keine Lösung einfallen. Gedankenschwer machte sie sich auf den Rückweg zum Sanctum.