(...) In der Diskussion fällt mir einfach auf, dass die Leute, die offenbar viel am PC gamen, sich sehr schnell angegriffen fühlen und sich sofort anfangen zu verteidigen und zu rechtfertigen.
Es ist eher so, dass Leute, die defizitaere Probleme mit dem Internet bzw. neueren Medien haben, ihrerseits staendig beteuern, dass 'RL' doch eigentlich das echtere und natuerlichere sei und das Internet als irgendwie kuenstlich empfinden oder darstellen. Dabei treffen sie auf andere, die das zum Teil anders sehen, aber zum Teil selbst auch noch dran glauben, sich somit defensiv fuehlen - und schon mal offensiver reagieren.
Letztere sind aber bereits naeher an der Wahrheit, denn natuerlich ist alles Realitaet und das einzig virtuelle liegt in voellig unreflektierten Vorstellung von "RL" (die dann entsprechend falsche Vorstellungen von "SL/Virtuelle Welten" erzeugt. Das bedingt sich logischerweise).
(...) Im Internet sein, gamen, chatten etc. ist nichts grundsätzlich schlechtes, aber es soll mir doch niemand erzählen, dass es mit dem realen Leben gleichwertig ist!
Und das ist eben grundfalsch.
SL ist und bleibt genauso reales Leben wie in der Kneipe hocken, im Wald rumlatschen, Ikearegale kaufen oder tausend "RL"-Freunde treffen.
Man sitzt vor der Kiste und tippt, die sinnlichen Erfahrungen des realen Lebens (was der Körper spürt, Wetter, die Körpersprache des Gegenübers etc.) kommen so nicht rüber oder nur sehr eingeschränkt.
Verstehe, folglich ist ein Blinder oder gar Taubstummer weniger im realen Leben, da er ja weniger sinnlich ist?
Das virtuelle Leben ist doch sehr arm gegenüber dem realen Leben, auch wenn es noch so faszinierend ist. Ich selber bin extrem gern in SL und auch suchtgefährdet und ich erlebe faszinierende Dinge in SL, aber die Erlebnisse im realen Leben sind doch viel tiefer.
Das liegt primaer an deiner Praegungsgewoehnung an einen bestimmten Fokus, deine Vorstellung von "realem Leben" und "nicht realem Leben" ...
Ich habe es schon früher geschrieben: Der Tag hat für jeden nur 24 Stunden. Wenn jemand 95% von seiner Freizeit in der virtuellen Welt verbringt und nur 5% in der realen Welt, dann sollte er sich meiner Meinung nach einige Gedanken machen. Und wie soll so jemand reale gute Freunde haben - er trifft ja kaum Menschen in der realen Welt.
Wieder der selbe Fehler. Du machst gute Freunde von deiner Vorstellung von Realitaet fest, nicht aber an der tatsaechlichen Realitaet. Daher setzt du sie falsch gegenueber einem anderen Medium.
Uebrigens schon gute Freunde in dem Zusammenhang zu benennen ist ein typisches Klischee. Gute Freunde, raus in die Natur... Phrasen, die nur eines outen:
Du lebst in einer Matrix ...
Weil SL Bestandteil der Realitaet ist und nicht ausserhalb und auch keine eigene ist, sind so Vergleiche in etwa so sinnvoll wie Galeriebesuche in RL gegenueber "gute Freunde" oder "ein Handy" gegenueber gute Freunde oder Waldspaziergegen vs. gute Freunde ...
Es ist aber nicht das Medium, das einen Freund gut macht, daher ist ein Freund nicht automatisch in "RL" besser als in "SL" ... diese Vorstellung ist eher virtuell ...
Es ist ja eigentlich egal, jeder soll nach seiner Art glücklich werden, wenn er damit niemanden verletzt. Aber es ist immer von Vorteil, wenn man sich darüber im klaren ist, was man macht und sich dessen bewusst ist.
Genau, und das bist du nicht.
Achte doch mal drauf, wenn du deine guten Freunde triffst, was dann genau passiert. Beobachte dich, waehrend du redest. Die anderen. Achte drauf wieso weshalb sie reagieren auf das, was du sagst. Was macht sie in dem Moment eigentlich naeher? Weil sie vermeintlich greifbarer vor der Nase hocken? Also waere ein guter Freund weniger gut, weil er gerade in der Kueche ist und fuer dich nicht sichtbar?
Und sei dir bewusst, dass das, was du ueberhaupt siehst eine Rekonstrukton von elektromagnetischen Inputs ist, die dann biochemisch kodiert (und zwar nicht mal als Bild) in einem Teil deines Hirns landet, dass dann etwas interpretierend konstruiert.