B
Bartholomew Gallacher
Guest
Ich weiß nicht, wie es euch so geht, ich aber bin mit Homecomputern groß geworden. Ich kenne noch die Zeiten, in denen man stundenlang BASIC-Listings abtippte und dann fröhlich vor dem Fernseher irgendwelche Spiele mit Klötzchengrafik zockte und sich darüber tierisch freute.
Ich kenne die Zeiten, als ein 14.400er-Modem schon als schnell galt, ISDN als hyperschnell, aber unerreichbar, die ersten Flatrates aufkamen, eine Emailadresse noch ein Statussymbol war und und und...
Ich bin also jemand, der mit dem Netz aufgewachsen ist. Zudem habe ich eine politische Meinung, die nicht immer unbedingt nur bequem oder angepasst ist, aber das ist auch wichtig so, denn Parteien leben ja von der internen Diskussion. Eigentlich.
Persönlich war ich auch mal in einer C-Partei in einem Ortsverband acht Jahre lang aktiv, ehe ich sie verliess, da mir der Generalsekretär zu blöde war. Innerhalb dieses Zeitraums habe ich gesehen, wie man Gemeinderatswahlen organisiert, Listen aufstellt, Deligierte für Kreiswahlen wählt, Plakate geklebt, und und und... eine gewisse Zeit lang fühlte ich mich da auch recht wohl, bis ich merkte, die politische Grundhaltung in vielen Themen dieser Partei passt nicht mehr zu mir, und ich sah, wie die Leute regelrecht dauernd verkohlt und dumm verkauft werden - und ich ging.
Nun ist es inzwischen bei mir so, dass mir keine der etablierten Parteien mehr politisch in einer Art und Weise zusagt, dass sie mir eine politische Heimat bieten könnte.
CDU/CSU sind für mich nicht wählbar, von Merkel, Schäuble, von der Leyen usw. halte ich nicht viel. Die beiden Parteien sind inzwischen so sozialdemokratisch und haben so viel Dreck am Stecken, dass sie für mich nicht mehr wählbar sind.
Die SPD - dasselbe, nur andersrum. Das ist für mich persönlich die Umfallerpartei, die pro forma erstmal dagegen ist, dann aber doch immer letztendlich der CDU/CSU in die Hände spielt. Zudem eine Partei, die ihre eigene Basis verraten hat mit der Agenda 2010, und personell wie inhaltlich ausgelaugt ist. Das ist für mich die Partei mit den Lichtgestalten Ulla Schmitt und Zypries. Bah.
Dazu kommt, dass CDU/CSU/SPD inhaltlich so nahe stehen, dass es eigentlich egal ist, welche der Parteien man wählt, es kommt am Ende immer derselbe Mist raus.
Die FDP - das ist für mich in erster Linie, obwohl sie manchmal politisch interessante Positionen hat, ein willfähriger Mehrheitsbeschaffer für die CDU/CSU/SPD. Daher auch nicht wählbar.
Die Grünen - das war eine Partei, die mal aus der Anti-Atom- und Umweltbewegung entstanden ist, inzwischen aber viele ihrer eigenen politischen Ideale verraten hat und für mich heute eine grün lackierte FDP der Besserverdiener. Die sind so grün, wie ein Radieschen kommunistisch ist - aussen rot, aber innen total weiß... dazu williger Mehrheitsbeschaffer für die SPD. Daher auch nicht wählbar für mich.
Damit sind all diese Parteien für mich beliebig austauschbar geworden in ihren Ansichten und Meinungen, es ist egal, was man da wählt, am Ende kommt immer derselbe Müll raus.
Die Linkspartei - entstanden aus der Fusion von WASG und der PDS. Die WASG war im Westen die von der SPD sich verraten fühlende Mittelschicht der Partei. Betriebsräte, kleine Leute, Gewerkschaftler. Sie hat zwar einige richtige und interessante Ideen, die Lösungsansätze sind mir aber erstens meistens viel zu alt und von gestern und zweitens wohl auch kaum umsetzbar. Daher auch nicht wirklich meine Wahl.
Nicht ohne Grund ist die Zahl der Nichtwähler und damit die Partei der Nichtwähler in Deutschland die am stärksten wachsende Bewegung überhaupt. Vielen Mitbürgern dürfte es da nicht anders gehen als mir: man würde ja gerne eine Partei wählen, aber es ist ein Markt. Ein Meinungs- und Lösungsmarkt, und es gibt die Partei, die einem noch wirklich zusagt, schlichtweg nicht mehr.
Nun entsteht bei uns etwas neues, das ich interessant finde: viele derjenigen Leute im Alter von 20-35 Jahren, die stark netzaffin sind, die Politik bisher anderen überließen aber durchaus eine politische Meinung haben, sind auf einmal politisch aktiv geworden oder dabei, aktiv zu werden.
Die Gründe dafür sind zahlreich, die Netzsperren plus Diskussion um das Deckmäntelchen der Verfolgung von "Kinderpornographie", die ach so not leidende Schallplattenindustrie und damit verbundene Diskussionen ums Urheberrecht, und und und...
All diese versprenkelten Kräfte haben nun auf einmal angefangen, sich politisch zu formieren und in dieser Partei, die es nach schwedischem Vorbild seit 2006 in Deutschland gibt, zu engagieren.
Diese Partei fokussiert bisher ihre Thematik bewusst auf einzelne Aspekte, wie eben Netzpolitik, Grundrechte, und andere Themen werden nicht behanelt. Jetzt kann man sagen, das ist schlecht und eine Partei sollte zu allen wichtigen Themengebieten eine Meinung haben, daher kann man sie nicht ernst nehmen.
Nur: auch die Grünen starteten ihrerzeit mit der Besetzung von zwei Kernthemen alleine in die Politik und kamen so in den Bundestag. Es ist durchaus möglich, mit einigen, wenigen, aber gut besetzten Themen genügend Stimmen zu bekommen.
Die Frage ist sicher für die Partei, ob ihr das gelingen wird oder nicht. Bei der kommenden Bundestagswahl sicherlich noch nicht, darüber mache ich mir keine Illusionen, das ist aber auch nicht wichtig.
Für mich wichtig ist es, dass endlich mal die bisher als apolitisch wahrgenommene, junge Generation politisch aufgewacht ist und sich lautstark in der politischen Debatte beginnt einzumischen, weil sie begriffen hat: von der Politik wird nur gehört, wer auch politisch aktiv ist.
Wo diese Reise dann hinführt - da wird man sicher abwarten dürfen. Aber diese junge, bisher politisch sich heimatlos fühlende Generation ist nun erwacht, wird sich mehr und mehr lautstark und kritisch Gehör verschaffen und letztendlich dafür sorgen, dass Politik wieder leidenschaftlicher betrieben werden muss.
Das wird den etablierten Parteien sicher nicht gefallen, aber die sind es auch selber schuld, da sie unfähig waren, diese wichtige Klientel dauerhaft an sich zu binden.
Was mich mal interessiert - wie seht ihr das denn? Ring frei!
Ich kenne die Zeiten, als ein 14.400er-Modem schon als schnell galt, ISDN als hyperschnell, aber unerreichbar, die ersten Flatrates aufkamen, eine Emailadresse noch ein Statussymbol war und und und...
Ich bin also jemand, der mit dem Netz aufgewachsen ist. Zudem habe ich eine politische Meinung, die nicht immer unbedingt nur bequem oder angepasst ist, aber das ist auch wichtig so, denn Parteien leben ja von der internen Diskussion. Eigentlich.
Persönlich war ich auch mal in einer C-Partei in einem Ortsverband acht Jahre lang aktiv, ehe ich sie verliess, da mir der Generalsekretär zu blöde war. Innerhalb dieses Zeitraums habe ich gesehen, wie man Gemeinderatswahlen organisiert, Listen aufstellt, Deligierte für Kreiswahlen wählt, Plakate geklebt, und und und... eine gewisse Zeit lang fühlte ich mich da auch recht wohl, bis ich merkte, die politische Grundhaltung in vielen Themen dieser Partei passt nicht mehr zu mir, und ich sah, wie die Leute regelrecht dauernd verkohlt und dumm verkauft werden - und ich ging.
Nun ist es inzwischen bei mir so, dass mir keine der etablierten Parteien mehr politisch in einer Art und Weise zusagt, dass sie mir eine politische Heimat bieten könnte.
CDU/CSU sind für mich nicht wählbar, von Merkel, Schäuble, von der Leyen usw. halte ich nicht viel. Die beiden Parteien sind inzwischen so sozialdemokratisch und haben so viel Dreck am Stecken, dass sie für mich nicht mehr wählbar sind.
Die SPD - dasselbe, nur andersrum. Das ist für mich persönlich die Umfallerpartei, die pro forma erstmal dagegen ist, dann aber doch immer letztendlich der CDU/CSU in die Hände spielt. Zudem eine Partei, die ihre eigene Basis verraten hat mit der Agenda 2010, und personell wie inhaltlich ausgelaugt ist. Das ist für mich die Partei mit den Lichtgestalten Ulla Schmitt und Zypries. Bah.
Dazu kommt, dass CDU/CSU/SPD inhaltlich so nahe stehen, dass es eigentlich egal ist, welche der Parteien man wählt, es kommt am Ende immer derselbe Mist raus.
Die FDP - das ist für mich in erster Linie, obwohl sie manchmal politisch interessante Positionen hat, ein willfähriger Mehrheitsbeschaffer für die CDU/CSU/SPD. Daher auch nicht wählbar.
Die Grünen - das war eine Partei, die mal aus der Anti-Atom- und Umweltbewegung entstanden ist, inzwischen aber viele ihrer eigenen politischen Ideale verraten hat und für mich heute eine grün lackierte FDP der Besserverdiener. Die sind so grün, wie ein Radieschen kommunistisch ist - aussen rot, aber innen total weiß... dazu williger Mehrheitsbeschaffer für die SPD. Daher auch nicht wählbar für mich.
Damit sind all diese Parteien für mich beliebig austauschbar geworden in ihren Ansichten und Meinungen, es ist egal, was man da wählt, am Ende kommt immer derselbe Müll raus.
Die Linkspartei - entstanden aus der Fusion von WASG und der PDS. Die WASG war im Westen die von der SPD sich verraten fühlende Mittelschicht der Partei. Betriebsräte, kleine Leute, Gewerkschaftler. Sie hat zwar einige richtige und interessante Ideen, die Lösungsansätze sind mir aber erstens meistens viel zu alt und von gestern und zweitens wohl auch kaum umsetzbar. Daher auch nicht wirklich meine Wahl.
Nicht ohne Grund ist die Zahl der Nichtwähler und damit die Partei der Nichtwähler in Deutschland die am stärksten wachsende Bewegung überhaupt. Vielen Mitbürgern dürfte es da nicht anders gehen als mir: man würde ja gerne eine Partei wählen, aber es ist ein Markt. Ein Meinungs- und Lösungsmarkt, und es gibt die Partei, die einem noch wirklich zusagt, schlichtweg nicht mehr.
Nun entsteht bei uns etwas neues, das ich interessant finde: viele derjenigen Leute im Alter von 20-35 Jahren, die stark netzaffin sind, die Politik bisher anderen überließen aber durchaus eine politische Meinung haben, sind auf einmal politisch aktiv geworden oder dabei, aktiv zu werden.
Die Gründe dafür sind zahlreich, die Netzsperren plus Diskussion um das Deckmäntelchen der Verfolgung von "Kinderpornographie", die ach so not leidende Schallplattenindustrie und damit verbundene Diskussionen ums Urheberrecht, und und und...
All diese versprenkelten Kräfte haben nun auf einmal angefangen, sich politisch zu formieren und in dieser Partei, die es nach schwedischem Vorbild seit 2006 in Deutschland gibt, zu engagieren.
Diese Partei fokussiert bisher ihre Thematik bewusst auf einzelne Aspekte, wie eben Netzpolitik, Grundrechte, und andere Themen werden nicht behanelt. Jetzt kann man sagen, das ist schlecht und eine Partei sollte zu allen wichtigen Themengebieten eine Meinung haben, daher kann man sie nicht ernst nehmen.
Nur: auch die Grünen starteten ihrerzeit mit der Besetzung von zwei Kernthemen alleine in die Politik und kamen so in den Bundestag. Es ist durchaus möglich, mit einigen, wenigen, aber gut besetzten Themen genügend Stimmen zu bekommen.
Die Frage ist sicher für die Partei, ob ihr das gelingen wird oder nicht. Bei der kommenden Bundestagswahl sicherlich noch nicht, darüber mache ich mir keine Illusionen, das ist aber auch nicht wichtig.
Für mich wichtig ist es, dass endlich mal die bisher als apolitisch wahrgenommene, junge Generation politisch aufgewacht ist und sich lautstark in der politischen Debatte beginnt einzumischen, weil sie begriffen hat: von der Politik wird nur gehört, wer auch politisch aktiv ist.
Wo diese Reise dann hinführt - da wird man sicher abwarten dürfen. Aber diese junge, bisher politisch sich heimatlos fühlende Generation ist nun erwacht, wird sich mehr und mehr lautstark und kritisch Gehör verschaffen und letztendlich dafür sorgen, dass Politik wieder leidenschaftlicher betrieben werden muss.
Das wird den etablierten Parteien sicher nicht gefallen, aber die sind es auch selber schuld, da sie unfähig waren, diese wichtige Klientel dauerhaft an sich zu binden.
Was mich mal interessiert - wie seht ihr das denn? Ring frei!