Schade, dass plötzlich Begriffe wie "Neiddebatte" oder "Wohlfahrtsstaat" auftauchen. Die sind m.E. irgendwann aus rethorisch/taktischen Gründen in die politische Diskussion eingeführt worden, um "Andersdenkede" zu diskreditieren.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass nicht nur die Existenz sichert, sondern auch die
Teilhabe am gesamten gesellschaftlichen Leben ermöglicht sollte, wie ich finde, nicht nur vor dem Hintergrund von Finanzierbarkeit gesehen werden. Und selbst wenn, dann sollte man die Parameter und Grundannahmen, unter denen man "Finanzierbarkeitsrechnungen" anstellt gleich mitliefern. Nach meiner Erfahrung reduziert sich das Ganze dann auf die Frage ob man eine bestimmte Gesellschaftsform/-philosophie nun will oder nicht.
Da ich für Menschen arbeite, die auf Hartz IV angewiesen sind, darunter viele Jugendliche ohne Schulabschluss und Ausbildung sehe ich diese Personengruppe natürlich auch.
Wir haben es mit einer technologischen Entwicklung zu tun, die Teile der Gesellschaft überfordert! Daran werden auch, noch so intensive Veränderungen/Verbesserungen des Bildungsystems (die ich allerdings nicht entdecken kann) nichts ändern. Es gibt nun einmal Unterschiede in der intellektuellen "Leistungsfähigkeit" von Menschen. Nach meinen Beobachtungen haben wir also eine, nicht unbedingt kleine, Anzahl an Menschen, die keine angemessene Arbeit mehr finden werden, weil diese Arbeiten nicht mehr angeboten werden oder aber von dem Lohn nicht gelebt werden kann. Und für diese Gruppe von
Mitmenschen in
unserer gemeinsamen Gesellschaft hat Politik und Wirtschaft weder Konzepte, noch Antworten! Es erscheint mir wie eine Verhöhnung dieser Menschen, wenn Politiker auf diesen (totgeschwiegenen) Aspekt von Arbeitslosigkeit, mit Bildungrezepten für eine Hochtechnologiegesellschaft reagieren. Abgesehen davon, dass viele der Menschen die ich zu unterstützen versuche, Änderungen (die ja Zeit brauchen > "Finanzierbarkeit") nicht mehr erleben würden.
Also was? Darauf warten und "hoffen" dass diese Menschen "aussterben"? Oder doch über Gesellschaftsformen nachdenken, in denen die Würde jedes Einzelnen in ihrer
Vollständigkeit aufrecht erhalten werden kann?
Grundeinkommen erfordern ein anderes Teilungsdenken als das "Ich leiste, also gehört es mir" (ohne das der (Geld-) Besitzende dies jemals ausgeben, also in den Wirtschaftskreislauf wird einbringen können).
Diese Überlegungen stammen übrigens nicht aus einem kommunistischen Manifest sondern wurden/werden so oder so ähnlich in Texten von Johannes Paul II und/oder dem "Kompendium der Soziallehre der Kirche" benannt. Ebenfalls interessant (wenn unvoreingenommen gelesen: Marx: "Das Kapital"; nein nicht der Karl, sondern der Reinhard
)
Gruß
Franziskus