Zu deinem nebenbei...erzähl mal das den Opfer und dessen Angehörige, die einem Täter zum Opfer vielen, der nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie raus kommt, oder frühzeitig aus dem Gefängnisse entlassen wird.
Das hier:
"So ganz nebenbei gibt es durchaus auch Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch in der Kindheit, die eben durch die intensive Beschäftigung mit diesem Thema zur persönlichen Erkenntnis gekommen sind, dass die Täter durchaus sehr wohl psychisch krank sein können - und die eben nicht gleich ein "Wegschließen für immer" und eine Bücherverbrennung und ein Verbot von Nacktaufnahmen von Kindern fordern. Nur verarbeitet jeder Mensch diese Erfahrungen wohl etwas anders" kommt von jemandem, der so diese unangenehmen Dinge selbst am eigenen Körper mit erlebt hat, auch wenn ich durchaus verstehen kann, dass nicht jeder, der so was miterleben musste, diese Meinung teilt.
Nur hat dieser Mensch, von dem das kommt, damit emotional so ziemlich abgeschlossen und das erlebte weitgehendst verarbeitet und das Trauma nach vielen Jahren eben hinter sich gelassen. So dass es für diesen Menschen mittlerweile wieder möglich ist rational darüber nachzudenken.
Was habe ich aber als Opfer davon, wenn ich einem anderen Menschen das komplette restliche Leben zur Hölle mache, was hab ich davon, wenn er im Grunde nur noch wie ein rechtloses Stück Vieh in einer Zelle sitzt bis ans Lebensende? Möglicherweise eine Befriedigung, das mag sein - aber damit begebe ich mich letztendlich auf ein Niveau hinunter, auf dem ich die Menschenrechte mit meinen Füßen trete - denn auch ein Täter, selbst ein Kinderschänder hat immer noch Menschenrechte, und dazu gehört eben auch, dass er nach dem Verbüßen der Strafe und dann, wenn er keine Gefahr mehr ist für die Allgemeinheit, wieder ein freier Mensch sein darf. Das ist einfach eines der Grundbestandteile (und zwar eines der wichtigsten!) eines Rechtsstaates.
Zu den Menschenrechten gehört auch, dass ein offensichtlich kranker Mensch ein Recht auf Therapie hat. Zu den Menschenrechten gehört auch, dass ein Mensch nicht für Dinge bestraft werden kann, für die er nichts kann, was unter anderem bedeutet, dass ein psychisch gestörter Mensch, der aufgrund seiner Störung Straftaten verübt, dafür nicht bestraft werden kann. Weil er einfach schuldunfähig ist. Man kann ihn zwar sehr wohl dann, wenn er eine Gefahr für sich oder andere darstellt, geschlossen unterbringen um ihn und vor allem die Gesellschaft zu schützen - aber wie gesagt hat ein solcher Mensch dann das Recht auf eine Therapie, wenn das irgendwie möglich ist. Und wenn ein solcher Mensch soweit geheilt sein
sollte, dass er keine Gefahr für sich oder die Mitmenschen mehr darstellt, dann hat er auch ein Recht auf Freiheit. Wobei sich genau da die Experpten nicht einig sind, ob so etwas möglich ist oder nicht. Aber
sollte es möglich sein, so hat er als dann Gesunder Mensch einfach das Recht wieder frei zu sein.
Ich bin jedenfalls verdammt froh, dass ich in einer Gesellschaft leben kann, in der diese Grundsätze zumindest in Ansätzen noch geachtet werden, in der es keine Hexenverbrennungen mehr gibt, in der Menschen nicht mehr vom Staat wegen homosexueller Neigungen oder anderen "Entartungen" ermordet werden, in der Menschen nicht mehr einfach wie ein rechtloses Stück Scheiße behandelt werden können, weil sie nicht so ganz in die Norm passen. Und in der diese dumpfe "Auge um Auge, Zahn um Zahn, Blut um Blut"-Rache, die letztendlich lediglich der emotionalen Befriedigung von sadistischen gelüsten dient, weitgehend überwunden ist.
Ich sehe darüber hinaus gerade die Verschärfung der Gesetze und eine wie auch immer geartete Dämonisierung der Täter eher als problematisch - und vor allem kontraproduktiv. Wie eventuell bekannt sein dürfte passieren wohl 90% der sexuellen Übergriffe eben
nicht durch irgendwelche "wildfremde gestörte Perverse" - das passiert fast immer direkt im familiären Umfeld bzw. im engen Freundeskreis der Familie. Nur gibt es eine verdammt hohe Dunkelziffer, eben weil es die Familie ist, eben weil es die Freunde der Familie sind.
Und wenn man nun anfängt da nicht mehr zu differenzieren und die Details zu beachten, sondern alles pauschal in einen Sack steckt um mit dem Knüppel drauf zu hauen, dann werden erst noch mehr Opfer den Mund halten. Auch wenn es wehtut. Statt den 15 000 Kinder jedes Jahr (bei geschätzten 200 000 tatsächlich missbrauchten Kindern) werden hierzulande dann nur noch 5000 oder 7000 der 200 000 Kinder was sagen, und der Rest wird schweigen.
Und das tun sie nicht nur, weil sie sich eigentlich immer schämen für das, was ihnen passiert ist.
Schon heute ist es so, dass viele Kinder sehr wohl wissen, dass sie z.B. nur dem Lehrer was sagen müssten und schon wäre die Folter zu ende - aber sie wollen es oft nicht, weil sie die Eltern nicht verlieren wollen, weil sie den andern damit nicht weh tun wollen.
Schon heute gibt es jede Menge Kinder, die es vorziehen einfach mal abzuhauen und sich auf der Straße durchzuschlagen, irgendwann im Heim zu landen, anstatt wirklich die eigenen Eltern anzuzeigen. Weil sie ihre Eltern und die Familie und die Onkels und Freunde meist trotzdem irgendwo auch noch mögen und nicht auch noch deren Leben vernichten wollen.
Aber gerade diese Dinge werden sich mit Sicherheit nicht ändern, wenn man nun Leute bis zum Lebensende in Käfige sperrt oder ihnen ein mediales Brandeisen auf die Stirn drückt, weil sie sich in ihrem Kind vergangen haben, genau das wird sich nicht ändern, wenn man das Thema "Kindesmissbrauch" weiterhin zum absoluten Tabuthema macht
über das am besten gar nicht geredet werden darf und das
auf keinen Fall künstlerisch oder medial thematisiert werden darf.