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Die Entdeckung

Atrista Vig

Aktiver Nutzer
Seit Monaten läuft auf Amazonien ein Rollenspiel das einzig und alleine das Ziel hat ein Portal für die Reise in andere Welten und Zeiten zu finden und zu entschlüsseln. Ein Spiel ohne festen Fahrplan, keine Vorgaben und trotzdem oder gerade deswegen werden beinahe täglich neue Erkenntnisse und Puzzleteile zusammengefügt. Phantasievoll entstand so eine Geschichte die Jede und Jeden der auf Amazonien spielt sofort gefangen nimmt. Wo jeder Spieler sofort lustvoll eintaucht und egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene seinen Anteil an der Geschichte einbringen kann. Niemand kann vorhersagen wie die Geschichte weitergeht, welche Aspekte bespielt werden. Bis Heute hat sich aus der Phantasie aller Spieler eine Story entwickelt von hoher Komplexität die es notwendig macht, dass alles was bisher gespielt wurde schriftlich fixiert wird um allen eine logische Fortsetzung zu ermöglichen und Neueinsteigern das Eintauchen in die phantastische Welt des Rollenspiels zu erleichtern. Es ist nichts niedergeschrieben oder irgendwo vorgegeben und niemand dachte überhaupt daran, dass aus einem „klitzekleinen“ Ereignis, einem kaum erwähnenswerten Spielchen, so eine Geschichte überhaupt entstehen kann. Ich will es versuchen aus dem Gedächtnis heraus und alle sind aufgefordert mich zu korrigieren oder zu ergänzen.
Wie es begann …
 
Die Unbekannte aus dem Wald

Schon seit Tagen beobachtete man am Rande der zivilisierten Welt Amazoniens, im bergigen Hinterland eine Person die in unendlicher Geduld dort stand und die Amazonen und ihr Treiben beobachtete. Entweder die Person saß in einem Baum oder hockte auf einem Felsvorsprung aber sie verharrte dort stundenlang regungslos. Kamen neugierige Amazonen näher verschwand die Person blitzschnell und konnte trotz intensiver Suche auch nicht aufgespürt werden. Niemand konnte mit Sicherheit sagen ob es eine Frau oder ein Mann war. Einzig die zusammengeflickte lederne Kleidung, die leichte Bewaffnung und das lange zottelige Haar was bis zur Hüfte herunterhing und das Gesicht total verbarg ließen vermuten dass es sich um eine Frau handeln könnte. Egal wie oft die Kriegerin des Feuers ihre Krieger schickte um das Hinterland abzusuchen immer kam man unverrichteter Dinge wieder zurück. Keine einzige Spur, kein Hinweis auf irgendwelches Leben wurde gefunden. Es entwickelte sich ein seltsamer Zweikampf. Die Person tauchte auf einem Felsvorsprung auf, ging in die Hocke und beobachtet die Amazonen wie sie sich in der Taverne vergnügten. Wollte man sich der Person nähern war sie verschwunden. Tags darauf erschien sie wieder und verschwand auch wieder spurlos. An den Tischen in der Taverne wurden schon Geschichten erzählt von Geistern die in den Wälder und Bergen hausten. Manche machten sich schon einen Spaß daraus und winkten zu der Person hinüber aber nie kam eine Reaktion. Man hatte sich schnell an das Schauspiel gewöhnt und war schon regelrecht darauf gespannt, ja man schloss sogar Wetten ab zu welchem Zeitpunkt die Person wieder auftauchen würde. Geschichten wurden gesponnen und mit jedem Becher Wein wurden die Geschichten phantastischer. Mit Gästen und Novizen machte man sich einen Spaß in dem man von Geistern erzählte und dann, wenn die Person plötzlich auftauchte hinüberzeigen konnte. Man lachte und scherzte und oft wurden die jungen Novizen der Kriegerkaste auf die Suche geschickt und man verlachte sich wenn diese mit schlottrigen Knien wieder aus dem Gehölz in der Taverne auftauchten.

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Eines Tages aber blieb der Felsvorsprung leer und auch am nächsten tag war die Person nicht mehr auszumachen. Die Amazonen waren irritiert und konnten sich keinen Reim darauf machen. Bei Einigen war Enttäuschung zu verspüren. Hatten sich alle doch schon so an diese Erscheinung gewöhnt. Es war unheimlich wie die Amazonen aus ihrer Taverne heraus immer wieder einen Blick in das Hinterland warfen und hofften die Person zu entdecken. Manchmal herrschte eine angespannte Stille und jedes Geräusch, jedes Knacken eines Zweiges lies die Blicke hinüber zu dem Felsen wandern. Doch vergeblich. Die Person erschien nicht mehr.
Wochen später, die Amazonen saßen vor der Taverne im Schein des Vollmondes um ein Lagerfeuer und erzählten sich die neuesten Geschichten, nahmen sich gegenseitig auf den Arm und treiben Scherze als plötzlich aus der Ferne Gesang zu hören war. Jemand trällerte ein Lied in die Nacht. Der Gesang war beileibe nicht schön aber voller Inbrunst vorgetragen und kam immer näher. Als die Amazonen aufstanden und neugierig in die Richtung schauten aus der der Gesang kam war es plötzlich wieder still. Kein Laut war mehr zu hören und plötzlich hörten die Amazonen in ihrem Rücken wie jemand mit kehliger, rauer Stimme und einem fremden Dialekt sagte: „Kala ihr Amazonen.“
Wie von einer Tarantel gestochen fuhren alle gleichzeitig erschrocken herum und starrten auf die Person die da am Feuer stand.

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Lautlos und von niemand bemerkt hatte sich eine Person an das Feuer der Amazonen schleichen können. Die Krieger die sich als erstes wieder gefangen hatten zogen blitzschnell ihre Bögen und spannten Pfeile auf. Andere zogen ihre Messer und starrten auf die Person. Es war ein unheimliches Bild. Von der einen Seite vom Mondlicht angestrahlt und von der anderen Seite vom flackernden Licht des Feuers stand die Person die man schon seit Wochen vermisste und die die Amazonen so lange zum Narren gehalten hatte. Es war eine Frau. Hochgewachsen und von dunkler Hautfarbe und mit einem langen ledernen Rock der in Streifen an ihr herunterhing. Teile dieser ledernen Fetzen waren mit einer Schnur aus Fellteilen an ihrem Oberschenkel festgebunden und bildeten so einen hervorragenden Schutz gegen leichte Verletzungen. Ein langes Messer war ebenfalls an ihrem Oberschenkel festgebunden und es sah aus als wäre dies die einzige Waffe die sie bei sich trug. Ihre Jacke, ebenfalls aus Leder war so zerschlissen dass man jederzeit fürchten musste sie würde in Einzelteile zerfallen. Sie war barfuss und ihre Füße und ihre Unterschenkel waren über und über mit Lehm und Dreck bedeckt. Ihre Haare, bei Pallas, diese Haare waren so lange dass sie bis über die Hüften reichten und total verfilzt waren. Blätter und kleine Zweige hatten sich darin verfangen und irgendwie wirkte die Frau unwirklich. Auf ihrem Rücken war ein dickes Bündel mit Fellen geschnallt. Sie stand einfach nur da, regte sich nicht, zeigte auch keine Reaktion auf die Waffen die auf sie gerichtet waren. Mit einer bedächtigen Handbewegung strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. Jetzt konnte man sehen, dass ihr Gesicht mit Kratzer übersät war. Dreckverschmiert waren ihre Wangen und ihre tiefdunklen Augen blickten ruhig von einer Amazone zu anderen.
„Kala“, wiederholte sie und es klang so als käme dieser Laut tief aus ihrer Brust und so als würde sie gerade erst das Sprechen erlernen.
Cindy, die Anführerin der Krieger hatte sich zuerst gefangen und mit einer Handbewegung befahl sie den Amazonen ihre Waffen weg zu stecken. Diese Frau war unheimlich, sie hatte sich lautlos an das Feuer geschlichen aber eine Gefahr schien nicht von ihr auszugehen. Cindy ging auf die Frau zu und um sie herum. Die Frau drehte nicht mal ihren Kopf als Cindy in ihrem Rücken war. Seelenruhig blieb sie stehen so als wüsste sie genau, dass die paar Amazonen ihr nichts anhaben konnten. Cindy betrachtete sich die Frau von allen Seiten. Sie war groß, größer als die meisten der Amazonen und von sehr kräftiger Statur. Was Cindy am eindringlichsten auffiel war der Gestank der von dieser Frau ausging.
„Wo kommst du her?“
Die Frau verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln und zeigte ein strahlend helles Gebiss. Sie zeigte mit der Hand in die Richtung der Berge.
„Da!“, war alles was sie sagte.
„Und wer bist du?“
Anstelle einer Antwort löste die Frau das Bündel von ihrem Rücken und warf es den Amazonen vor die Füße. Quälend langsam, so als müsste sie jedes Wort sich genau überlegen sagte sie und deutete dabei auf das Bündel am Boden: „Felle, braucht ihr Felle? Afra hat gute Felle.“
„Afra?“, wiederholte Cindy, „Du bist Afra?“
Die Frau nickte und klopfte sich an die Brust: „Afra!“

Aus dieser ersten Begegnung entwickelte sich ein kleiner Handel. Afra brachte den Amazonen wertvolle Pelze und bekam dafür Pfeilspitzen, Messer und Nahrung. Aber auch in anderer Hinsicht sollte sich Afra noch als wertvoll für die Amazonen erweisen …..
 
Die Feuergeister

Die Amazonen hatten sich schnell mit Afra angefreundet. Afra lieferte gute Ware und begnügte sich mit Kleinigkeiten. Sie nahm alles an und fragte nie nach dem Wert. Ein paar ganz schlaue unter den Kriegern boten der Frau Messer von minderwertigem Stahl zum Tausch an und machten so gute Geschäfte. Sie spotteten über die Naivität, lachten sich halb tot wenn Afra in der Taverne ihre Lieder sang und zum Vergnügen der Amazonen tanzte. Sie machten sich einen Spaß daraus Afra in Mitten der Krieger in eine Wanne zu stecken und zu baden. Sie warfen ihr die abgelegten Kleider in den Fluss und klatschten sich auf die Schenkel wenn Afra versuchte die Kleidungsstücke herauszufischen ohne nass zu werden. Afra war geduldig und lies den Amazonen ihren Spaß. Sie beklagte sich nie wenn sie aus dem Weg geschubst wurde oder einfach nur mit einem Stück Brot abgespeist wieder ihren Heimweg antrat. Für die Amazonen war sie einfach nur eine Wilde aus dem Wald und sie fühlten sich angesichts ihrer Zivilisation und ihres Wohlstandes der Verrückten mit dem kindlichen Gemüt überlegen. Nie hatte sich jemand Gedanken gemacht wie und wo diese Frau hauste. Sie war einfach da und das genügte. So richtig ernst nahm sie niemand als sie eines Tages plötzlich ihr Schweigen brach und erzählte, dass sie Stimmen höre und dass Feuergeister vom Himmel kämen. Sie erzählte von Gestalten die im Feuer auftauchten, von einem Felsen stiegen und sie mit ihren rot glühenden Augen beobachteten. Die Amazonen hielten dies für Geschichten eines verwirrten Geistes und beruhigten die Frau und machten weiter ihre Späße. Afra selbst trug nicht dazu bei die Meinung über sie zu ändern. Als sie eines Tages aus dem Wald kam und ein Kind an der Hand mit sich führte welches sie alleine im Wald fand und den Amazonen übergab war die Überraschung groß. Afra tanzte und spielte mit dem Kind als wäre sie selbst ein großes Kind.
Das Bild von Afra änderte sich schlagartig als die Frau eines Tages aus dem Wald kam und sich mit blutverschmierten Händen und ohne ein Wort zu sagen in die Taverne setzte. Verwundert betrachteten die Amazonen Afra und bemerkten die blutverkrustete Klinge ihres Messers. An ihrem Gürtel hing ein menschlicher Haarzopf und von den Hautfetzen am Haar tropfte noch Blut. Erst jetzt schenkte man den Haaren die rundherum an ihrem Gürtel hingen die nötige Aufmerksamkeit. Jetzt erst wurde man sich bewusst, dass dies alles Haare von Menschen waren die Afra da an ihrem Gürtel aufgereiht hatte. Darauf angesprochen kicherte Afra nur und streichelte ihre „schönen Haare“. Die Amazonen mussten entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass das kindliche Gemüt von Afra auch eine sehr gefährliche Seite hatte. Sie beschlossen Afra näher unter die Lupe zu nehmen und ihren wahren Aufenthaltsort zu erkunden. Afra blieb rätselhaft und erzählte wieder die Geschichten von den Feuergeistern die sie nachts sah und die in das Land kamen. Außer Loreena, einer freien Waldamazone schenkte niemand diesen Erzählungen Aufmerksamkeit. Loreena selbst erzählte von merkwürdigen Erscheinungen die sie in der Nacht am Himmel über den Bergen beobachtete. Lori, wie die Waldamazone genannt wurde, hatte sich mit Afra angefreundet. Afra bezeichnete Lori als „Freund“ denn Lori war die Einzige die nie über Afra spottete und sie wie ein wertvoller Mensch behandelte. Noch jemand freundete sich mit Afra an. Smaragd aus dem Clan der Wölfe diente treu bei den Kriegern und respektierte Afra als große Jägerin. Lori, Smaragd und Afra wuchsen zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen. Afra vertraute diesen Freunden. Sie vertraute auch der Anführerin der Krieger. Cindy hatte Afra immer respektvoll behandelt und mit kleinen Geschenken und Aufrichtigkeit das Vertrauen der Wilden Frau verdient. Cindy beschloss, das Rätsel um Afra zu lösen. Doch es kam alles anders.
Das Leben der Amazonen änderte sich schlagartig als durch einen dummen Zufall die Seele Jenovas, die Tochter Artemis, zu neuem Leben erweckt wurde. Jenova war in der Lage das Bewusstsein eines Jeden zu verändern der nur nahe genug an sie heran kam. Sie sammelte so eine kleine Armee um sich um Rache an den Hoheiten Amelie und Atrista zu üben. Afra und ihre Geschichte mit den Feuergeistern geriet angesichts der drohenden Gefahr in den Hintergrund. Jenova war das Problem das jetzt alle beschäftigte.

(Die Geschichte Jenovas kann nachgelesen werden unter:
http://www.slinfo.de/phpbb/viewtopic.php?t=18895
und unter
http://www.slinfo.de/phpbb/viewtopic.php?t=19573 )

Erst lange nach dem versöhnlichen Ende zwischen Jenova und ihrer Mutter der Göttin Artemis wurde man wieder auf die unglaublichen Erzählungen über die Feuergeister aufmerksam. In schöner Regelmäßigkeit warnte Afra die Amazonen. Nachdem man immer noch nicht den Geschichten glauben schenkte beschloss Afra auf eigene Faust zu handeln. Sie versteckte sich nachts in dem Wipfel eines Baumes der genau dort stand wo sie die Geister immer beobachtete. Tatsächlich, mitten in der Nacht erschien ein Feuerstrahl auf dem Felsplateau und aus diesem Feuer trat eine kleine Gruppe von Wesen und huschte in das Land. Afra blieb mutig im Baum sitzen und wartete auf die Rückkehr. Als die Wesen nach Stunden auf den Felsen zurück kamen beobachtete Afra wie sie im Kreis um ein Zeichen standen das sie vorher noch nie gesehen hatte. Ein rotes Pentagramm war dort zu sehen. Die Wesen unterhielten sich leise und Afra stockte der Atem als eines der Wesen sich aus der Gruppe löste und auf den Baum zukam. Es blieb kurz vor den Ästen die auf das Felsplateau reichten stehen und schaute Afra stumm an. Afra war nicht in der Lage sich zu rühren und schaute dem Wesen genau in die Augen. Ohne ein weiteres Wort drehte sich das Wesen um ging zu dem Pentagramm und drehte sich so, dass Afra alles sehen konnte. Mit lauten Worten, so dass Afra das Wesen auch verstehen konnte rief das unbekannte Wesen eine Beschwörungsformel und berührte das Zeichen an verschiedenen Stellen. Die Zeremonie lief so langsam und deutlich ab das Afra das Gefühl hatte die Wesen hier zeigten ihr einen Weg. Sie merkte sich alles und konnte zusehen wie sich plötzlich eine rote Säule über dem Zeichen aufbaute. Ein Wesen nach dem anderen trat in die Säule und verschwand in einem kurz aufflackernden Feuer. Gespenstig still wurde es als der letzte der unheimlichen Besucher verschwunden war. Afra blieb noch eine Weile in den Ästen sitzen bevor sie sich herunter traute. Sie kletterte auf den Felsen und kniete vor dem Zeichen. Mehr spielerisch als mit Absicht wiederholte sie die Worte die sie gehört hatte und berührte das Zeichen an genau den Stellen wie das Wesen es vorhin getan hatte. Erschrocken sprang sie zurück und starrte auf die rote Säule die sich plötzlich aufgebaut hatte. Nach einer Weile erlosch die Säule wie von selbst und alles war wieder tief dunkle Nacht. In dieser Nacht konnte Afra nicht mehr schlafen.
Tagelang lief sie im Wald herum, unfähig zu jagen und auch unfähig mit einem Menschen über das was sie beobachtet hatte zu reden. Dann vertraute sie sich ihren Freunden an. Lori und Smaragd gingen mit Afra zu dem Felsen und Afra erklärte ihnen was sie gesehen hatte. Sie zeigte den Freunden wie sich die Säule aufbaute und erklärte ihnen wie die Wesen dann verschwanden. Die drei beratschlagten lange was zu tun sei und entschlossen sich dann den Weg zu gehen. Eine nach der anderen trat in die Säule und verschwand mit einem flackernden Feuer.
Die drei fanden sich plötzlich auf einer Art Treppe wieder. Auf der Treppe war das gleiche Zeichen. Die Treppe führte zu einem mächtigen Bauwerk mit einer einzigen Tür. Die Türe war mit allerlei Zeichen verziert und als Afra die Zeichen mit ihrer Hand berührte sprang sie wie von selbst auf und gab den Blick in das Innere des Bauwerks frei.
Gleißendes Licht mit wechselnden Farben durchflutete einen riesigen Raum. Seltsame Klänge waren zu hören. Schritt für Schritt tasteten sie sich vorwärts, immer weiter in den Raum hinein. Ehrfürchtig staunend glitten sie mit dem Rücken zur Wand von einer Ecke des Raumes zur anderen. An jeder Seite fanden sie seltsame Gegenstände für die sie keine Erklärung hatten. Sie waren überzeugt den Ort wo sich die Götter aufhalten betreten zu haben. Sie bekamen es mit der Angst zu tun und flüchteten wieder auf die Treppe. Als sich die Türe hinter ihnen wieder schloss waren sie ratlos wie sie denn wieder zurück finden sollten. Afra versuchte alles aber die rote Säule baute sich nicht mehr auf. Lori hatte die Idee, dass der Weg zurück vielleicht auch die umgekehrte Zeremonie bedeuten könnte und Afra versuchte es erneut. Ohne zu zögern trat jede so schnell wie möglich in die sich jetzt aufbauende Säule und mit einem Feuerstrahl landeten sie wieder auf dem Felsen. So schnell sie konnten rannten sie weg und tief in den Wald hinein. Sie schworen sich dieses Erlebnis für sich zu behalten. Diese Geschichte konnten sie niemand erzählen. Keine vernünftige Person würde ihnen diese phantastische Geschichte glauben und sie konnten froh sein dass die Götter sie am Leben ließen. Mehrere Tage traute sich Afra nicht mehr in die Nähe des Felsen und auch nicht in die Nähe der Amazonen. Sie zog sich in die Berge zurück und wollte allein sein.
 
Vorstoß in das Hinterland

Das Verschwinden Afras und das merkwürdige Verhalten von Smaragd und Loreena veranlassten Cindy die Anführerin der Krieger jetzt endlich einmal herauszufinden was da im Hinterland vor sich ging.
Sie berichtete den Hoheiten im Sanctum und erklärte, dass die Sicherheit Amazoniens davon abhing dass die Amazonen über die Vorgänge dort Bescheid wüssten. Damit rannte sie bei Atrista der weltlichen Anführerin und Kriegsherrin offene Türen ein. Cindy bekam die Order einen kleinen Trupp zusammenzustellen, das bergige Hinterland zu erkunden, mögliche Gefahren auszumachen und das ganze Land zu kartographisieren. Keinesfalls sollte sie sich in kriegerische Auseinandersetzungen einlassen. Nachdem die Königin ihren Segen als Hohenpriesterin gegeben hatte stellte Cindy eiligst eine kleine Truppe zusammen. Das Orakel war dabei für den Fall dass man Erklärungen bräuchte oder aber nicht mehr weiter wüsste. Smaragd führte den Trupp an. Sie kannte das Hinterland durch die Streifzüge mit Loreena und Afra.
Kaum hatte man die bekannten Grenzen Amazoniens überschritten wurde die Gegend immer unwirtlicher. Wege waren so gut wie keine zu erkennen und Geröll und Felsbrocken kündigten die nahen Berge an. Nach zwei Tagen machte sich bereits Erschöpfung breit. Das Auf und Ab auf steinigen Boden kostete Kraft und immer öfter mussten die Schwerter gezogen werden um sich einen Weg durch das dichte Unterholz zu bahnen.
Am dritten Tag hielt Smaragd auf einem Hügel an und wartete bis der ganze Trupp aufgeschlossen hatte. Von hier aus hatte man einen Überblick über ein schier unendliches Tal. Man sah nur die dicht stehenden Wipfel der Bäume und kahle Felsspitzen blitzten hier und da in der Ferne in den Himmel. Smaragd oder der Tiger wie sie respektvoll von den Kriegern wegen ihrer Herkunft genannt wurde machte eine weit ausladende Handbewegung und zeigte über das Land.
„Afras Jagdrevier“, sagte sie und so wie sie es sagte klang es voller Ehrfurcht.
Mit keuchenden Lungen starrten die Krieger in das Land hinein. Sie stellten sich vor wie hier eine Frau alleine hauste und sich in diesem Gelände bewegte. Wie sie hier jagte und dann ihre Felle den ganzen Weg bis zu ihnen schleppte und nie hatte man ihr Erschöpfung angemerkt. Einige sahen diese Frau jetzt mit anderen Augen und nicht wenige mussten sich eingestehen, dass sie Afra hoffnungslos unterschätzt hatten. Cindy schaute sich um und entdeckte eine große Felsspalte. Hier waren sie windgeschützt und konnten endlich mal wieder ein Feuer machen. Die Mannschaft brauchte dringen eine Pause bevor sie in das Tal vordringen konnten.
„Wir lagern hier“, befahl sie und zeigte auf die Felsgruppe, „ich will endlich einmal schlafen ohne ständig den Wind in den Ohren zu haben“
„Ich besorg uns das Nachtessen“, rief der Tiger und ohne noch einen Befehl abzuwarten rannte sie den Hügel hinab und verschwand im Wald. Die Krieger lachten befreit auf, endlich war mal Hoffnung auf bessere Stimmung und sie waren in diesem Moment froh, dass Smaragd eigentlich immer nur an das Essen dachte.
Während der Rest der Truppe in der hinteren Ecke der Felsenhöhle das Lager vorbereitete und ein Feuer anzündete stand Cindy gedankenverloren am Rande des Hügels und schaute immer noch über das Land.
„Beeindruckend schön und gefährlich“, dachte sie und stellte sich hier ein Leben in der Einsamkeit vor. Keine Heiler in der Nähe, keine Schamanin und keine Priesterin, keine Taverne wo man sich in Gesellschaft schöne Geschichten erzählte.
„Jetzt ist mir klar wieso Afra so durchgeknallt und verrückt ist und wieso sie kaum spricht. Mit wem auch?“ sprach sie halblaut vor sich hin dann drehte sie sich um ging langsam zu anderen und stellte sich an das Feuer. Während sie ihre Hände wärmend über die Flamen hielt warteten alle gespannt auf die Rückkehr von Smaragd.

Es war schon dunkel als die Krieger endlich um das Feuer herum saßen und genüsslich den Kaninchenbraten verzehrten den Smaragd ihnen bereitet hatte.
„Wie ist das so hier?“ Cindy richtete die Frage mit vollem Mund kauend an Smaragd. „Du bist doch schon hier gewesen und auf der Jagd mit Afra? Was erwartet uns da unten?“
„Es ist alles irgendwie unheimlich“, schmatzte der Tiger, „glaubt mir, selbst mir ist es nicht ganz geheuer.“
„Wenn ich hier draußen alleine wäre würde ich auch Feuergeister sehen“, rief Samantha und alle lachten fröhlich auf.
Smaragd zuckte zusammen und dachte an das Erlebnis mit Loreena und Afra vor ein paar Wochen.
„Es gibt diese Feuergeister“, sagte sie ruhig und warf einen Knochen in das Feuer, „es gibt sie!“
Für einen Moment war alles ruhig, alle starrten Smaragd an die das so ruhig und überzeugend gesagt hatte. Dann brach plötzlich wieder Gelächter los.
„Für einen Moment habe ich geglaubt du meinst das ernst“, kicherte Sirena. Smaragd kaute ruhig an ihrem Kaninchen weiter und wartete bis sich das lachen gelegt hatte.
„Ihr werdet schon noch sehen, es ist unheimlich dort unten“, und nach einer Weile fuhr sie fort, „Afra treibt einen seltsamen Kult, ich verstehe nicht was es damit auf sich hat. Sie hat überall Knochen und Totenschädel.“
„Knochen und Schädel von Tieren?“ fragte Cindy nach.
Smaragd schüttelte den Kopf: „Knochen von Menschen. Sie hat sie getötet im Auftrag von Pallas sagt sie. Sie hütet die Knochen wie ein Heiligtum und räumt sie auch nicht weg. Knochen bleiben so liegen wie der Mensch gestorben ist. Die Haare der Opfer hat sie an ihrem Gürtel.“
„Igitt, Ist ja widerlich“, warf das Orakel in die Runde, „Pallas sei Dank leben wir zivilisiert. Mir war diese Afra nie geheuer, alleine wie sie mich immer angeschaut hat. Ich habe ganz deutlich immer ihre Zweifel an meinen Worten gespürt. Na ja, bei einigen Sätzen von ihr habe ich schon gestaunt und mich gewundert woher eine Wilde solche Weisheiten hat und wieso sie die Namen von Göttern kennt die bei uns nur noch in den alten Schriften zu finden sind. Ich traue ihr nicht.“
Nach dieser ungewöhnlich langen Rede zog sich das Orakel zurück und legte sich zum Schlafen nieder. Das war das allgemeine Zeichen. Das Feuer wurde mit Steinen abgedeckt damit man den Schein der Flammen nicht so weit sehen konnte. Zum ersten Mal seit dem Aufbruch teilte Cindy eine Nachtwache ein. Allen war ganz komisch zumute und mit allerlei seltsamen Vorstellungen und Ahnungen legte man sich zur Ruhe.

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Hierhin für eine bessere Qualität: http://amazonien.site-online.de/

Bereits nach kurzem Marsch durch den Wald fand man das erste Anzeichen und bekam so langsam eine Ahnung davon von was Smaragd gesprochen hatte. Die Amazonen waren sehr früh im Morgengrauen aufgebrochen. Man wollte das Tageslicht solange ausnutzen wie nur irgendwie möglich. Die aufsteigenden Nebel zwischen den Bäumen machten die Landschaft irgendwie märchenhaft aber auch unheimlich. Sie waren eigentlich immer einem ausgetretenen Trampelpfad gefolgt. Das schien ihnen sicherer zu sein. Jetzt standen die Amazonen an einer Gabelung und da wo der Pfad nach links abzweigte ragte ein Pfahl aus dem Nebel und ein mumifizierter, geschrumpfter, menschlicher Schädel steckte auf der Spitze. Es war unheimlich und die Krieger blickten stumm und angewidert auf dieses Mahnmal des Todes. Der Schädel blickte die Truppe mit leeren Augenhöhlen an so als wollte er alle warnen die diesen Weg weiter gehen wollten.
„Weiter“, befahl Cindy und zeigte in die Richtung an dem Schädel vorbei. Nur zögerlich setzte der Trupp sich in Bewegung und einige machten respektvoll einen Bogen um den Pfahl. Nach einiger Zeit traf man wieder auf ein Zeichen. Dieses Mal waren es zwei Pfähle links und rechts des Pfades und etwas weiter hinten lehnte ein menschliches Skelett an einem Baum. Der Schädel war herab gefallen und zwischen die weit auseinander gestreckten Knochen der Oberschenkel gerollt.
Cindy spürte wie sich die Haare an den Armen aufstellten und ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. Aufmerksam spähte sie in die Gegend. Ihren Kriegern ging es nicht anders. Und Smaragd meinte nur: „Afras Lager ist ganz in der Nähe.“
Cindy winkte nur stumm mit der Hand und bedeutete allen langsam weiter zu gehen. Dann plötzlich sahen sie es. Der Pfad endete auf einer kleinen Lichtung und genau zwischen zwei eng stehenden Felsen war ein Lager. Um das Lager herum waren überall diese Pfähle mit den Totenköpfen in den Boden gerammt. Wie ein Zaun reihten sie sich auf und verdeckten den Blick auf das eigentliche Lager dahinter. Erst als die Truppe sicher war, dass keine Menschenseele in der Nähe war betrat man die Lichtung. Es bot sich ein Bild des Grauens. Im näheren Umkreis des Lagers waren überall Skelette verteilt. Einige waren schon mit Gras überwachsen, andere lehnten an Bäumen oder kleinen Felsen. Selbst in der Nähe des Schlafplatzes lagen überall Knochen herum. Die Feuerstelle war kalt und Sirena riskierte einen Blick in den Topf der an einer Kette vom Ast eines Baumes über der Feuerstelle hing. Eine graue Masse mit einer erkalteten Fettschicht befand sich darin und Sirena rümpfte angewidert die Nase.
Smaragd beteiligte sich nicht an den Untersuchungen des Lagers. Sie schaute immer wieder nervös zu dem Felsen auf dessen Plateau das Zeichen der Feuergeister war und zog sich in den Schatten eines Baumes zurück. Für sie war dieser Ort nichts Ungewöhnliches und sie respektierte die Lebensweise von Afra.
Plötzlich hörten die Krieger erstaunte Ausrufe des Orakel und alle beeilten sich dort hin zu gehen wo sie die Rufe vernahmen. Auch Smaragd war neugierig genug und machte sich auf den Weg.
Ariane, das Orakel schaute Smaragd an.
„Du hast gesagt, dass Afra all diese Menschen getötet hat?“
Smaragd nickte stumm.
„Das kann aber gar nicht sein. Diese Knochen hier sind beinahe 300 Jahre alt. Das können keine Opfer von Afra sein.
„Doch“, Smaragd nickte heftig mit dem Kopf, „Afra hat zu jeder Leiche eine Geschichte, es sind ihre Opfer und diese Knochen sind ihr heilig.“
Das Orakel verständigte sich mit Cindy dass sie ein paar dieser Knochen mitnehmen werde um sie zuhause in aller Ruhe genauer untersuchen zu können. Smaragd bekam ein schlechtes Gewissen und bereute es, die Amazonen zu diesem Lager geführt zu haben.
„Das dürfen wir nicht, es sind Afras Heiligtümer und Afra hat uns nie etwas getan.“
Cindy beruhigte Smaragd und erklärte ihr, dass sie Afra ja nicht schädigen wollen sondern nur herausfinden wollen was hier vor sich geht. Cindy bezweifelte auch, dass Afra das Fehlen ein paar weniger Knochen überhaupt bemerken würde.
Cindy lies alles aufschreiben und zählen und in eine Karte genau eintragen. Dem Felsen aber mit dem Zeichen schenkte niemand Bedeutung und Smaragd atmete erleichtert auf als Cindy endlich das Zeichen zum Rückzug gab.
Entkräftet aber überglücklich fielen die Amazonen auf die Knie und küssten den Boden als sie nach tagelangem Marsch endlich wieder heimatlichen Boden unter den Füssen hatten. Während alle erschöpft in ihren Hütten auf das Lager fielen fand das Orakel keinen Schlaf. Ariane machte sich sofort an die Untersuchungen der Knochen und entdeckte Erstaunliches …...
 
Nach etwa zwei Wochen kehrte Afra zu ihrem Lager zurück. Lediglich zwei Felle von Bergziegen trug sie auf dem Rücken. Ihr war nicht nach jagen zumute gewesen. Zuviel ging ihr durch den Kopf. Sie konnte immer noch nicht begreifen wie man in eine Säule tritt und an einem anderen Ort plötzlich auftaucht. Immer und immer wieder war dieses helle Licht vor ihren Augen. Die wechselnden Farben hatten etwas beruhigendes dazu die sanften Klänge die im ganzen Raum zu hören waren. Wenn sie die Augen zu machte sah sie sich immer noch in diesem Raum stehen. Sie spürte die Kühle und den leichten Luftzug. Obwohl sie noch nie an diesem Ort war hatte er doch etwas Vertrautes und immer wieder überlegte sie fieberhaft was ihr so vertraut, so bekannt war. Lediglich die Tatsache dass die Götter wohl an diesem Ort wohnten und sie dort unerlaubter Weise eingedrungen waren hatten ihr Angst gemacht. Aber das Wesen hatte ihr doch deutlich den Weg gezeigt, sie quasi aufgefordert dort hinzugehen. Warum nur?

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In Afras Leben hatte alles einen Sinn. Nichts war und ist zufällig. Sie lebte hier genau so wie man es ihr einmal gesagt hat, sie jagte weil sie sich ernähren musste und sie ging zu den Amazonen als es an der Zeit war. Eine innere Stimme hat ihr gesagt, dass sie dem Volk dort an der Küste einen Weg zeigen soll. Sie war sich nie darüber im Klaren was genau dieser Weg war aber sie hatte das Gefühl dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war Kontakt aufzunehmen. Geduldig hatte sie alles über sich ergehen lassen um zu begreifen wie dieses Volk lebt und was sie diesem Volk geben könnte. Afra war ratlos, sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Volk wie die Amazonen nicht das wusste was sie auch weiß. Aber am meisten beschäftigte sie, dass sie sich absolut nicht daran erinnern konnte weshalb ihr der Raum da oben im Himmel so vertraut war. Das ärgerte sie so dass sie beinahe jede Vorsicht vergessen hatte und einfach drauflos marschiert war.

Gerade wollte sie die Lichtung zu ihrem Lager betreten als sie instinktiv inne hielt. Einen winzigen Augenblick nur brauchte sie um zu begreifen dass etwas anders war. Instinktiv zog sie das Messer und trat ein paar Schritte zurück in den Schatten eines Baumes. Unendlich lange stand sie da und bewegte keinen Muskel ihres Körpers. Nicht einmal die Lippen bewegte sie, nichts sollte sie ablenken. Nur die Augen und die Ohren arbeiteten fieberhaft um alles aufzunehmen. Mit den Augen suchte sie stückweise die Landschaft ab. Jeden Baum, jeden Ast verglich sie mit ihren Erinnerungen auf Veränderungen. Angestrengt lauschte sie und manchmal schloss sie die Augen um sich besser konzentrieren zu können. Aber da war nichts. Langsam trete sie den Kopf und verfolgte mit den Augen den Weg den sie gekommen war und da bemerkte sie es. Spuren von Menschen. Hier waren Menschen gewesen und die Spuren führten zu ihrem Lager.
Sie nahm das Messer zwischen die Zähne um die Hände frei zu haben und bückte sich. Mit den Fingern fuhr sie die Konturen der Abdrücke ab.
„Mindestens sechs Personen“, murmelte sie und wechselte ihren Standort. Sie untersuchte die Spuren von der anderen Seite des Pfades aus und stellte fest, dass die Abdrücke auch wieder in die andere Richtung zeigten. Die Kanten waren nicht so scharf, mehr verrutscht also war es ein eiliger Aufbruch. Jetzt war sie sicher, dass sie alleine war. Sie nahm das Messer wieder aus dem Mund und befestigte es am Oberschenkel.
Sie trat auf die Lichtung und überlegte wer diese Menschen waren und was sie hier gemacht haben. An einem dornigen Strauch entdeckte sie einen winzigen Stofffetzen. Sie befühlte den Stoff, betrachtete sich die Farbe und ihr wurde klar, hier waren die Amazonen. Sie dachte an Loreena und an den Tiger. Hatten die Beiden etwa verraten was sie erlebt hatten? Afra eilte sofort zu dem Felsen und kletterte auf das Plateau. Sie untersuchte das Zeichen. Nein hier war niemand, also hatte der Besuch andere Gründe. Langsam stieg sie wieder vom Felsen herab und schaute sich das Skelett an welche am Fuße des Felsen seine Ruhestätte hatte. Seltsam, hier fehlten Teile des Skelettes. Afra untersuchte die Stelle und bemerkte dass die Knochen aus dem Boden herausgeholt waren. Sie registrierte jeden fehlenden Knochen und Wut machte sich in ihr breit.
„Oh diese Frevler, diese Unwürdigen“, schrie sie in den Wald, „das sind meine Knochen, meine heiligen Knochen.“
Mit Tränen in den Augen kniete sie auf dem Boden und jammerte: „Warum haben sie das getan, warum, warum….“
Dann raffte sie sich kurz entschlossen auf, ging zu ihrem Lager, nahm ein paar Stücke Trockenfleisch und stopfte sie in einen Beutel und machte sich im Dauerlauf auf um ihre Knochen zurückzuholen.
„Ich muss zu Cindy“, dachte sie nur …..
 
Der Hort der Götter
Bereits kurze Zeit nach Ankunft stand für das Orakel fest, dass die mitgebrachten Knochen etwa 300 Jahre alt waren. Für alle war klar, dass entweder an Afras Erzählungen etwas nicht stimmen konnte oder aber Afra selbst war das Rätsel.
Gerade als das Orakel in einer Versammlung der Krieger ihren Vortrag hielt und Erläuterungen abgab was die Knochen anging und welche Ungereimtheiten sich hierbei auftaten hörte man schon von weitem Afras Ruf.
„Ciiiindy, Ciiiindy“, immer wieder rief Afra nach der Kriegerin des Feuers und platzte mitten in die Versammlung. Keuchend rang sie nach Luft und wollte gerade ansetzen als sie das Orakel sah vor einer Schale sitzend und darin waren ihre Knochen. Von einer Sekunde auf die andere war Afra wie verändert. Sie zog blitzschnell ihr Messer und mit einer Rolle nach Vorne war sie schon fast am Orakel um auf Ariane einzustechen. Gerade noch rechtzeitig konnte sich eine Kriegerin dazwischen stellen um den ersten Angriff abzuwehren. Afra tobte wie besessen und ein ganzer Pulk von Kriegern war notwendig um Afra von Ariane fernzuhalten.
„Du Frevlerin, du Gotteslästerin, du bist tot, das sind meine Knochen, meine heilige Knochen!“ Mit sich überschlagender Stimme kreischte Afra immer wieder diese Worte und versuchte mit aller Gewalt den Pulk von Kriegern loszuwerden um sich auf Ariane zu stürzen. Es war ein ungleicher Kampf. Niemand der Krieger wollte Afra verletzen und alle hatten Mühe dem Messer der wild um sich schlagenden und wie ein Berserker tobenden Frau auszuweichen. Dies ging natürlich nicht ohne Verletzungen ab und es dauerte eine ganze Weile bis man Afra das Messer abgenommen hatte und sie von mehreren Kriegern mit Haltegriffen fixiert werden konnte.
Cindy war völlig irritiert von dieser Reaktion und konnte sich diese Veränderung der sanftmütigen kindlichen Afra wegen ein paar Knochen überhaupt nicht erklären. Aber sie tat das einzig richtige.
Cindy nahm die Schale mit den Knochen und hielt sie Afra vor Augen.
„Ja es sind deine Knochen und du bekommst sie wieder, wir bringen sie dir wieder zurück. Wir wollten sie uns nur mal anschauen. Wir wussten nicht, dass sie dir so heilig sind. Hier hast du deine Knochen.“
Erst als sich Afra völlig entspannt hatte ließen die Krieger von ihr ab und Afra umklammerte die Schale mit den Knochen als wären sie das wertvollste auf der Welt. Selbst auf noch so viele Nachfragen hatte Afra immer die gleichen Antworten. Es seien ihre Knochen und es seien Knochen von Menschen die sie getötet hätte und sie seien alle auf Geheiß der Götter gestorben. Damit war den Amazonen auch klar, dass sie um alles zu verstehen was da in dem Hinterland vor sich ging zuerst einmal herausfinden mussten wer diese Afra war. Afra war das große Rätsel. Mit der Zeit hatte sich Afra wieder beruhigt und bei ihren vielen Antworten auch erwähnt, dass sie bei den Göttern war, in einem Raum voller Licht und schöner Klänge. Sie erzählte auch dass sie den Weg der Götter gegangen war und wie die Feuergeister von einem Ort zu einem anderen gereist sei. Smaragd musste Cindy eingestehen, dass sie dabei war und bestätigte die Erzählungen. Auf Drängen und Bitten von Cindy war Afra dann bereit den Amazonen den Weg zu zeigen.

Afra hatte es eilig und führte die Krieger im Dauerlauf zurück zu ihrem Lager. Sie wollte so schnell wie möglich ihre heiligen Knochen wieder an Ort und Stelle bringen. Bereits nach zwei tagen war man am Lager und Afra legte jeden Knochen wieder genau so ab wie er ursprünglich einmal gelegen hatte. Die Amazonen bewunderten dabei ihre Genauigkeit. Cindy beschloss noch einen Tag auszuruhen bevor man weitere Abenteuer anging. Das Tempo, das Afra bei der Rückkehr vorgelegt hatte hat die Amazonen ermüdet und sie brauchten jetzt dringend eine Pause. Sie suchten sich einen Schlafplatz etwas Abseits um nicht die ganze Nacht von Totenköpfen und anderen Skelettteilen träumen zu müssen.
Als die Krieger am nächsten Morgen erwachten hörten sie Afra oben auf einem Felsen laut betend die Götter anrufen. Eine nach der anderen stieg auf den Felsen und staunte nicht schlecht. Auf einem Plateau sahen sie ein rotes Pentagramm und es drehte sich langsam während Afra betete. Bei jeder Umdrehung war ein pulsierendes rotes Aufleuchten zu sehen und am äußeren Kreis züngelten kleine rote Flämmchen. Das war mehr als die Amazonen ertragen konnten. Einige von ihnen fielen ehrfürchtig auf ihre Knie und beteten eiligst zu Pallas damit die Göttin sie doch beschützen möge. Für sie war es Magie, Zauber oder Gotteswerk und es irritierte sie in höchstem Masse dass da diese Verrückte wie sie immer geglaubt haben wie eine Hohenpriesterin mit den Göttern kommunizierte. Auch für Cindy bekam das Wort „Feuergeister“ plötzlich eine andere Bedeutung und sie schwor sich, Afra künftig etwas mehr Beachtung zu schenken. Alle haben sich über Afra lächerlich gemacht als sie von den Feuergeistern erzählte und jetzt mussten alle beschämt zur Kenntnis nehmen, dass Afra nicht verrückt war.
Afra beendete ihr Gebet und schaute die Amazonen an, zeigte auf das sich drehende Pentagramm und sagte: „Der Weg der Götter, der Weg der Feuergeister! Seid ihr bereit?“
Niemand konnte eine Antwort geben, alle waren so fasziniert und voller Ehrfurcht und Afra fing wieder an zu beten. Sie berührte das Zeichen an verschieden Punkten und plötzlich erschien eine rote Säule über dem Pentagramm und dreht sich mit.

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„Der Weg ist frei!“, verkündete Afra stolz und zeigte auf die Säule.
Die Amazonen waren beim Erscheinen der roten Säule erschrocken zurückgewichen und ein lautes Gemurmel hob an. Einige äußerten laute Zweifel ob sie überhaupt hier sein sollten.
„Ihr braucht keine Angst zu haben“, sagte Afra und fuhr mit der ganzen Hand durch die Säule. „Seht ihr es passiert nichts, erst wenn ihr euch hineinstellt werden ihr auf die Reise geschickt.“
Cindy schaute ihre Krieger der Reihe nach an und hoffte so eine Freiwillige zu finden. „Sirena, du gehst zuerst, dann du, dann du, dann du, ich dann nach euch und Afra zuletzt.“ Jetzt gab es kein Zurück mehr. Zögerlich trat Sirena nach vorne und mit einem letzten Blick auf ihre Freunde betrat sie mutig die Säule. Eine Flamme loderte auf und es schien als würde Sirena verbrennen denn plötzlich war sie nicht mehr da. Erstaunte Ausrufe waren ringsherum zu hören. Cindy schaute nur auf Afra. Die aber war seelenruhig stehen geblieben also schien auch alles in Ordnung zu sein. Cindy winkte die nächste heran.
Eine nach der anderen verbrannte in den Flammen und als alle durch waren lächelte Afra und ging ebenfalls auf Reisen.
Dicht gedrängt standen die Krieger auf der Treppe zu dem unheimlichen Bauwerk und tuschelten aufgeregt miteinander. Erleichterung machte sich breit als Afra aus einer Feuersäule heraustrat.
„Wo sind wir hier? Ich hoffe du kannst uns auch wieder zurückbringen?“, meinte Cindy sorgenvoll zu Afra und bedeutete den Kriegern einmal ruhig zu sein.
Afra erklärte genau was sie bei ihrem ersten Besuch hier gesehen hatte und wie es weiter ging. Als Cindy nickte und Afra mit den Worten, „Jetzt sind wir hier und jetzt wollen wir auch wissen warum wir dieses Risiko eingegangen sind“ aufforderte die Türe zu öffnen machte sich Afra ans Werk. Sie berührte die Türe an den aufgemalten Zeichen und legte ihre Handfläche auf die leuchtende Mitte. Die Türe öffnete sich und gab den Blick in einen von Licht überfluteten Raum frei. Genau wie beim ersten Besuch war Afra überwältigt. Das Licht war so schön und wechselte ständig die Farbe dazu waren Klänge zu hören die sich anhörten als kämen sie aus dem Licht und änderten mit der Farbe auch die Tonlage. Afra ging langsam in den Raum hinein und die Krieger folgten mit vorsichtigen Schritten. Auch dieses Mal schien der Raum leer zu sein. Die Amazonen drückten sich furchtsam mit dem Rücken an die Wand und erst als sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten wurden sie neugierig. Sie staunten nicht schlecht als sie das Unbekannte Mobiliar sahen und Bilder an der Wand fanden die in wechselnder Folge immer andere Sternenhimmel zeigten. Niemand hatte eine Erklärung für das was sie sahen. Nach einer Weile rief jemand: „hier ist noch eine Türe.“ Die Krieger und Afra versammelten sich vor der Türe und auf Geheiß von Cindy wollte eine Kriegerin die Türe öffnen. Aber sie bewegte sich nicht und der Raum blieb verschlossen. Als man nach mehreren Versuchen schon aufgeben wollte trat Afra zur Türe und berührte sie in gleicher Weise wie die Türe zuvor und sie sprang auf.
„Wie machst du das?“ wollte Cindy wissen aber Afra zuckte nur mit den Schultern. „ich weiß es nicht, aber ich kann diese Türe öffnen.
Die Amazonen waren etwas enttäuscht denn die Türe gab nicht den Blick in einen anderen Raum frei. Eine Mauer war zu sehen. Der Raum vor ihnen war zugemauert. Als Afra etwas näher an die Mauer heranging bewegte sich die Mauer nach rechts und gab den Weg frei.
Ein Grabmal entdeckten die Amazonen. An den Wänden waren Zeichen wie in den alten Ruinen in ihrer Heimat. Auch die Bilder an der Wand ähnelten denen, die man in der Hütte beim Orakel sehen konnte. Mitten in der staunenden Stille hörte man plötzlich wie Sirena die Zeichen übersetzte und vorlas. Es war das Grabmal eines hochrangigen Kriegers der bei der Reise durch das Tor zu Tode kam. Sirena machte sich eifrig Notizen und wollte noch mehr vorlesen als alle plötzlich ein unheimliches Grummeln hörten.
„Raus hier“, befahl Cindy und die Krieger kamen diesem Befehl nur allzu gerne nach. Gerade rechtzeitig, denn kaum waren alle wieder in dem lichtdurchfluteten Raum als sich die Mauer wieder schloss.
Das war knapp und Cindy beschloss den Rückzug anzutreten.
„Wir kommen wieder wenn wir besser vorbereitet sind“, sagte sie und gab das Zeichen zum Aufbruch.
Afra brachte alle wieder wohlbehalten auf das Felsplateau. Auch wenn vielen die Knie schlotterten jetzt waren sie stolz so ein Abenteuer erlebt zu haben. Es wurde beschlossen eiligst nach Hause aufzubrechen und Nachforschungen anzustellen. Afra begleitete die Amazonen nicht auf ihrem Rückweg sie blieb an Ort und Stelle und gab vor dass sie jagen wolle.
Cindy begab sich, kaum zuhause angekommen, in das Archiv und erhielt von Atrista die Erlaubnis in den alten Schriften nachzuforschen.
Sirena machte sich sofort an die Arbeit und versuchte fieberhaft ihre Notizen zu übersetzen. Dabei bekam sie die Hilfe eines alten Schriftgelehrten. Peter war ein vielgereister Mann und war genau wie Sirena in einer früheren alten Kultur beheimatet. Cindy aber vertiefte sich in die alten Schriftrollen. Dabei stieß sie auf eine interessante Aufzeichnung. Es war die Rede von einem Ort der aber seit über 2000 Jahren verschwunden war. In den Schriften wurde dieser Ort „Der Hort der Götter“ genannt und es ist berichtet, dass die Götter dort in fremde Welten reisten und auch Menschen aus fremden Welten zu Besuch hatten. Der Hort der Götter war für normale Menschen ein verbotener Ort und es ist berichtet, dass dieser Hort von einem Tag auf den anderen plötzlich verschwunden war.

Hatten die Amazonen den verschwunden Hort der Götter wieder entdeckt? Und welche Rolle spielte Afra dabei?
 
Spuren einer alten Kultur

Sirena wunderte sich schon seit ihrer Ankunft auf Amazonien über die überall auf dem Land verteilten Ruinen und Überreste eines scheinbar lange vor den Amazonen auf diesem Land lebenden Volkes.
Überall auf den Ruinen waren teilweise schon sehr verwitterte Schriftzeichen zu sehen, die die Amazonen aber nicht kannten.
Sirena jedoch konnte diese Schriftzeichen lesen.
Sie waren offenbar ägyptischen Ursprungs und in Nubien, dem Land, aus dem Sirena stammte, wurden sie auch verwendet.
Scheinbar war hier früher einmal ein ägyptischer Außenposten, dachte sich Sirena und maß den Ruinen keine weitere Bedeutung zu.

Bis...

Als Sirena einmal mit Afra beim Orakel in der Hütte war, fielen ihr die vielen Bilder an den Wänden auf.
Diese Bilder waren komplett aus Gold.
Sie zeigten offenbar verschiedene Götter, allerdings keine ägyptischen Götter, sondern längst vergessene Götter, die vor langer Zeit einmal von den Nubiern verehrt wurden.
Afra kannte diese Götter.
Sie lief zu jedem Bild und nannte ihre Namen.
Bei einem Bild sagte sie, das wäre Tante Nofre.
Sirena erinnerte sich, daß es die gleichen Bilder in Meroe, der Hauptstadt Nubiens, in der Sirena aufgewachsen ist, in einem alten Tempel zu finden waren.
Nur woher kannte Afra diese Götter?
Sirena erinnerte sich auch an ein Bild im Tempel, das anders war wie die anderen.
Es war nicht gold, sondern farbig.
Es stellte offenbar einen Krieger dar.
Er trug eine Art Rüstung und Waffen.
Seine Haut hatte eine merkwürdig rötliche Färbung.
Man dachte, dies sei durch die Verwitterung mit der Zeit entstanden und er wäre ursprünglich dunkelbraun gewesen.
Aber Afras Haut hat auch diese merkwürdig rötliche Färbung.

Stammte Afra etwa vom gleichen Volk ab wie dieser rothäutige Krieger?
 
Nun stand Sirena mit den anderen vor diesem Zeichen auf dem Felsen.
Irgendwie kam ihr dieses Zeichen bekannt vor.
Sirena erinnerte sich, wo sie es schon einmal gesehen hatte.
Etwas außerhalb von Meroe gab es ein unterirdisches Gewölbe, gebaut in einen Berg hinein.
Dort war dieses Zeichen in einem Raum auf dem Boden.
Sirena zuckte zusammen, als Cindy sie aufforderte, zuerst diesen Weg der Götter zu beschreiten.
Ängstlich trat sie in die Mitte des Zeichens und murmelte "Weg zu den Göttern".
Plötzlich war Sirena von hohen Flammen umringt, die seltsamerweise aber nicht heiß waren.
Sie wollte weg laufen, aber irgendwas hielt sie auf der Stelle fest.
Dann wurde es kurz dunkel um sie.
Merkwürdige Lichter tanzten in der Dunkelheit vor ihren Augen.
Dann waren die Flammen wieder da, die kurz darauf wieder verschwanden.
Sirena schaute sich um.
Wo war sie?
Wo waren die anderen?
Sirena befand sich auf einer Plattform hoch oben im Himmel über den Wolken.
Unter ihren Füßen war das gleiche Zeichen wie unten auf dem Felsen.
An einem Ende dieser Plattform befand sich ein großer Würfel mit einer Tür.
Sirena ging ein paar Schritte auf diese Tür zu.
Plötzlich schlugen die Flammen wieder aus dem Zeichen und gaben kurz darauf eine Amazone frei.
Dieses Schauspiel wiederholte sich mehrfach, bis alle oben auf der Plattform waren.
Als letzte kam Afra aus den Flammen.

Als Afra die Tür zu dem Würfel geöffnet hatte und alle eintraten, kam Sirena aus dem Staunen nicht mehr raus.
Der Raum, in dem sie waren, glich dem zentralen Raum in dem Gewölbe in Nubien.
Nur diese gleißende, unglaublich schöne Licht war dort nicht.
Die Bilder, die den Sternenhimmel zeigten, waren dort auch.
Nur nebeneinander, nicht wechselnd, wie hier.
In einer Ecke des Raumes stand ein großer Ring.
Er glänzte metallisch.
Der Ring war so groß, daß man bequem durch ihn hindurch laufen könnte.
Auf dem Ring und nebenan auf der Wand waren seltsame Zeichen.
Auch so einen Ring hatte Sirena in dem Gewölbe in ihrer alten Heimat bereits gesehen.
Allerdings war er dort beschädigt.
Ein Teil der Decke des Raumes war dort eingestürzt und hatte den Ring verbogen.
Dann öffnete Afra die Tür zu einem weiteren Raum.
Sirena erkannte eine Grabkammer, wie sie in Ägypten und Nubien üblich ist.
Die Wände waren voll von Bildern und Schriftzeichen.
Sirena begann zu lesen.
Die Texte erzählten vom Leben des Mannes, der hier begraben lag.
Dieser Mann war ein stolzer Krieger mit rötlicher Haut.
Es wurde von Reisen durch ein Tor zu den Sternen in ferne Welten berichtet und davon, daß er bei einer dieser Reisen bei Durchquerung dieses Tors getötet wurde.
Sirena hätte gerne noch länger verweilt, um alles genau zu studieren, aber Cindy rief zum Rückzug.

Warum konnte Afra die Türen öffnen?
Hatten etwa diese Menschen mit der rötlichen Haut diesen Ort erbaut?
Rätsel über Rätsel.
 
Eine Kiste mit Schriftrollen

Sirena grübelte mit Peter lange über den Aufzeichnungen.
Peter suchte auch im Archiv der Amazonen nach Hinweisen.
Dies konnte nur er machen, da Sirena die Schrift der Amazonen nicht lesen kann.
Verschiedene Hinweise nährten die Vermutung, in den Ruinen auf Amazonien könnten noch mehr Dokumente versteckt sein.
Sirena ging zu der großen Ruine am Strand und untersuchte die Schriftzeichen genauer.
Mit der Hand schob sie den Sand am Fuß der Säulen weg, um die darunter verborgenen Schriftzeichen zu sehen.
Dabei machte sie eine Entdeckung.
Am Fuß einer Säule stand, daß in diesem Gebäude Kisten mit Schriftrollen gelagert waren.
Es mußte sich um ein Archiv gehandelt haben.
Sirena rief Cindy und einige Amazonen zu Hilfe.
"Wir müssen graben", sagte Sirena.
"Unter dem Sand könnten sich Kisten verbergen."
Die Amazonen begannen, an verschiedenen Stellen zu graben.
Nach einiger Zeit stieß Sirena im Sand auf etwas hartes.
"Hier ist etwas", rief Sirena und grub schnell weiter.
Schließlich legte sie eine prächtig bemalte Kiste frei.
Gemeinsam hoben die Amazonen die Kiste aus dem Loch.
Sirena brach vorsichtig das Schloß der Kiste mit einem Messer auf.
Dann zog sie eine der Schriftrollen, die in der Kiste waren, heraus und begann zu lesen.
"Interessant", sagte Sirena. "Offensichtlich sind das Reisebereichte."
"Hier wird von fremden Welten berichtet".
Cindy wollte die Kiste in die Taverne bringen lassen, damit Sirena sich beim Studium der Schriftrollen mit Nahrung und Getränken versorgen konnte.
Sirena schüttelte aber nur den Kopf und sagte:
"Die Kiste sollte ins Sanctum."
"Da ist sie besser geschützt."
"Ihr Inhalt kann für uns sehr wichtig sein."
Daraufhin trugen die Amazonen die Kiste ins Sanctum und Sirena machte sich mit Peter, der dazu kam, sofort ans Studium der Schriftrollen.
Viele Reiseberichte waren es.
Es war von fremden Städten die Rede.
Mit großen, sehr hohen Häusern.
Weiten Ländern, hohen Bergen und so fort.
Allen Berichten gemein war die Art der Reise.
Die Benutzung eines Tores zu den Sternen.

Was ist dieses Tor zu den Sternen?
Wo ist dieses Tor?
Geht von ihm eine Gefahr für Amazonien aus?
Fragen über Fragen.
 
Steinanalysen in Amazonien

Auch Brigitt hörte von den Reiseberichten, die Sirena und Peter aus den alten Schriftrollen im Sanctum entziffert und übersetzt hatten. Von fremden Wesen und fremden Welten war da die Rede. So ein Quatsch! Die Erde ist eine Scheibe und am Rand fällt man einfach ins Nichts.

Neugierig war sie aber doch. Wo die eine Kiste mit Schriftrollen war, könnten doch auch noch mehr sein. Man müßte nur danach suchen und vielleicht graben. Sirena und Brigitt machten sich auf den Weg zu den Ruinen. Sie suchten und gruben und suchten und gruben. Vielleicht nicht tief genug, es war nichts zu finden. Auch die Späherin SandyLee kam dazu und half beim Suchen. Nichts.

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Brigitt sah die Symbole und Schriftzeichen an dem Tor und an den Säulen der Ruinen und fragte Sirena danach. Die Schrift war schon recht verwittert, aber es war die gleiche Schrift wie auf den Rollen. Sirena konnte sie inzwischen fast fliessend lesen. Aber diese Texte waren nur Gebete an die Hausgötter und Danksagungen für den erfolgreichen Bau.

"Jeder Text der alten Völker könnte uns weiterhelfen." meinte Sirena. Darauf sagte SandyLee, sie habe bei Grabungen beim Bau ihrer Höhle Steine mit alten Texten gefunden und verwahrt. Neugierig folgten Sirena und Brigitt der Späherin zu ihrer Höhle. Tatsächlich, ein Stein mit Schriftsymbolen. Aber dies war eine völlig andere Schrift. Diese konnte auch Sirena nicht lesen. Wie kamen so völlig verschiedene Schriften an einen Ort?

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Plötzlich zuckte Sirena zusammen. "Da," rief sie "das Symbol kenne ich. Das habe ich in meiner Heimat an einer Kette der nubischen Königin gesehen.". Diese Textsammlung wurden immer verworrener. Völlig unterschiedliche Schriften an einem Ort. Gleiche Schriftsymbole an weit entfernten Orten. Wie passte das alles zusammen?

"Oben vor dem Kartenhaus ist noch ein Stein mit Schriftzeichen" sagte SandLee und führte die beiden in die Nähe des Eingangs zum Kartenhaus. Und wieder war es eine andere Schrift. Dieser Stein sollte aus dem Norden kommen. Wikinger? Kelten? Wie kam der Stein hierher nach Amazonien?

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Im Kartenhaus blätterte SandyLee in vergilbten Aufzeichnungen. Auch Pergamente halten nicht ewig. Schon übersetzte Texte, und wieder waren es Reiseberichte, die von fremden Welten berichteten. Doch was war das?

Da stand etwas über langschädelige Wesen, Fremde. Waren die Übersetzungen wirklich echt und wahr? Diese Fremden, wer waren sie? Gab es sie wirklich? In den Schriften der Späher stand noch mehr. Glasartig oder kristallin sollten sie sein oder war das nur eine Rüstung? Einige waren rot.

Zwischenzeitlich streifte die Kriegerin Smaragd um das Kartenhaus und belauschte die drei dort drin. Keine bekam davon etwas mit und Smaragd verschwand nach einiger Zeit wieder.

Die drei im Kartenhaus schauten sich aufgrund dieser ganzen Geschichten verwundert an. Das musste erst einmal alles verarbeitet werden. SandyLee schloss die Bücher und stellte sie wieder an ihre Plätze ins Regal. Danach zogen sie zusammen in die Taverne, um danach dann die Entdeckungen zu überschlafen, äh ... überdenken. Die Fragen waren nicht weniger geworden.
 
Am nächsten Morgen ging Sirena schon früh ins Sanctum und brütete wieder über den Schriftrollen.
Sie hoffte, in ihnen etwas über diese langschädeligen Fremden zu finden.
Aber sie wurden in den Schriftrollen nicht erwähnt.
Dafür fand Sirena etwas anderes.
In einem der Reiseberichte war dieses Tor zu den Sternen genauer beschrieben.
Es hieß, dieses Tor bestehe aus einem großen, metallisch glänzenden Ring, ringsum verziert mit Zeichen, durch den die Reisenden gehen mußten, um zu ihren Zielen zu gelangen.
Genau so ein Ring stand doch oben in diesem Haus in den Wolken und in dem Gewölbe in Meroe.
Waren das etwa Tore zu den Sternen?
 
Die Demütigung

Seit ihrer letzten Begegnung mit den Amazonen, dem Besuch im Lichtertempel, hielt sich Afra immer öfter in deren Land auf. Afra fasste so langsam Vertrauen und fühlte sich sichtlich wohl. Sie brachte ihre Felle zu den Amazonen und erhielt dafür ausreichend Vorräte für den Winter. Sehr oft kam es vor, dass Afra gar nicht mehr den Heimweg antrat sondern irgendwo in der Nähe der Taverne ihr Nachtlager aufschlug. Einladungen verschiedener Amazonen stand sie immer noch sehr reserviert gegenüber. Ihr waren die festen Behausungen mit ihren Badetempel nicht geheuer. Sie schlief viel lieber im Freien. So nach und nach wurde sie auch sicherer mit der Sprache. Der Umgang mit Menschen zeigte Spuren und all die Dinge die sie in jahrzehntelanger Einsamkeit verlernt hatte wurden ihr so nach und nach wieder geläufig. Afra staunte immer wieder wenn sie durch das Land der Amazonen streifte wie einfach das Leben sein konnte. Sie schaute mit Begeisterung zu wie ein Schmied ihr aus einem Stahl ein Messer formte, und schaute stolz auf ihr eigenes Messer das ihr einmal die alte Frau die sie in den Wäldern groß gezogen hatte überlassen hatte. Es war uralt und von ganz besonderem Stahl und konnte mit Leichtigkeit immer wieder geschärft werden. Die Meister unter den Schmieden versuchten immer wieder ihr das Messer abzuhandeln. Sie bewunderte die Geschicklichkeit wie aus Ton und Lehm herrliche Gefäße entstanden und anschließend bunt bemalt wurden. Afra zeigte den Amazonen wie man das Leder gerbt ohne dass es rissig wurde, wie man die Hände am Mund zu einem Trichter formte und so verschiedene Tierlaute nachahmte und wie man mit einer ledernen Peitsche ein Wildschwein zu Fall bringen konnte. Die Amazonen mochten diese Wilde und niemand störte sich daran, dass sie in zerlumpter Lederkleidung herumlief und sich standhaft weigerte ihre Haare zu schneiden. Hilfsbereit erklärte man ihr geduldig die Begriffe, lehrte sie Worte, zeigte ihr die Tempel. Afra fühlte sich wohl und strahlte wenn sie spürte dass sie wieder mal ungeschickt oder unwissend zur Erheiterung der Amazonen beitrug. Diejenigen die Afra jetzt schon länger und besser kannten wussten dass sich Afra auch schnell erregen konnte. Deutlich spürte man das zittern an ihrem Körper wenn es ein Gast oder Fremder mal übertrieb und sich in ungebührlicher Weise über die Wilde Frau lustig machte. Niemand konnte genau sagen was der Auslöser ist. Afra lies viele Späße über sich zu und lachte und freute sich mit. Dann wieder war sie emotional so berührt, dass ihre Hände zum Messer glitten und bereit war sich auf den oder die Lästerer zu stürzen. Die erfahrenen Krieger erkannten die Situation und wussten wie Afra zu beruhigen war. So gab es auch oft brenzlige Situationen. Vor Afras Messer und ihrer Geschicklichkeit im Umgang mit dem Messer hatte man Respekt.

Als der Winter sich angekündigte beschloss Afra auf Wanderschaft zu gehen. Sie wollte noch vor der Schneedecke jagen und Vorräte sammeln. Da sich das Wild etwas zurückgezogen hatte beschloss Afra über das Gebirge zu gehen und in einem anderen Land nach Wild Ausschau zu halten. Sie wickelte ihre Füße mit Leder ein, band sich Felle um die Füße, packte zusätzliche Pelze ein und machte sich auf den Weg. Es war mühsam. Auch für die geübte Afra war es kräftezehrend immer wieder einen Pass zu finden, manchmal umzukehren weil sie an unüberwindlichen Steilhängen nicht mehr weiter kam. Der Abstieg auf der anderen Seite des Gebirges war nicht leichter und ebenso tückisch. Nach beinahe zwei Wochen aber hatte sie es geschafft und vor ihr lag ein Tal mit saftigen Wiesen und herrlichen Laubwälder. Das Tal war warm, viel wärmer als auf ihrer Seite der Berge und das Schmelzwasser hatte den Wiesengrund matschig und glitschig gemacht. Afra befreite ihre Füße von den Fellen und dem Leder. Hier war Jagdgebiet. Sie war sich völlig sicher, dass hier gutes Wild war und sie beeilte sich im Dauerlauf den schützenden Wald zu erreichen. Plötzlich stutzte sie. Etwas Blinkendes im hohen Gras hatte sie gewarnt und Afra bewegte sich geduckt vorwärts, das Messer griffbereit. Nichts war zu hören als Afra vorwärts schlich. Lediglich ein kaum wahrnehmbares Quietschen unter ihren Füßen. Es war als bewegte sie sich in einem Sumpf. Als Afra an der Stelle war die ihre Aufmerksamkeit erregte fand sie einen abgebrochenen Pfeil mit einer metallenen Spitze. Da steckte ein Pfeil im Boden und dort auch. Afra schlich vorsichtig weiter und fand eine Leiche. Ein Krieger, noch nicht lange tot, höchsten ein paar Wochen war von mehren Pfeilen durchbohrt. Die Kleidung war fremdartig und ihr unbekannt. Vorsichtig ging sie weiter und fand noch mehr tote Krieger. Männer und Frauen. Teilweise hatten sie noch ihre Waffen in den Händen. Einer der Krieger lag auf dem Rücken. Die Pfeile die ihn durchbohrt hatten ragten vorne aus seiner Brust und seinem Bauch heraus. Afra lauschte. Erst als sie sicher war, dass sie ganz alleine war richtete sie sich auf. Sie schaute sich um und wollte weiter suchen doch plötzlich rutschte ihr der Fuß auf dem matschigen Boden weg und sie plumpste mit dem Hintern genau auf den auf dem Rücken liegenden Krieger.
Afra verzog schmerzhaft das Gesicht und blieb ein paar Sekunden bewegungslos sitzen. In ihrem Kopf formten sich gerade Bilder. Deutlich hatte sie das Krachen der Brustknochen gehört und das Geräusch als wenn eine weiche Masse auseinander gedrückt worden war. Als sie sich bewusst wurde wo sie hingefallen war wollte sie sich schnell erheben aber etwas hinderte sie schmerzhaft. Sie hing fest und es tat höllisch weh. Als sie mit einer Hand nach hinten griff um zu sehen was da so Schmerzen bereitete merkte sie, dass sie sich in die Pfeilspitzen gesetzt hatte. Angewidert holte sie tief Luft und stellte sich mit einem Ruck auf. Sie heulte laut auf und es war ihr auch egal wer sie hören konnte. Sie riss sich einen Pfeil aus dem Hintern aber da waren noch zwei Pfeile die mit abgebrochenen Schäften tief in ihrem Fleisch steckten. Afra lief so schnell sie konnte zu dem nahen Bach und setzte sich vorsichtig hinein. Das kühlende Wasser gab Linderung und nach einer Weile versuchte sie die beiden Spitzen aus ihrem Hintern zu fummeln.

Wochen später tauchte Afra dann wieder bei den Amazonen in der Taverne auf. Ihre Freunde waren da und Afra freute sich alle wieder zu sehen. Es wurde gelacht und die üblichen Witze musste sich Afra anhören. Cindy die Kriegerin des Feuers klopfte Afra freundschaftlich auf die Schulter:
„Komm setz dich zu uns, erzähle wie es dir ergangen ist.“
Afra schüttelte den Kopf. „Afra bleibt lieber stehen.“
Cindy lies sich nicht abwimmeln und forderte Afra auf sich doch nicht so anzustellen. Die beugte sich etwas zu Cindy und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich kann mich nicht setzen.“ Als Cindy fragend Afra anschaute erklärte sie leise in kurzen Worten was ihr passiert war.
In Cindys Gesicht arbeitete es. Sie wollte so ernst bleiben wie es angesichts der Geschichte notwendig war aber dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen und prustete laut lachend los.
„Du hattest Pfeile im Hintern, du hast dir selbst Pfeile in den Arsch gejagt?“
Für einen Moment war es still in der Taverne aber dann, als alle begriffen hatten was Cindy gerade gesagt hatte war schallendes Gelächter zu hören. Afra musste alles haarklein erzählen. Ihre gebrochene Sprache, ihre tiefe kehlige Stimme und so wie sie die Begriffe verwechselte und falsch benutzte wurde aus der eigentlich dramatischen Geschichte eine urkomische und es war ein Brüllen und Gelächter in der Taverne. Die Amazonen trommelten mit den Händen auf die Tische und als Afra auch noch hinging und sich den Rock auszog und der Heilerin den blanken Hintern zeigte schlug die Stimmung über. Niemanden hielt es auf den Plätzen, beinahe jeder erhob sich und begutachtete Afras malträtiertes Hinterteil. Es hagelte Ratschläge und Witze und als Afra sich endlich wieder anzog bereitete man ihr ein Essen an der Theke. Afra strahlte über das ganze Gesicht und freute sich über die gute Stimmung. Beinahe jeder kam zu Afra und klopfte ihr auf die Schulter und steckte ihr eine Wundersalbe in die Tasche. Lori ihre Freundin kam zu ihr mit einem ganz betrübten Gesicht.
„Wie geht es dir wirklich Afra?“, fragte sie
„Es tut weh und ich kann mich nicht setzen aber das ist kein Grund für dich traurig zu sein.“
Lori schüttelte den Kopf. „Ich verstehe dich nicht, ich mag es nicht wenn sie über dich lachen.“
„Lass sie“, flüsterte Afra, „sie freuen sich und vergessen für einen Moment ihre Sorgen.
Lori legte freundschaftlich ihren Arm um Afra und wollte gerade ansetzen zu einer langen Rede als es in der Taverne plötzlich ruhig wurde. Lori verschluckte die Worte die sie gerade sagen wollte und flüsterte zu Afra: „Aufgepasst, Amelie, die Königin der Amazonen ist im Anmarsch.“
Afra, die noch nie die Königin gesehen hatte schaute auf und beobachtet wie eine Frau in die Taverne trat und alle sich ehrfürchtig verneigten.
„Das ist die gute Seite der Regierung, Amelie ist ganz anders als Atrista. Sie ist barmherzig und liebevoll und wird verehrt“, flüsterte Lori Afra ins Ohr.

Cindy die Anführerin der Krieger begrüßte die Königin und winkte einen Tisch frei damit sich die König setzen konnte. Die Amazonen beeilten sich, standen auf und machten Platz und die Königin setzte sich an einen Tisch. Ihre Leibwache blieb hinter ihr stehen und sorgte dafür, dass man der Königin nicht allzu nahe kommen konnte.
Afra blickte mit ruhigen Augen auf die Frau. Sie bemerkte den stolzen Blick in ihren Augen und die würdevolle Haltung als sie Platz genommen hatte. Afra bemerkte aber auch wie einige der Amazonen sich wieder aus der Taverne verdrückten und wie andere unsicher im Raum stehen blieben. Instinktiv versuchte Afra die Frau einzuschätzen. Die Jägerin kam in ihr durch. Vielleicht war diese Frau ihr an Rang und Würde weit überlegen aber ein Gegner war sie nicht. Ihre Haut war zart, ihre Hände so gepflegt und ohne Schrammen. Ihr Haar war leicht ergraut und mit feinen Bändern durchzogen. Über den halbnackten Schultern lag ein hauchdünner Umhang aus feinem Stoff. Noch während Afra die Königin musterte trafen sich plötzlich ihre Blicke. Afra wich nicht aus. Ihre Augen schauten ohne Scheu zurück und ihr Blick bohrte sich tief in die Augen der Königin so als wollte sie ihre Seele erforschen. Der Königin fiel auf, dass da eine wild aussehende Frau war die nicht wie alle anderen sofort den Blick senkte und verlegen zur Seite schaute. Cindy bemerkte den Blickkontakt und beugte sich zur Königin.
„Hoheit, das ist Afra von der ich schon erzählt habe.“
Die Königin nickte Cindy zu und zeigte mit den Fingern auf Afra.
„Du“, sagte sie in einem schnarrenden Ton der mehr an einen Befehl erinnerte, „Du! Komm her!“
Alle Blicke richteten sich abrupt auf Afra an der Theke doch die reagierte zunächst gar nicht.
Lori schubste Afra in die Seite und flüsterte: „Du bist gemeint, geh hin.“
Afra aber machte immer noch keine Anstalten sich zu bewegen. Erst auf weitere Anforderung ging sie ein paar Schritte nach vorne und stellte sich mitten in den Raum.
Die Königin hob eine Hand und winkte zu Afra.
„Näher zu mir, du sollst näher kommen“, schnauzte sie Afra barsch an.
Afra ging noch ein paar Schritte näher auf die Frau zu. In ihrem Kopf arbeitete es. Cindy und die anderen Krieger waren etwas erschrocken. So hatten sie ihre Königin noch nie erlebt. Diesen Ton waren sie von der Arbitra gewohnt aber noch nie hatten sie so ihre Königin erlebt.
„Weißt du wer ich bin?“ Die Frage war an Afra gerichtet aber die gab keine Antwort. Afra registrierte keine Wärme in den Worten und innerlich spannte sich alles in ihr. Etwas versetzte sie in Alarmbereitschaft. Cindy wollte die Situation retten und sagte zu Afra: „Das ist unsere Königin, wir verehren sie, du brauchst keine Angst zu haben.“
Als Afra krampfhaft lächelte und eine etwas verunglückte Verbeugung andeutete mussten die anwesenden wieder Schmunzeln.
„Du stinkst erbärmlich!“ Verächtlich kamen diese Worte aus dem Mund der Königin. „Wie kann man nur so einen Gestank verbreiten?“
Afra fing an leicht zu zittern und ganz langsam bewegten sich ihre Hände und legten sich um den Griff ihres Messers.
„Oh weh“, dachte Cindy. Sie kannte die Anzeichen die Afra gefährlich machten und gab der Leibwache einen heimlichen Wink jetzt ja aufzupassen. Gleichzeitig stellte sie sich direkt neben Afra um notfalls sofort eingreifen zu können. Afra stand da und schaute immer noch mit ruhigen Augen direkt auf die Königin. Nur ihr Atem ging etwas schneller und ihre Brüste hoben und senkten sich. Ein deutliches Zeichen dafür, dass Afra gleich explodieren wird.
„Ich kann gar nicht verstehen wie die Amazonen so etwas verlaustes wie dich mögen können“, setzte die Königin ihre Provokation fort.
Cindy hatte keine Zeit zu reagieren und auch die Leibwachen waren viel zu langsam. Afra war blitzschnell bei der Königin, die Hand am Messergriff beugte sie sich vor und zischte: „Du bist sicher, weil du die Königin bist. Aber übertreib es nicht.“
Afra riss sich aus dem Griff von Cindy, warf der Leibwache einen verächtlichen Blick zu und rannte aus der Taverne. Draußen verharrte sie nur kurz und bevor noch jemand zu ihr kommen konnte machte sie sich auf und rannte im Dauerlauf nach Hause zu ihrem Lager.
Etwas war in ihr zerbrochen. Tränen rannen ihr über das Gesicht und sie beachtete nicht die Steine die ihr im Weg lagen oder die Dornen die ihr in die Haut fetzten. Sie wollte nur weg, nach Hause.
Zu Hause angekommen stand ihr Entschluss fest. Diesen Amazonen zeigte sie nichts mehr. Sie sollten nicht den Weg der Götter gehen und den schönen Lichtertempel erforschen. Afra kletterte auf den Felsen und kniete sich zu dem Zeichen. Sie zog ihr Messer und ritzte wie besessen auf dem Zeichen herum.
„Niemand soll dich benutzen dürfen!“ schrie sie in die Nacht und heulte voller Enttäuschung.
Afra machte einen entsetzten Satz nach hinten und wäre beinahe vom Felsen gefallen. Das Zeichen begann plötzlich mit kleinen Flämmchen zu brennen. Da wo sie voller Zorn mit dem Messer geritzt hatte fraßen sich jetzt kleine Flammen durch. Die Flammen wurden immer größer und bald war es auf dem Felsen so heiß dass Afra flüchten musste.
Eiligst sammelte sie Felle ein, stopfte etwas Proviant in einen Beutel und flüchtete aus dem Tal.
Für die Amazonen blieb Afra verschwunden…
 
Kinder und Wölfe

Afra zog sich in die Berge zurück. Sie wählte eine Höhle die sie von ihren früheren Streifzügen her kannte und in der sie schon oft Schutz suchte wenn sie im Gebirge von schlechtem Wetter überrascht worden war. Sie war überzeugt davon, dass sie hier vor den Amazonen ihre Ruhe hatte. Die Höhle war sehr geräumig und eine Felsspalte im hinteren Teil wirkte wie ein Kamin. Sie konnte also ein Feuer machen ohne dass man den Lichtschein weit im Land sehen konnte. Lediglich Rauch musste sie vermeiden. Vor der Höhle war dichtes Gestrüpp und ein mächtiger Baum lies seine Äste wie ein Vorhang vor dem Höhleneingang hängen. Wenn sie vor die Höhle trat oder auf den Felsen kletterte hatte sie eine weite Sicht in die Landschaft. Jede Annäherung konnte sie so schon von weitem beobachten. Eine kleinere Höhle in ihrer Nachbarschaft diente einem Wolfsrudel als Lager. Die Wölfe schienen sich nicht durch Afra gestört zu fühlen denn sie lungerten ungerührt auf dem Plateau. Für Afra waren die Wölfe kein jagdbares Wild. Seit sie herausgefunden hatte, dass Smaragd, ihre Freundin, einem Wolfsclan entstammte betrachtete sie die Wölfe mit anderen Augen. Auf unerklärliche Weise fühlte sie sich mit den Grauen verbunden. Gerade jetzt als sie so einsam und verlassen vor ihrer Höhle saß hatte sie das Gefühl als wären diese Wölfe dort ihre einzigen Freunde. Sie nahm Blickkontakt auf mit dem Leitwolf. Ein großes und kräftiges Tier starrte Afra in einem Fort an. Nach einer Weile näherte sich der Wolf blieb kurz vor Afra stehen, hielt seine Nase in den Wind, kam noch näher und schnupperte an Afra.
Afra war komisch zumute und ihr lief eine Gänsehaut über den Rücken als der Wolf sie umrundete und dann zurück auf das Plateau ging. Dort streckte er sich und heulte in die Landschaft. Das Rudel setzte in das Geheul ein. Für Afra klang es wie ein Willkommensgruß und Tränen kullerten über ihr Gesicht. In ihr tobte es. Immer wieder hatte sie das Bild vor Augen wie sie da vor dieser Frau stand und wie ihr begreiflich gemacht wurde, dass sie nicht dazugehörte. Gerade hatte sie ihr Herz geöffnet. Nach langer zeit hatte sie Vertrauen zu den Menschen gefasst. Diese Stimmen die ihr immer wieder sagten sie solle zu den Amazonen gehen, Die Feuergeister die sich des Nachts an ihrem Lager aufhielten und ihr einredeten sie solle dieses Volk beschützen und ihnen den Weg zeigen. In ihrem Kopf waren so viele Gedanken und Bilder und sie hämmerte sich mit beiden Händen gegen die Schläfen: „Warum nur, was soll ich nur tun“, murmelte sie halblaut vor sich hin und dachte wehmütig an die Zeit zurück als sie noch nicht den Kontakt aufgenommen hatte.
Inzwischen war es Dunkel geworden und Afra saß immer noch vor ihrer Höhle. Sie war unfähig sich zu bewegen. Sie bekam diese Stimmen nicht mehr aus dem Kopf und manchmal dachte sie die alte Frau sei eben an ihr vorbeigehuscht. Die alte Frau die sie groß gezogen hatte und die ihr alles beigebracht hatte. Sie hatte das Gefühl diese Frau in dem Feuergeist der immer zu ihr sprach wieder zu erkennen. Aber das konnte ja nicht sein. Die Stimmen in ihrem Kopf wurden immer mehr und Afra konnte schon längst nicht wahrnehmen was ihr da alles zugeflüstert wurde. Es wurde von Minute zu Minute unerträglicher und plötzlich schrie sie laut in den Nachthimmel: „Lasst mich in Ruhe!“
Schlagartig war es still um sie herum und Afra hatte das Gefühl aus einem Traum zu erwachen. Sie fröstelte und es wurde ihr bewusst, dass sie immer noch vor ihrer Höhle saß. Sie schaute kurz hinüber zu den Wölfen und bekam eine Gänsehaut. Das ganze Rudel stand dort und beobachtete sie. Hastig zog sie sich in die Höhle zurück und wickelte sich in ein Fell.

Nach ein paar Tagen hatte Afra sich wieder beruhigt. Sie ging auf die Jagd, sammelte ihre Felle und legte Vorräte an. Jeden Abend wenn sie in Ihre Höhle zurückkehrte wurden zuerst die Häute in dem hinteren Teil der Höhle zum trocknen ausgelegt, dann wickelte sie das Fleisch, welches sie stets gleich an Ort und Stelle zerlegte, aus einem ledernen Beutel und machte zwei Häufchen. Den größeren der beiden Haufen legte sie vor die Höhle. Sie Teilte ihre Beute mit den Wölfen.
An diesem Abend aber kamen die Wölfe nicht herüber um sich ihren Anteil zu holen. Afra war schon fast fertig mit ihrem Fleisch, das sie an einem Stecken über der kleinen Flamme briet als ihr auffiel dass die Wölfe nicht gekommen waren. Sie stutzte einen Moment, legte das Fleisch auf einen Stein und zog ihr Messer. Alles in ihr war angespannt aber sie konnte keine unmittelbare Gefahr spüren. Vorsichtig schlich sie aus ihrer Höhle und sah wie die Wölfe drüben vor ihrer Höhle lagen und immer wieder herüber schauten. Warum kamen sie nicht? Etwas musste sie hindern.
Afra schlich geduckt zu den Wölfen und schaute sich in deren Lager um. Nichts! Sie lies ihren Blick herumwandern und dann sah sie es. Dort unten, weit unten am Horizont, am Ende der Tiefebene am Waldrand war ein Feuerschein auszumachen. Afra kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt in die Ferne. Sie steckte ihr Messer weg und griff dem Wolf neben ihr in das Fell. „Danke, ich sehe sie“, flüsterte sie und ging wieder zurück in ihre Höhle. Sie briet ihr Fleisch zu Ende und stärkte sich und als sie sah, dass die Wölfe ihren Anteil abholten lächelte sie zufrieden. Afra wartete bis es völlig dunkel war. Erst dann machte sie sich im Laufschritt auf den Weg. Ihr Ziel war das Lager.
Es war nicht schwierig für sie die beiden Wachen auszumachen und sie zu umgehen. Sie schlich sich durch das Unterholz und kam bis fast an das Lagerfeuer heran. Etwa zwei Körperlängen trennten sie von den Amazonen. Sie lag genau hinter der Anführerin und konnte deutlich die Unterhaltung mitverfolgen. Etwas weiter weg von ihr sah sie Janina das Kind. Bei ihrem Anblick wurde Afra wehmütig und als sie noch hörte wie Janina um ihre Afra heulte rannen ihr die Tränen übers Gesicht. Für eine Weile drückte sie ihre Nase in den Waldboden und stellte sich vor wie sie das Kind gefunden und zu den Amazonen gebracht hatte. Wie sie mit Janina getanzt hatte und wie sie mit ihr den Fluss über die Hängebrücke überquert hatte. Janina hatte ihren Platz in Afras Herzen. Eine Weile noch lauschte sie der Unterhaltung. Was sie hörte verwirrte sie noch mehr. Diese Amazonen waren in Sorge um sie und auf der Suche nach ihr. Sie besprachen gerade wie sie die Suche morgen fortsetzen wollten. Für Afra ergab das keinen Sinn nach dem was sie in der Taverne erlebt hatte und sie zog sich zurück.
In den nächsten Tagen bemerkte sie immer öfter Spuren von Menschen die nahe an ihrem Lager waren und jede Nacht konnte sie das Feuer des Lagers der Amazonen sehen. Afra zweifelte immer öfter an ihrer Entscheidung dort unten alles aufzugeben. Sie sehnte sich nach ihrem alten Lager und sie wollte wieder in Ruhe ihr Leben leben. Wenn die Amazonen sich Sorgen machten um ihren Verbleib dann konnten sie eigentlich gar nicht so böse sein. Afra rang mit einer Entscheidung.
Als sie eines Abends in ihre Höhle zurückkehrte bemerkte sie die Spuren in ihrem Lager. Es waren Spuren von vielen Menschen. Afra wusste dass man sie gefunden hatte. Aber die Amazonen waren nirgends zu finden und auch das Lager in der Ferne war nicht mehr zu sehen. Afra konnte sich keinen Reim darauf machen.
Früher als sonst kehrte sie am Tag darauf von ihrer Jagd zurück. Sie hatte sich angewöhnt vorsichtig zu sein und die letzte Etappe zu ihrem Lager so unbemerkt wie möglich zurückzulegen. Als sie schon ganz nahe an der Höhle war hörte sie eine Stimme und sie schlich auf den Felsen um zu spähen.
Janina, das Kind kniete dort unten direkt vor den Wölfen. Die Wölfe umkreisten sie und sie sprach mit ihnen. Janina erzählte den Wölfen dass sie hier sei um Afra zu sehen und dass sie ihre Afra wieder haben wollte. Für Afra sah es so aus als würde Janina tatsächlich mit den Wölfen sprechen und die ihr antworten. Sie war so gerührt, dass sie sich einfach auf den Felsen setzte und dem Schauspiel eine Weile still folgte. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Aha, so alleine wie es schien war das Kind gar nicht. Dort schlichen Amazonen herum. Afra konnte sehen wie sie versuchten geschickt jede Deckung auszunutzen und immer näher kamen. Afra wusste zu diesem zeitpunkt bereits, dass sie einer Entscheidung nicht mehr ausweichen konnte und fügte sich ihrem Schicksal. Kurz entschlossen schlich sie sich von Felsen herunter und tauchte direkt hinter Janina auf. Als das Kind Afra bemerkt war ein Jubelschrei zu hören und sie umarmten sich herzlich.
„Afra, Afra“, immer wieder stammelte Janina diese Worte, „Afra lass mich nicht alleine.“
Afra drückte Janina an ihre Brust, streichelte ihr beruhigend über den Kopf und flüsterte gerührt: „Afra lässt dich nicht alleine.“
Nach einer Weile hatten sich die beiden beruhigt und Janina flüsterte Afra ins Ohr, dass die Amazonen vielleicht hinter ihr her geschlichen waren. Afra kniete sich zu Janina und sprach ganz leise: „Keine Sorge Kleines, ich habe sie gesehen, ich weiß wo sie sind.“
Dann plötzlich standen sie da. Sie waren aus ihren Verstecken gekommen und wartete geduldig in gebührenden Abstand. Afra nahm Janina an die Hand und ging mit ihr auf die Krieger zu. Eine Weile standen sie sich stumm gegenüber.
„Kinder und Wölfe sind meine Freunde“, sagte Afra plötzlich und unterbrach die Stille.
„Du dummes Weib“, sprudelte es aus Cindy heraus, „wir alle sind deine Freunde.“ Cindy ging auf Afra zu und legte ihre Arme um sie und dann kamen alle anderen die mitgekommen waren und klopften Afra auf die Schulter. Für Janina war klar: „Afra jetzt kommst du wieder mit.“ Sie wollte Afra schon hinter sich herzerren. Die aber schickte Janina mit den Kriegern voraus und versprach in den nächsten Tagen wieder ihr Lager zu beziehen.
 
Transport mit Hindernissen oder der seltsame Weg einer Kiste in das Sanctum

Atrista genoss das herrliche Wetter über Amazonien und machte einen Spaziergang. Immer wenn sie ihre Gedanken ordnen und neue Nachrichten verarbeiten wollte ignorierte sie alle Vorsichtsmassnahmen und lief durch die Wälder Amazoniens. Gerade war sie am Feuerplatz, dem großen Versammlungsplatz der Amazonen, vorbeigekommen und in Gedanken ging sie noch einmal durch was sie dem Volk am nächsten Donnerstag erzählen wollte. Es herrschte eine seltsame Spannung im Volk.
Alle hatten natürlich mitbekommen, dass unerklärliche Dinge im Hinterland vor sich gingen. Die Krieger taten geheimnisvoll und berichteten von unglaublichen Abenteuern. Durchgesickert waren auch Geschichten von einem verschwundenen Volk das vor den Amazonen hier gelebt haben soll und von dem die rätselhaften Ruinen herrührten die hier allerorten zu sehen waren. In der Taverne wurden die Geschichten natürlich ausgeschmückt und jeder der nicht dabei war hatte aber etwas gehört und tat sich mit Neuigkeiten wichtig. Niemandem im ganzen Land war verborgen geblieben, dass alle fieberhaft versuchten herauszufinden wer Afra in Wirklichkeit war. Jedem, vom Kleinkind bis zur Greisin war klar, dass es ein Geheimnis um diese Wilde aus dem Hinterland geben musste. So verwunderte es nicht, dass sich um die Figur Afra die seltsamsten Geschichten rankten. Einmal war sie die Anführerin eines Volkes das in die Heimat zurückkehren und die Amazonen aus ihrer lieb gewonnenen Heimat vertreiben wollte. Für andere war sie eine Auserwählte der Götter und die Narben auf ihrem Körper waren Zeichen die die Götter ihr auf die Haut gebrannt hatten. Nicht Wenige hielten sie für eine Menschenfresserin. Viele Häuser wurden des Nachts besonders gesichert, Balken vor Türen und Fenstern geschoben um sich vor der Hexe Afra sicherer zu fühlen.
Atrista musste das Volk beruhigen bevor es zu hysterischen Reaktionen kam. In Gedanken ging sie die Meldungen der letzen Tage durch.
Sirena hatte bei zufälligen Funden bei den Ruinen am Strand herausgefunden dass Afra möglicherweise eine Nachfahrin aus dem Volk der Tharareb war. Die Beschreibungen der Hautfarbe und sonstigen Körpermerkmalen stimmte fast 100 prozentig und auch das narbige Bildnis auf ihrem Rücken lies den Schluss zu dass diese Frau eine Tharareb war.
Atrista war mittlerweile auf einem Hügel angekommen wo man einen wunderschönen Blick auf die Ruinen am Strand hatte. Sie setzte sich ins Gras und starrte auf die steinernen Botschaften. "Was könnt ihr uns noch erzählen?" murmelte sie vor sich hin. Aus der Ferne sah sie einen kleinen Pulk von Amazonen anrücken. Atrista erkannte beinahe alle hochrangigen Krieger. Auch Späher waren dabei und sie beobachtete wie Sandylee den mitgelaufenen Bürgern Anweisungen erteilte. Die Menge verteilte sich in den Ruinen und Atrista beobachtete weiter wie an verschieden Ecken gegraben wurde. Das Treiben dort unten nahm die ganze Aufmerksamkeit Atristas in Anspruch und interessiert verfolgte sie das Geschehen.
Zwischen den Säulen war hektische Betriebsamkeit. Einige knieten im Sand und gruben sich durch den Boden. Andere nahmen die vollen Eimer mit Sand und leerten sie etwas weiter weg wieder aus. Jedes Steinchen wurde begutachtet. Sirena und Cindy betrachteten sehr genau was ihnen da angeschleppt wurde. Was wertlos erschien wurde weggeworfen anderes wiederum vorsichtig auf einen Haufen gelegt. Eine weitere Gruppe durchwühlte den weggebrachten Sand mit ihren Händen damit ihnen auch ja nichts entging.
Arbeit macht durstig und so konnte Atrista beobachten wie die Amazonen dort fleißig aus ihren mitgebrachten Weinschläuchen tranken. Nach einiger Zeit schien die Ausgrabung zu einem Volksfest zu werden. Es wurde gelacht. Jeder Stein der auf dem wichtigen Haufen landete wurde mit einem Schluck aus dem Weinschlauch gefeiert. Nach einiger Zeit bekam Atrista echte Zweifel an einem ernsthaften Ergebnis und wollte schon zu der Gruppe gehen um die Aktion abzubrechen als lautes Geheul und Jubel etwas Besonderes ankündigte. Atrista sah wie eine ganze Gruppe vor einem Loch kniete und mit vereinten Kräften versuchte etwas Schweres anzuheben. Atrista konnte sehen wie da eine Kiste aus dem Loch gehoben wurde und einige Krieger völlig entkräftet neben der Kiste in den Sand fielen. Wieder machten die Weinschläuche ihre Runde und bewirkten bei den Halbtoten wahre Wunder. Jubel und Freudentänze um eine wundersame Kiste und Atrista schüttelte den Kopf. Während einige noch um die Kiste tanzten hatten Sirena und Cindy sich entschlossen einen Blick in die Kiste zu werfen. Sie hoben den Deckel an und mehr Köpfe als über der Kiste Platz hatten versuchten einen Blick hineinzuwerfen. Das konnte ja nicht gut gehen und so stoben alle wieder auseinander. Nachdem sie sich die Köpfe gerieben hatten schienen einige den Entschluss gefasst zu haben es noch einmal zu riskieren und diesmal wollte man schneller als der andere sein. Ruckartig gingen wieder alle Köpfe nach vorne um einen Blick in die Kiste zu werfen und genau so ruckartig zogen alle wieder ihre Köpfe zurück. Jetzt wurde gejammert, geschimpft und gestritten und der Ärger erstmal mit einem Schluck Wein weggespült.
Cindy, Sirena begutachteten zusammen mit Peter den Inhalt der Kiste und verschlossen sie sodann wieder sorgfältig. Cindy hatte wohl den Befehl gegeben die Kiste wegzuschaffen denn einige der Krieger fassten die Kiste an der Seite und hoben sie mit Mühe ein wenig vom Erdboden ab. Sie stemmten ihre Füße in den weichen Boden und taumelten ein paar Meter weit damit durch die Ruinen. Wie es schien hatten nicht alle das gleiche Ziel. Die eine Hälfte versuchte sich links durch die Ruinen zu arbeiten während die andere der Meinung war dass man besser rechts an den Säulen vorbei sollte. Es kam was kommen musste. Die Kiste polterte wieder in den Sand und die Krieger sanken fluchend daneben auf den Boden. Jetzt wurde beraten und es war Sandylee die wild gestikulierend eine Gruppe losschickte. Atrista konnte deutlich die Worte hören die Sandylee den Leuten hinterher rief. Aha jetzt hatte man sich wohl daran erinnert dass am Späherhaus ein Wagen stand den man jetzt holen wollte. Während also die eine Gruppe laut singend zum Späherhaus aufbrach warteten die anderen im Schatten der Ruinen und stärkten sich erst einmal.

Man konnte sie noch nicht sehen aber schon deutlich hören. Sie sangen fröhlich ihre Kampflieder während sie den Wagen durch den Sand zu den Ruinen zogen. Die Gruppe wurde mit lautem Jubel begrüßt und der Wagen wurde an die richtige Stelle eingewiesen. Es wurde geschoben, gedrückt und gezogen und als der Wagen endlich dort stand wo er hingehörte hatten sich alle erst mal eine Pause verdient. Dankbar wurden die neuen Weinvorräte vom Wagen abgeladen. Die, die zurück geblieben waren stillten erstmal ihren Durst bevor man sich daran machte die Kiste auf den Wagen zu heben.
Ein Seil wurde an der Kiste befestigt und ein paar stiegen auf den Wagen um die Kiste zu ziehen. Mit Mühe und Not hatte man die große Kiste schräg an der Ladefläche angestellt. Während die Einen zogen schoben die Anderen. Immer im Hauruckverfahren.
„Eins, Zwei, Hopp … Eins, Zwei, Hopp … Eins, Zwei, Hopp …“, hallte es laut bis hoch, dahin wo Atrista einen vergnüglichen Nachmittag hatte.
Als die Kiste endlich auf der Ladefläche verstaut war klatschten sich die Helden ab als hätten sie gerade einen schier unüberwindbaren Feind zur Strecke gebracht.
Ein Pulk von Kriegern begab sich nach Vorne um die Deichsel zu greifen und den Wagen zu ziehen während Andere sich mit dem Rücken gegen den Wagen stemmten um zu schieben. Die ganz Schlauen stellten sich links und rechts von dem Wagen auf und gaben die Kommandos. Wieder hallte es durch die Landschaft.
„Eins, Zwei, Hopp … Eins, Zwei, Hopp … Eins, Zwei, Hopp …“
Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Es war mit Sicherheit nicht einfach den schweren Wagen durch den weichen Sand zu dirigieren und als man an einen kleinen Hügel kam wurde der Pulk hinten verstärkt. An der Deichsel waren jetzt nur noch zwei Leute.
Oh weh! Je mehr Schub der Wagen von hinten bekam desto mehr schlingerten die Räder durch den Sand. Die Deichsel die ja fest verbunden war mit den vorderen Rädern schlug wild hin und her wie der Schwanz einer Katze. Die Zwei, die den Wagen noch ziehend in eine Richtung halten sollten hatten ihre Mühe der tanzenden Deichsel auszuweichen und sie wieder zu ergreifen.
Endlich hatte man die kleine Anhöhe geschafft und wollte noch etwas mehr Schwung in den Transport bringen. Was man jedoch nicht beachtet hatte war die Tatsache dass der Sand zum Strand hin etwas feuchter und damit etwas fester war. Der Wagen kam in Fahrt und drohte die beiden Helden an der Deichsel zu überrollen. Denen blieb nichts anderes übrig als sich mit einem hektischen Sprung zur Seite in Sicherheit zu bringen. Die, die hinten am Schieben waren fielen vornüber weil da plötzlich nichts mehr war wo sie sich hätten dagegen stemmen können. Der Wagen machte sich selbstständig und nahm einen eigenen Weg. Er rollte unaufhörlich und von den Kriegern mit entsetzten Rufen begleitet auf das Meer zu. Mit viel Schwung sauste der Wagen mit seinem wertvollen Gut ins Wasser und wurde dann erst als alle vier Räder schon weit im Meer waren abrupt abgebremst. Die Kiste folgte der Fliehkraft und sauste über die Ladefläche hinweg und versank im Meer. Das Volksfest wurde schlagartig still. Alle rannten zum Strand und standen still und ratlos bei dem Wagen. Das Glück aber war ihnen hold, der Wagen war an einer kleinen Meerenge zum Stehen gekommen und die Kiste lag nicht all zu tief im Wasser.
Atrista war mittlerweile aufgestanden und ging ein Stückchen näher an die Szene heran. Keinesfalls wollte sie verpassen wie Krieger Transportprobleme lösten. Sie setzte sich in den Schatten eines Baumes und betete insgeheim, dass dem Inhalt durch das Wasser keinen Schaden zugefügt wurde.
Die Krieger mussten sich den Spott der Bürger anhören. Es hagelte gute Ratschläge von allen Seiten. Dann endlich ging es weiter. Ein paar der Krieger begaben sich in das Wasser um die Seile zu greifen damit man die Kiste an der anderen Seite der kleinen Meerenge wieder an den Strand ziehen konnte. Die Bürger aber zogen hilfsbereit den Wagen aus dem Wasser und schafften ihn über eine kleine Brücke auf die andere Seite. Dann wiederholte sich das Schauspiel. Mit lauten Hauruckrufen brachte man die Kiste wieder auf die Ladefläche.
„Eins, Zwei, Hopp … Eins, Zwei, Hopp … Eins, Zwei, Hopp …“
Es war es ja nicht mehr weit bis zum Sanctum. Lediglich ein etwas holpriger und steiniger Weg musste noch überwunden werden. Während die Meute jetzt wieder den Wagen in Bewegung setzte begab sich Atrista etwas weiter oberhalb über eine zusätzlich Brücke an der Flussmündung auf eine Anhöhe beim Sanctum und beobachtete weiter.
Keinesfalls hatte sie die Absicht sich zu zeigen oder gar einzugreifen. Sie zog es vor in der Deckung der Bäume zu bleiben. Längst vergessen war, dass sie sich eigentlich auf eine Rede vorbereiten wollte. Das hier war viel unterhaltsamer.
War es vorher der weiche Sand so waren es jetzt die Steine und kleineren Felsbrocken die die Räder wild hin und her schlagen ließen. Die Deichsel folge den Bewegungen der Räder und hüpfte hin und her wie ein aufgeregtes Kätzchen. Die Beiden an der Führung hatte wirklich alle Mühe und wenn sie nicht aufpassten dann bekamen sie von der Deichsel einen Hieb ab. Atrista konnte die Schmerzenschreie deutlich hören. Nur mit Mühe konnte der Wagen in der Spur gehalten werden und plötzlich stellte er sich schräg und neigte sich gefährlich zur Seite. Der Weg, mehr ein Trampelpfad war viel zu eng um einen schweren Wagen durchzuziehen.
Die Begleitmannschaft hatte alle Hände voll zu tun. Nur einig war man sich nicht so ganz. Während die Einen schrieen man soll den Wagen wieder zurück rollen lassen gaben die Anderen das Kommando noch weiter vorwärts zu schieben. Auch die Mannschaft am Wagen war sich nicht so richtig einig. Einige hörten auf zu schieben andere hörten auf den Wagen seitlich zu stützen und das Unglück nahm seinen Lauf. Die Kiste rutschte durch die Seitenlage über die Ladefläche, der Schwerpunkt des Wagens verlagerte sich und fast im Zeitlupentempo fiel der Wagen zur Seite und die Kiste polterte auf den Weg. Wieder betretene Stille. Die Krieger sanken erschöpft zu Boden und mussten sich den Spott der mitlaufenden Bürger anhören.
Völlig entnervt setzte sich Cindy auf die Kiste während Sandylee versuchte mit lauten Kommandos wieder Ordnung in das Chaos zu bringen. Der Wagen wurde wieder aufgerichtet und weiter oben, da wo der Weg etwas breiter wurde wieder in Position gebracht. Die Kiste schleifte man an den Seilen wieder zum Wagen.
„Eins, Zwei, Hopp … Eins, Zwei, Hopp … Eins, Zwei, Hopp …“
Als Atrista die Kommandos wieder zu hören bekam hatte sie genug. Sie schlich sich davon. In der Späherhütte nahm sie Platz und las interessiert die Schriftstücke die die Späher zusammengetragen hatten. Erst spät am Abend als es bereits dunkel war machte sie sich auf den Weg ins Sanctum. Kaum zu glauben, aber in der Halle stand die Kiste. Sie war endlich angekommen.
 
Afras Geburtsurkunde

Sofort, nachdem die Kiste im Sanctum stand, nahm Sirena den Inhalt in Augenschein.
Sie enthielt, wie auch schon die erste Kiste, viele Schriftrollen.
Die Kiste war sehr gut versiegelt, sodaß das ungeplante Bad im Meer dem Inhalt der Kiste nichts anhaben konnte.
Sirena begann, eine Schriftrolle nach der anderen zu lesen.
Auf vielen von ihnen waren Daten über Geburten und Todesfällen verzeichnet.
Offenbar waren in der Kiste die Familienchroniken der ehemaligen Bewohner Amazoniens gesammelt.
Anhand der Daten konnte Sirena ungefähr den Zeitraum der Besiedlung Amazoniens durch die Tharareb bestimmen.
In vielen Schriftrollen waren die ältesten Einträge ungefähr 1000 Jahre alt.
Einige Familien sind damals aus Sirenas alter Heimat nach Amazonien umgesiedelt.
Mehrfach wurde der Name Meroe erwähnt.
Vor ungefähr 1000 Jahren wurde Nubien auch von diesem Volk verlassen.
Sirena studierte etliche Schriftrollen und lernte dabei die Geschichte fast jeder Familie kennen.
Allen Schriftrollen war gemeinsam, daß die Einträge vor 240 Jahren endeten.
Plötzlich stutzte sie.
Was war das?
In einer Schriftrolle war die Geburt eines Kindes vor 250 Jahren eingetragen.
Eines Mädchens.
Ihr Name war Afra.
Beglaubigt wurde die Geburt von einer Tante des Mädchens.
Und der Name der Tante war Nofre.
"Ist das nur ein Zufall, oder ist dieses Mädchen etwa unsere Afra?" fragte sich Sirena.
Der Zeitraum der Geburt könnte hinkommen.
Afra war schon auf Amazonien, lange bevor die Amazonen das Land besiedelten und es war bereits bekannt, daß die Menschen dieses Volkes sehr alt wurden.
Scheinbar sind 100 Jahre für dieses Volk soviel wie 10 Jahre für die anderen Menschen.
Afra sprach auch einmal von einer Tante namens Nofre.
"Nein, das kann kein Zufall sein." murmelte Sirena, nahm die Schriftrolle und ging mit ihr in die Taverne zu den anderen Kriegern, um ihnen ihren Fund zu zeigen.
 
Das Bündnis mit den Langschädeln

Am folgenden Morgen ging Sirena schon früh ins Sanctum, um ihr Studium der Schriftrollen fortzuführen.
Wieder fand sie viele Familienchroniken, die alle vor 240 Jahren aprupt endeten.
In anderen Schriftrollen wurden die jährlichen Erntemengen genau aufgelistet.
Auch hier endeten die Einträge vor 240 Jahren.
Was war vor 240 Jahren geschehen?
Die Tharareb müssen damals Amazonien sehr plötzlich verlassen haben.
SandyLee, die inzwischen ins Sanctum gekommen war, vermutete, daß ein Vulkanausbruch die Tharareb zur Flucht veranlasst hatte.
Überall auf Amazonien gibt es Spuren eines großen Ausbruchs ungefähr in dieser Zeit.
Sirena schüttelte den Kopf und meinte, es müsse ein anderer Grund sein.
In den Schriftrollen gibt es Berichte über einen großen Vulkanausbruch, allerdings schon vor ungefähr 300 Jahren.
Während die beiden noch über den Grund des plötzlichen Verschwindens der Tharareb grübelten, begann Sirena, eine weitere Schriftrolle zu lesen.
Diese Schriftrolle enthielt neben den Schriftzeichen der Tharareb auch noch andere, fremdartige Schriftzeichen.
"Das sind doch die gleichen Zeichen wie auf dem Stein, den du gefunden hast." sagte Sirena und zeigte die Schriftrolle SandyLee.
Die Anführerin der Späher bestätigte die Gleichheit der Schriftzeichen.
Sirena las den Teil der Schriftrolle, der in der Sprache der Tharareb und der Nubier geschrieben war.
Es war ein Bündnisvertrag zwischen den Tharareb und einem fremden Volk, das als Arganer bezeichnet wurde.
Darin war vereinbart, daß Krieger der Tharareb die Arganer bei Reisen in fremde Welten begleiten.
Waren die Arganer also diese "Langschädel", von denen in den Texten im Späherhaus berichtet wurde?
Dieser Verdacht bestätigte sich, als Sirena in weiteren Schriftrollen Berichte über die Zusammenarbeit zwischen den Tharareb und den Arganern fand.
Die Arganer, die als Menschen mit länglichen Schädeln und silbrig glänzender, heller Haut beschrieben wurden, bildeten Krieger der Tharareb an speziellen Waffen der Arganer aus.
Diese Waffen sahen aus wie ein langer, silberner Stab, der an beiden Enden eine Art Kugel hatte.
Aus der Kugel am vorderen Ende des Stabes konnten Blitze abgefeuert werden, die eine hohe Zerstörungskraft hatten.

Was war der Grund für dieses Bündnis?
Warum sind die Tharareb so plötzlich verschwunden?
Und woher kamen die Arganer und wo sind sie hin?
Wieder tun sich neue Rätsel auf.
 
Von Hoheiten und Mixgetränken

Es war ruhig geworden bei Afra. Die Amazonen waren so mit Entdeckungen beschäftigt dass sie keine Zeit fanden sich im Hinterland umzusehen. Afra genoss sichtlich diese Ruhe. Sie war es gewohnt alleine zu sein. Tagelang streifte sie durch die Wälder auf der Suche nach Wild. Es war Pelzzeit. Der Winter ging zu Ende und bevor das Wild die Haare abwarf wollte Afra noch schöne dichte Pelze sammeln.
Abends an ihrem Lagerplatz lief sie dann von einer Feuerstelle zur anderen. Afra hatte mehrere Feuerstellen und überall waren riesige Töpfe aufgehängt in denen der Gerbsud vor sich hinköchelte. Es war ein Sud aus Kiefernholzstückchen und Eicheln. Sie hatte festgestellt, dass die Lohe aus Eicheln viel schneller und aggressiver in die Haut eindrang als dies mit dem Sud aus Galläpfeln der Fall war. In jedem der riesigen Töpfe waren Felle eingelegt und Afra achtete darauf dass der Sud nicht zu heftig kochte. Immer wenn der Sud zu heiß wurde zog sie den Topf an einem Seil etwas höher und regulierte so die Temperatur. Diese Methode des warmen Gerbens hatte den Vorteil, dass die Haut bereits beim Gerben schrumpfte und nicht hinterher wenn die Felle zu einer Decke oder Jacke zusammengenäht waren. Afra nahm sich sehr viel Zeit für ihre Felle. Bis ein Pelz fertig war damit sie damit Handel treiben konnte konnten schon mal 6 Vollmonde vorbei sein. Für eine schöne Decke oder eine wärmende Jacke brauchte sie die Zeit von einem Herbst bis die Blätter wieder von den Bäumen fielen. Jeden Abend machte sie sich daran und schabte das Fett und das Fleisch von der Haut. Die Fettklumpen und das Fleisch warf sie in einen Topf und kochte sich damit eine Eiweißsuppe. Die Häute und Pelze brachte sie anschließend zu einem Bach und lies sie tagelang im fließenden Wasser aufquellen damit die Lohe besser eindringen konnte. Dann ging sie zurück zu ihren Töpfen und holte mit einem langen dicken Holzstößel die wochenlang gegerbten Pelze heraus und brachte sie ebenfalls an den Bach zum auswaschen. Die voll gesaugten Pelze und Häute hatten einiges an Gewicht und Afra hatte schwer daran zu schleppen. Sie suchte sich stets einen Platz im Bach unterhalb der Stelle wo sie die frischen Häute ausgelegt hatte damit der dunkle Gerbsaft nicht die Farbe der neuen Pelze beeinträchtigte. Da wo der Bachlauf etwas tiefer war schwenkte sie die Pelze dann solange bis der dunkle Saft aus den Haaren gewaschen war, legte schwere Steine auf sie und überlies der Natur die Arbeit. Waren die Pelze dann endlich nach Tagen richtig ausgewaschen wurden sie an das Trocknungsfeuer geschleppt. Afra bevorzugte die warme Rauchtrocknung im Wind. An einer besonders geeigneten Stelle hatte sie ein Schwelfeuer mit Sand und Erde abgedeckt damit nur noch heißer Rauch aufsteigen konnte. Die Stelle war deshalb so gut geeignet weil dort eine kleine Felsspalte war, durch die der Wind wie durch einen Kamin pfiff. Afra spannte die nassen Pelze über den heißen Rauch so konnte der Wind die Pelze von der einen Seite trocknen und von der Unterseite durchzog der heiße Rauch die Haut und half dem Trocknungsprozess. Der Wind der unter den Pelzen hindurch zog sorgte gleichzeitig dafür, dass immer genügend Glut unter der Erde war. Die fertig getrockneten Pelze spannte Afra dann um ihr Lager herum zwischen den Bäumen auf um sie zu strecken. So konnte sie in aller Ruhe die Pelze begutachten und sich die schönsten Stücke heraussuchen. Gleichzeit war ihr Lager geschützt.
Diese, für Afra zum Alltag gehörenden Rituale nahmen sie immer so in Anspruch, dass erst mit Einbruch der Dunkelheit ihre Arbeit erledigt war. Erst jetzt ging sie an einen Topf wo sie Vogelbeeren, die sie im Herbst gesammelt hatte durch Kochen eingedickt hatte. Sie nahm sich mit den Fingern eine Portion des säuerlich schmeckenden Gelees und strich es auf einen Fladen getrockneten Fleisches.
Während sie genüsslich kaute dachte sie daran morgen zu den Amazonen aufzubrechen. Vor ihren Augen sortierte sie das Bündel Felle aus welches sie mit auf den Weg nehmen wollte. Sie nahm noch einen Schluck Vogelbeerensaft und schüttelte sich. Der leicht bittere Kräutergeschmack durchzog ihren Körper mit wohliger Wärme. Sie spürte wie der Saft brennend ihre Kehle hinunterfloss und sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Ein Wanderer hatte ihr einmal gezeigt wie man aus dem Sud der faulenden Beeren über Feuer ein brennendes Getränk das den Geist benebelt und den Körper wärmt herstellen kann. Aus Dankbarkeit für ihre Hilfe hatte er ihr dann eine Vorrichtung aus Töpfen und Ton- und Lederröhren überlassen. Seither hatte sie immer einen kleinen Vorrat von diesem brennenden Saft.
Bevor sie sich schlafen legte, lief sie noch ihre Knochen ab. Sie kniete sich bei jedem Skelett hin und murmelte ein Gebet bevor sie sich in ihre Felldecke zurückzog.

Die Nebel hingen noch schwer und waberten bedrohlich zwischen den Felsen und Bäumen als sich Afra auf den Weg machte. Sie fröstelte bei diesem nasskalten Wetter und hüllte sich in dicke Felle. Das Bündel mit den ausgesuchten Fellen schnürte sie sich auf den Rücken, hängte noch einige Vorratsbeutel an ihren Gürtel und dann ging es los. Wenn ihr unterwegs kein Unfall zustieß würde sie in zwei Tagen bei den Amazonen sein.
Afra wusste genau wo sie um diese Zeit die meisten der Amazonen antreffen würde. Schnurstracks begab sie sich zur Taverne, stolperte in den Raum und warf ihr Bündel Felle mitten in der Taverne auf den Boden. Dann verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und schaute sich im Raum um. Für die Mehrzahl der Anwesenden war die große und kräftige Frau mit ihren wilden Zöpfen ein gewohntes Bild und man kümmerte sich nicht weiter darum. Einige aber schauten sich sofort das Bündel Felle an. Afras Felle hatten immer eine besondere Qualität und nicht selten brauchte man mit ihr auch gar nicht lange handeln. Oft genug verschenkte sie den wertvollen Pelz. Afra hatte eine Gruppe von Kriegern entdeckt und ging wortlos zu der Gruppe um Cindy, Sirena und Smaragd. Ihre Felle überließ sie den Neugierigen. Sie hatte keine Angst dass man ihr irgendwie ein Fell oder einen Pelz einfach so wegnahm.
Afra wurde freudig begrüßt und sofort von Sirena in Beschlag genommen.
„ich habe Neuigkeiten für dich“, Sirena überschlug sich fast und berichtete mit strahlenden Augen, „wir haben ein Dokument gefunden wo beschrieben wird dass eine Afra geboren wurde und wie sie großgezogen wurde. Das könntest du sein. Dein Volk waren wahrscheinlich die Tharareb, sagt dir das etwas?“
Afra schaut Sirena mit zusammengekniffenen Augen an. In ihr tobte es. Tharareb war der Begriff den sie schon seit ewigen Zeiten suchte. Die lange Einsamkeit hatte einiges aus ihrem Gedächtnis gestrichen und jetzt, so nach und nach, kamen wieder die Erinnerungen. Afra wusste nicht so recht ob sie sich darüber freuen sollte. In ihren Gedanken überschlugen sich die Bilder und die Ereignisse und plötzlich war ihr klar, sie war eine Tharareb, eine Tochter der Berge und sie konnte sich daran erinnern, dass jeder aus dem Volk eine Vernarbung auf dem Rücken hatte. Eine Zeichnung von einem Tier. Die Narben waren wulstig und von dunkler Farbe. Das Bildnis überdeckte den gesamten Rücken. Afra hatte ihre Zeichnung noch nie gesehen aber sie konnte sie deutlich spüren wenn sie mit der Hand ihren Rücken abtastete.
Wortlos und ohne ihre Augen von Sirena abzuwenden zog sie ihre Bluse aus, drehte sich herum und zeigte auf ihre Narben.
„Tharareb“, war alles was sie sagte.
Den Kriegern blieb der Mund offen stehen als Afra mit nacktem Oberkörper da stand und ihnen den Rücken zudrehte. Der gesamte Rücken war mit einer narbigen Zeichnung bedeckt. Das Bild das sich ihnen bot war das Abbild eines Tieres das sie nur aus Erzählungen kannten. Ein Fabelwesen welches sie oft von den Händlern aus dem Osten gezeigt bekamen.
Auf dem Rücken von Afra war ein Drache abgebildet.
Vorsichtig, so als könnte man Afra wehtun fuhr Sirena die Linien mit den Fingerspitzen nach.
„Das ist ein Tharareb?“ fragte Sirena leise und starrte wie gebannt auf die Abbildung.
„Nein!“ Afra schüttelte den Kopf
„Jede Tharareb hat dieses Bild, ich erinnere mich jetzt wieder. Ich bin eine Tharareb.“
„Du meinst, dein Volk erkennt man an diesem Zeichen?“
„Ja“, Afra nickte und drehte sich zu den Kriegern um. Zum ersten Mal sahen die Krieger Afras muskulösen Körper der über und über mit bereits verheilten Wunden übersät war. Diese Frau hatte bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Die Krieger staunten.
„Und das hier?“ Cindy zeigte auf die alten Wunden, „hat aber nichts mit den Tharareb zu tun oder?“
Afra grinste über das ganze Gesicht, streckte stolz ihre Brüste nach vorne: „Kämpfe!“
Cindy wollte noch etwas sagen als plötzlich die Gespräche in der Taverne verstummten. „Die Königin kommt“, flüsterte Sirena und die Krieger nahmen eine stramme Haltung ein.
Schlagartig verdüsterte sich Afras Gesicht. Das bedeutete nichts Gutes. Nur zu gut konnte sie sich noch an die letzte Begegnung erinnern. Hastig zog sie sich die lederne Bluse über und begab sich in den hinteren Teil der Taverne. Als die Königin an einem Tisch platz genommen hatte schob sich Afra hinter den Leuten in Richtung Ausgang um zu verschwinden. Sie nahm sich nicht einmal mehr die Zeit ihre Felle dort auf dem Boden einzusammeln. Afra hatte es schon fast geschafft und war schon halb auf der Treppe als hinter ihr der Ruf erscholl: „Afra!“
Sie wusste wer da gerufen hatte. Diese Stimme hatte sich unausweichlich in ihr Gedächtnis gebrannt. Einen Moment zögerte sie und wollte ihre Flucht dann fortsetzen.
„Afra! Komm zu mir“ Afra zögerte und blieb stehen. Sie überlegte fieberhaft. Dort hinten standen ihre Freunde aber die hatten ihr bei der letzten Begegnung auch nicht helfen können.
„Bitte“, wiederholte die Stimme, „Ich möchte dich kennen lernen“
Die Krieger waren mindest genau so verwundert wie es Afra war. Das Wort „Bitte“ hatten sie weder aus dem Mund der Arbitra noch aus dem Mund der Königin sehr oft gehört.
Afra drehte sich zögerlich um und schaute in die Richtung aus der die Königin gerufen hatte. Die saß dort am Tisch und lächelte freundlich zu Afra während sie mit ihrer Hand winkte. „Komm her, damit ich mich mit dir unterhalten kann“, sagte sie versöhnlich.
Afra traute dem Frieden nicht so richtig und blieb am Eingang stehen. Cindy ging auf Afra zu, zupfte an ihrem Rock und flüsterte: „Na geh schon dir passiert nichts, ich verspreche es dir.“
Als Afra endlich vor dem Tisch der Königin stand verschränkte sie die Arme vor der Brust und wartete still. Dabei schaute sie der Königin direkt in die Augen.
„Viel anders als bei unserer letzten Begegnung siehst du nicht aus, du wechselst wohl nicht oft deine Kleider. Und riechen tust du immer noch seltsam. Setzt dich zu mir“
Die Königin sprach mit sanfter Stimme und ein Lächeln spielte um ihren Mund. Für Afra klang es dieses Mal nicht wie eine Beleidigung und sie entspannte sich etwas. Die Königin schaute ungeduldig auf Afra und als die keine Anstalten machte sich hinzusetzen drückten Cindy und Sirena sie an der Schulter nach unten. „Setz dich Afra“, sagte Sirena.
„Wer bist du?“ wollte die Königin wissen als Afra endlich auf einem Kissen der Königin gegenüber Platz genommen hatte.
„Sie weiß es nicht Hoheit“, beeilte sich Sirena zu antworten da Afra stumm blieb. „Wir haben Hinweise darauf dass sie schon sehr alt sein muss und von einem Volk abstammen könnte das sich Tharareb nannte“
„Tharareb!“ wiederholte Afra in tiefem gutturalem Ton.
„Ich bin Tharareb!“ Afra schaute der Königin immer noch in die Augen.
„Willst du sehen?“ Einen Augenblick lang stutze die Königin ob dieser vertraulichen Ansprache aber dann wurde ihr klar, dass diese Frau nichts von den Hierarchien hier kannte. Die Krieger kicherten und amüsierten sich. Die Königin merkte dass man mit dieser Frau anders sprechen und umgehen musste und bediente sich der gleichen Sprache.
„Ja, zeig es mir“, forderte sie Afra auf und staunte nicht schlecht als die plötzlich ihre Bluse auszog und sich mit nacktem Oberkörper ihr gegenüber setzte. Erst als sie sich herumdrehte und ihr den Rücken zeigte sah sie was gemeint war. Die Königin blickte erstaunt und ehrfurchtsvoll auf den Rücken und die dunklen narbigen Wulste.
„Afra meint sich zu erinnern, dass jeder aus dem Volk der Tharareb diese Narben mit diesem Bild hatte.“ Sirena erklärte es der Königin genau.
Afra nickte heftig mit dem Kopf. Die Königin war beeindruckt und wusste für den Moment nicht was sie sagen sollte.
Inzwischen war die Wirtin herbei gekommen und stellte einen großen Becher mit rotem Wein vor die Königin. Als die Königin sich bedankte schaute die Wirtin Afra an so als wollte sie fragen was sie trinken wollte doch dann winkte sie ab und holte einen großen Becher mit Wasser. Afra musste lächeln als sie das Wasser vor sich stehen sah und nahm einen kleinen Schluck davon. Während dessen erklärte Sirena der Hoheit was sie bisher herausgefunden hatten und welche Rätsel Afra ihnen aufgab. Unbemerkt von allen holte Afra ein kleines Fläschchen mit dem brennenden Saft der Vogelbeere von ihrem Gürtel und schüttete es in ihren Becher. Das Wasser färbte sich tiefrot und Afra verrührte es mit ihren Fingern. Sie nahm einen größeren Schluck davon und spürte wie es ihr brennend die Kehle hinunter lief. Dann lauschte sie wieder den Erklärungen von Sirena.
„… und wir alle waren der Meinung dass Afra verrückt sei. Aber sie hatte das Sprechen verlernt. Manchmal kommen sehr weise Sätze und manchmal ist vieles noch zusammenhanglos. Aber Afra hat uns schon sehr viel geholfen. Sie ist als Kind dort in die Berge gekommen und muss nach unseren Berechnungen schon etwas über 250 Jahre alt sein. Das heißt, sie war etwa 200 Jahre ohne jeglichen Kontakt … unvorstellbar!“
Sirena hatte die letzten Worte nur noch geflüstert damit nur die Königin sie verstehen konnte.
Als Sirena fertig war schaute die Königin wieder Afra an.
„Wir werden dir helfen herauszufinden wer du bist. Dir soll es an nichts fehlen.“ Die Königin hob ihren Becher an. „Auf dein Leben“, sagte sie zu Afra und nahm einen Schluck aus ihrem Becher.
Afra zeigte ihr Grinsen, hob ihren Becher an und machte es der Königin nach. „Auf dein Leben!“ Es hatte etwas Kindliches an sich wenn Afra die Gesten der Amazonen wiederholte und die Königin schmunzelte vergnügt als sie den Trinkspruch aus Afras Mund hörte. Afra saß immer noch mit nacktem Oberkörper und trank ungeniert mit der Hoheit.
„Möchtest du einmal meinen Wein probieren Afra?“ die Königin war sichtlich bemüht Afra so was wie Freundschaft zu vermitteln.
Afra nahm den dargebotenen Becher und trank einen großen Schluck. Nun hielt sie der Königin ihren Becher hin. „Jetzt du“, grinste sie.
Die Leibwache wollte schon nach dem Becher greifen um vorzukosten aber geistesgegenwärtig handelte die Königin und nahm den Becher.
„Sie wird mich schon nicht vergiften wollen“, sagte sie und nahm einen beherzten großen Schluck.
Oh Weh! Die Königin rang sichtlich nach Luft, stellte sich auf und versuchte sich wieder würdevoll hinzusetzen. Alle Augen waren jetzt auf die Hoheit gerichtet aber die wollte sich nichts anmerken lassen.
Afra konnte sehen wie sich kleine Schweißperlen auf der Stirn dieser zarten Frau bildeten und staunte nicht schlecht als sie sah wie die Hoheit, sichtlich bemüht die Fassung zu wahren, nach Luft rang.
Eiligst packte Amelie ihren Becher mit Wein und wollte nachspülen.
Ein großer Fehler wie sich gleich herausstellte. Es brannte ein zweites Mal die Kehle hinunter und wieder sprang die Königin auf. Dieses Mal blieb sie stehen und fächelte sich Luft zu. „Afra!“ würgte sie hervor, „Was trinkst du da?“
Afra klatschte sich amüsiert auf die Schenkel. „Wasser! Nur Wasser“, sagte sie mit ihrer tiefen Stimme während Cindy schnell an Afras Becher roch und entsetzt die Nase rümpfte. Unterdessen grummelte es im Bauch der Königin. Das Grummeln war nicht zu überhören und plötzlich hob Amelie eine Hand. „Moment, ich bin gleich wieder da.“
Die Krieger schauten fragend hinter der Königin her die mit seltsam steifem Gang sich dem Ausgang näherte. Kaum war sie aus dem Sichtfeld spurtete sie so schnell sie konnte hinter ein Gebüsch.
„Afra!“ rief Cindy streng, „was ist das da in deinem Wasser“
Afra kratzte sich am Kopf und schaute in ihren Becher.
„Wasser mit Saft von Vogelbeere“, sagte Afra ruhig.
Die Krieger prusteten los. Jetzt konnten sie sich vorstellen warum die Königin so schnell verschwunden war und warum ihr Gang so steif war.
Gerne wollten einige nach draußen um nach der Hoheit zu sehen. Eine Königin in Not hinter den Büschen bekamen sie auch nicht so schnell wieder zusehen. Aber keine traute sich und als die Königin nach einer Weile wieder erschien räusperten sie sich verlegen. Amelie ging auf Afra zu und blieb vor ihre stehen. Während Afra von ihrem Kissen aufstand griff sie sich ihre Bluse und zog sich wieder an.
„Afra, das machst du nicht wieder mit mir!“ Amelie bemühte sich um einen freundlichen Ton und schaute Afra eindringlich an.
„Und damit du siehst dass ich es ernst meine“, die Königin erhob etwas ihre Stimme so dass alle im Raum sie hören konnten. „Afra ist eine Freundin der Amazonen, sie bekommt Schutz und Hilfe wann immer sie es braucht“, Amelie klopfte Afra bei diesen Worten auf die Schulter.
Afra zeigte ihr bekanntes Lächeln und klopfte der Königin auch ungeniert auf die Schulter. „Du bist Freund“, sagte sie mit ihrer tiefen Stimme, „Afra beschützt dich.“
 

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