... oder ... warum die Forenregeln so sind wie sie sind.
Bei Letzterem wird die Forenleitung unfreiwillig in Diskussionen eingespannt.
Warum wird sie eingespannt?
Diesen Zwang sehe ich nicht.
Eigentlich stört es nur, wenn sich die Forenleitung daran beteiligt.
Als Admin in meinen Foren lehne ich mich zurück und schaue einfach zu, wie sich die Meinung der Mitglieder, meiner Kunden, entwickelt, wie sie kreativ werden, wie sich ungestört ihre Wünsche äußern ... und wie sie meistens zu dem Schluss kommen, dass die Regeln doch sinnvoll sind.
In dem Augenblick, wo ich oder meine Moderatoren eingereife(n), störe ich das Bild, bekomme ich keine Meinungsäußerung, sondern eine streitige Diskussion.
Das ist aber gar nicht ihre Aufgabe.
Genau.
Moderation bedeutet auf Deusch Mäßigung. Indem ich als Moderator (oder Admin) in Regeldiskussionen oder Diskussionen um Editierungen eingreife, mäßige ich nicht, sondern eskaliere (unfreiwillig) durch meine (andere) Meinung.
Wie man trotzdem als Forenleitung über die Regeln diskutieren kann?
Nun, ich denke, wenn die User - meine Freunde - gemerkt haben, dass ich ihnen eine Dienstleistung biete und das Vertrauen, dass sie mir entgegenbringen, wirklich verdient habe, dann kann ich selbst mal die eine oder andere Diskussion anregen.
Aber dazu gehört Vertrauen. Ein wenig bringen die Benutzer - meine Community - mit, durch ihren Entscheid, sich anzumelden. Aber weitaus mehr von dem nötigen Vertrauen muss ich mir verdienen. Jegliches Vertrauen muss verdient werden.
Dennoch erwartet die Community das eine solche Diskussion wie jede andere behandelt werden soll.
Niemand kann für die Communty sprechen.
Jeder in der Community erwartet was anderes.
Die anderen, die machen Community aus.
Wären wir alle gleich, könnten die meisten gehen, sie wären überflüssig.
Es bräuchte in der Community dann nur noch einen, der die Allgemeinmeinung der Community ist.
Viele andere Menschen und Meinungen, zusammen was Neues, das ist Community.
Moderatoren werden dabei in die Rolle eines Diskussionsteilnehmers gezwungen... ob sie das möchten oder nicht ... sie geraten aufgrund des öffentlichen Drucks in Zugzwang.
Ich habe meinen Moderatoren immer gesagt: wenn ihr das so seht, dann seit ihr keine Moderatoren - Mäßiger - sondern Anstachler.
Niemand zwingt einen Moderator, sich an einer Diskussion über seine Maßnahmen zu beteiligen. Wenn er stark genug ist, wenn er Charisma hat, wenn er sich seiner Sache sicher ist, wenn er mit Kritik umgehen kann, wenn er mäßigen will, statt anstacheln, dann macht ihm so eine Diskussion gar nichts aus. Und dann hält er sich in der Diskussion um eigene Maßnahmen extrem zurück.
Das Dumme ist: wer sich verteidigt, gibt zumindest einen kleinen Teil seiner Mitverantwortung zu.
Meine Erfahrung aus vielen Jahren Administration ist: gute, starke Moderatoren können zwei Dinge: Fehler offen zugeben und sich ruhig raushalten aus Diskussionen um eigene Entscheidungen.
Klingt unvernünftig, ist aber unbedingt nötig bei wirklich großen Foren.
Moderatoren können dabei entweder still zusehen wie sich alles hochschaukelt oder sie haben sich gefälligst Zeit zu nehmen auf jede Frage und jeden Vorwurf zu antworten.
Es gibt nicht nur das entweder - oder.
Es schaukelt sich nicht immer alles hoch, sehr oft eskaliert das erst durch das Eingreifen des Moderators. Talkshow - "Moderatoren" wissen das sehr genau und können das extrem gut: Emotionen eskalieren lassen durch klitzekleine Eingriffe, kaum wahrnehmbar.
Nur, die Moderatoren in Talkshows sollen nicht moderieren - mäßigen - sondern anstacheln. Und genau darum mischen sie sich immer wieder ein ... bis die Streithähne ganz von alleine weitermachen.
Hinzu kommt das in der die Situation "Alle gegen einen" im öffentlichen Bereich meist gar keine objektive Diskussion mehr möglich ist.
Darum ist mein Vorschlag immer: der betroffene Mod hält sich raus, und ein Kollege - wenn es denn nötig ist - mischt sich moderat ein. Dann ist es erst mal alle gegen zwei. Und der andere Mod hat wegen der etwas größeren Ferne zum Thema eine etwas neutralere Sicht.
Ich weiß, ich rede von einer anderen Art zu moderieren, als die meisten für Foren richtig halten, aber ab einer gewissen Größe und Teilnehmerzahl muss man nervenschonendere Mod-Methoden nutzen ... oder warten, bis das Forum durch die verärgerte Abwanderung sich schrumpft auf die Größe, die mit emotionaler Mod-Beteiligung machbar ist.
Weshalb das Ticketsystem dafür eine sehr gute Lösung darstellt. Die Diskussion läuft dann ausserhalb der Öffentlichkeit, ohne Zeitdruck und in einem Dialog ab.
Finde ich nicht unbedingt. Ticket-System passt nur, wenn es um einen einzelnen User geht. Meistens sind - das ist das Wesen einer Community - mehrere beteiligt.
Daher vertauscht das Ticketsystem zunächst mal nur die Fronten von "Alle gegen Einen", denn nun ist es der eine User, der sich mehreren Mods und Admins zu stellen hat. Und niemand weiß, was ihn in der Ticket-Bearbeitung erwartet. Das macht unsicher.
Gefühlt sind immer mehrere beteiligt oder könnten zur Klärung beitragen, sonst wären wir keine Community. Darum ist das Ticket - System mit Ausschluss der anderen Beteiligten nicht unbedingt der letzte und weiseste Schluss. Es ist ein Ansatz, die Sache zu entspannen und zeitlich zu dehnen - Ruhe reinzubringen - kann aber genau das Gegenteil bewirken. Der Ansatz ist gut, muss aber noch ausgefeilt werden.
Ich finde das Ticketsystem ist dafür perfekt ... man muss dann nur auch konsequent darauf achten das es auch dafür benutzt wird und niemand das versucht zu umgehen.
Das Dumme ist, dass das Ticket-System die Communty ausschließt.
Das ist nicht unbedingt gesund für die Community.
Unser Rechtssystem verlangt auch, dass Gerichtsverhandlungen in der Regel öffentlich sind. Es nutzt allen Beteiligten in einer Gerichtsverhandlung zu wissen, dass jederzeit jemand reinkommen kann, und zuhören darf. Etwas ähnliches müsste auch hier im Ticket-System möglich werden, damit die Community ihm mit Vertrauen begegnen kann.
Diese Lösung ist ohne die erforderliche Konsequenz sinnlos ... und deshalb gab es dazu von mir auch keine andere Antwort als "Friss oder Stirb".
Dann werden viele leider das Sterben vorziehen.
Community erfordert Zusammenleben mit Kompromissen.
Und das sollte auch von der Leitung der Community vorgelebt werden.
Ansonsten wäre es falsch von Community - Gemeinschaft - zu reden.
So eine Friss-oder-Stirb - Mentalität führt leider dazu, dass man dann gerne stirbt ... nach Alternativen sucht. Nun, und Alternativen könnten sein, dass verärgerte Gestorbene ihr eigenes Forum aufmachen - kostet ja heute kaum noch was. Beispiel: Viele mögen den Aleco nicht. Nun hat er sein eigenes Forum.
Ich vermute, auch hier ist er rausgeflogen. "Friss oder Stirb" führt aber nur dazu, dass man einem Foreneigner, den man ablehnt, weitere Kundschaft schickt.
Außer "Friss oder Stirb" - außer Nullsummenspielen - gibt es auch noch viele andere Möglichkeiten.