Aus dem Bauch heraus würde ich Poker eher bei Sport und Wettkampf einordnen, als bei Glückspiel.
Glückspiel definiert sich für mich dadurch, das der Zufall dominiert. Das ist beim Poker m.e. nicht der Fall. Und das ein Biathlon-Ergebnis frei von Zufällen und damit ein tatsächlicher Meßwert für die Differenz von Wetteifernden darstellt, wage ich ebenfalls zu bezweifeln... von Fußball und Co. ganz zuschweigen.
Die Ausgangsfrage des Threads ist aber was genau die Grenze zwischen Glückspiel und eben einem Vergleich von Fähigkeiten wäre. Was genau LL darunter verstehen würde und ob man eine Art Faustregel befolgen könne.
Der Thread ist alt und die Frage ist nach wie vor unbeantwortet. Es gibt ein paar Dinge über die sich die SL-Residents inzwischen im Klaren glauben:
1. hat LL das Glückspielverbot in einer ad hoc Entscheidung durchgezogen. Hier hat pure Existenzangst diktiert und jene Panik, die die Chefetage von LL in jenen Tagen erfasst haben mag, wurde kurzerhand aber durchaus nicht ohne ökonomisches Kalkül auf die eigene Kundschaft abgewälzt. Sozusagen ein Test des womöglich geringsten Widerstandes. Ob diese Rechnung aufging entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich glaube zumindest, dass sie quasi nach dem Lehrbuch des Kapitalismus und deshalb (ökonomisch korrekt getroffen wurde.
2. liebte LL selbst das Glücksspiel an sich. Ein erfolgreiches Casino war auch Garant für das multikulturelle Leben in der virtuellen Welt, deren God-Mode komplett unter Kontrolle von LL ist. Auf Casinos zu verzichten war nicht in erster Linie eine moralische Entscheidung. Wohl nicht mal in zweiter Linie. Der Verzicht auf diesen Teil der internen Wirtschaft fiel LL ganz bestimmt nicht leicht. Und das erklärt dann eben jene wischi-waschi Formulierungen, die einige Zeit später zum Gesetz erklärt wurden und um deren korrekte Interpretation seit dem heftigst diskutiert wird. Auch dies ist nicht ohne Kalkül. Aus meiner Sicht pokert LL hier darauf, dass die Residents ihre eigene Fantasie und Finesse in Schwung bringen um Schlupflöcher zu finden und den Weg für den wichtigen wirtschaftlichen Eckpfeiler Glückspiel wenigstens teilweise frei zu halten.
3. ist gleichzeitig das Backup auf der ToDo-List abgehakt, denn die Verantwortung liegt seitdem deutlich stärker bei den Residents als beim Betreiber. Vieles wird plötzlich zur Auslegungssache und erst das Standhalten oder eben Nicht-Standhalten bei einem juristischen Event brächte neue Erkenntnisse und Richtlinien zutage. Bis dahin gewinnt man ja mindestens Zeit, nicht wahr?
4. darf nun jeder Resident sich selbst einen Reim auf das Ganze machen und muss obendrein genug Übersicht behalten, um etwaige Attacken offizieller und inoffizieller SL-Polizisten korrekt einzuordnen. Die Polizisten sind sich nicht minder im Unklaren, haben allerdings sehr viel mehr Macht, als ein einfacher Resident.
5. ist letztendlich auch die Tür namens "Bann" keine wirkliche Einbahnstraße und LL setzt auch hier wieder auf die Kombination: Finesse und Verantwortung liegt beim Kunden, der technische Backbone und der Profit bei LL. Ebenfalls ein Poker und ein Kalkül.
Als Fazit würde ich mal sagen: erlaubt ist definitiv das, was gefällt. Du musst nur einen Plan haben, wie Du mit eventuellen Schwierigkeiten umgehst, die LL Dir machen könnte. LL rechnet fest damit, dass Du Deine Idee von einem L$ pro Teilnehmer wenigstens mal ausprobierst und sie rechnen damit dass dies tausende und abertausende Male bei tausenden von Residents geschieht. Wo es schief geht kredenzen sie freundliches Schulterzucken, aber beim ausgesiebten Rest verdienen sie gut mit. Von daher machen sie alles richtig.
Die Frage was nun konkret erlaubt ist und was nicht, warum Zyngo als unzweifelthaft zufallbasiertes Spiel nicht unter das Verbot fällt, warum einige gebeutelte SL Residents von Zwangsräumungen ihrer weit weniger zufallbasierten Geschäfte berichten, wurde in diesem Forum oft genug mit der stoischen Übersetzung und Interpretation der Policies beantwortet. Auch danach kann man sich richten und dann zum Beispiel Möbel bauen.