MS pusht derzeit meiner Meinung nach Windows 8 nur deswegen so gewaltig, weil sie weg vom Win32-System und hin zum WinRT wollen, das sind die neuen Apps für die Metro UI, welche die alten Programme und Anwendung ablösen werden. Momentan ist es zwar noch so, dass die alten win32 Anwendungen/Programme auf Windows 8 laufen, aber das wird sich in naher Zukunft wohl ändern.
Dann laufen nicht nur die WinRT Apps aus dem Windows Store nicht auf den alten Betriebssystemen (Win7 und älter kann die neuen Apps nicht), auf dem Nachfolger des jetzigen Win8 wird wohl auch kein Win32API Programm mehr laufen. Vermutlich mit dem Hinweis, dass z.B. auch schon Win2000 keine 16-Bit Windows Programme mehr kann, die noch unter WindowsME gingen.
Der Hintergrund dürfte aber ein anderer sein: Während der Umstieg von 16 bit auf 32bit oder 64 bit ein Wirklicher Technologie-Schritt darstellt ist WindowRT im Grund eigentlich nichts wirklich neues. Es baut immer noch auf dem Alten Win32-Subsytem auf, sogar die Funktionen (.Net usw.) sind weitgehend noch die alten - nur die Schnittstelle, über die Programme letztendlich auf die Hardware zugreifen können, wurde neu definiert. Das erlaubt zwar den Einsatz von x86 (wie in PCs) und auch ARM (Mobilgeräte) Prozessor-Architekturen, so dass die Apps eben sowohl für die Mobilgeräte als auch für die Workstations und Desktops zu Hause verwendet werden können.
Aber durch diese neue Schnittstelle kann MS sein System dann kapseln, ganz wie die Konkurrenz mit dem Apfel schon vorgemacht hat. Man kann sicher (oder sagen wir eher: hoffentlich...) auch in Zukunft dann wohl sein DRM-Geschütztes und gekapseltes Windows legal aufmachen und z.B. OpenSource Software laden, die nicht aus dem Windows Store kommt. Aber für die meisten User wird das da hin führen, wo z.B. das iPad momentan ist: Ein geschlossenes System, das letztendlich nicht vom User, sondern vielmehr vom Hersteller kontrolliert und vor allem zensiert wird. Der User darf die Apps, deren Lizenz er dann z.B. im Onlineshop gemietet hat, dann zwar für seine privaten Zwecke nutzen, aber der Hersteller schreibt ihm dann trotzdem vor, wie er welche Apps wofür benutzen darf, welche Softeware er laden darf, welche Videos er sich anschauen darf usw. Nicht zueletzt aus diesem Grund, der totalen Entmündigung der User und der sicheren Kapselung der Rechnersysteme, wurde auch das alte BIOS durch das "sichere Booten" mit UEFI ersetzt. Das kann man momentan zwar noch deaktivieren - aber es ist IMHO absehbar, dass die Rechner in den nächsten Jahren eben keine Rechner/PCs mehr sein werden, sondern eben "Kompaktgeräte", auf die man eben nicht mehr so ohne weiteres ein neues Betriebssystem aufspielen kann. Der Rechner ist dann an das Betriebssystem gebunden und da kann der User eben nicht mehr nach Belieben schalten und Walten, wie noch in den 1990ern, 2000ern oder frühen 2010er Jahren. Sondern nur noch so, wie es ihm der Hersteller erlaubt.
Dass die Hersteller auf so eine totale Kontrolle abfahren ist klar: Der Kunde ist schlicht und einfach auf den Appstore oder Windows Store angewiesen, und als Betreiber kann man da eben bei jedem Verkauften Produkt/Lizenz noch mal eine Provision kassieren. Zudem kann man eben nicht mehr mit jedem Feld-Wald- und Wiesen-Compiler eben mal funktionsfähige Programme schreiben und verbreiten.
Man braucht eine bestimmte Entwicklungsumgebung (wie Visual Studio), die man wohl dann beim Hersteller kaufen und lizenzieren muss und eben auch noch eine Freigabe des Programmes durch den Hersteller für den Store. Die möglicherweise auch noch mal was kostet. Und die User kontrollieren zu können ist auch verführerisch. Marktdaten sind einfach wertvoll, und wenn man die Nutzungsdaten der User einfach abgreifen kann - dann macht man das auch. Es geht bei Win8 meiner Meinung nicht darum, neue Technik und neue Techniken zu etablieren, wirkliche Neuerungen unter der Haube sind ziemlich rar in Win8. Das Ziel ist es eher den Gewinn des Konzerns auf ein ganz neues Level zu pushen. Auch wenn, wie bei Facebook und Apple und Google, die User dann oft nicht mehr nur "User und Kunden" sind - sondern eben auch bereits in Form der Userdaten ein Produkt, das vom Konzern verkauft wird.