Kajiras!
Die Wächter am grossen Tor von Kasra waren stur und sie liessen sich nicht davon abbringen, mir meinen Bogen abnehmen zu wollen. Vergeblich wies ich sie darauf hin, dass ich in Lydius alle meine Waffen tragen durfte, mit der speziellen Erlaubnis des dortigen Stadtadministrators. Das machte den Wachen überhaupt keinen Eindruck, im Gegenteil. Mit eindeutigen Bewegungen und Gesten machten sie mir klar, was der Administrator von Lydius sie könne, wenn er wolle. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Administrator keine Lust darauf haben würde, obwohl ich ja schon einiges über die seltsamen Vorlieben der Leute im Süden gehört hatte. Schliesslich gab ich mürrisch meinen Bogen ab und betrat die Stadt.
Ich steuerte dem grossen Platz zu, weil ich dort eine Taverne vermutete. Mein untrüglicher Nordmanninstinkt hatte mich nicht getäuscht, dort war eine Taverne, aus der es ziemlich stark nach Fisch roch. Wir Nordmänner sind ja nicht heikel, aber dieser Geruch war hart an der Grenze. Mit der Aussicht auf einen Met würde ich aber auch in einem Boskhaufen Platz nehmen, wenn es keine andere Möglichkeit geben würde, also stiess ich die Türe auf und trat ein.
Drinnen erwartete mich eine Kajira mit einer Haut schwarz wie die Nacht. Erst dachte ich, sie hätte das alljährliche Bad einige Male verpasst, aber beim genaueren Hinsehen sah ich, dass sie wirklich eine schwarze Haut hatte. Das Hinsehen lohnte sich im Uebrigen, die Kajira hatte die Rundungen an den richtigen Orten und das nicht zu knapp. Sie kam zu mir, kniete sich nieder und grüsste lächelnd. Ich erwiderte ihren Gruss mit „Odins Gruss, Bond“, aber das hätte ich nicht tun sollen. Sie fragte nämlich gleich, wer denn der Herr Odin sei. Ich konnte ihr lang und breit erklären, dass Odin ein Gott ist und kein Herr, aber sie kapierte es einfach nicht. Schliesslich kam sie zu dem Schluss, dass der Herr Odin ein Methändler sei, der mich angeheuert hatte. Vermutlich war sie zu lange in der Sonne gewesen, das erklärte auch ihre schwarze Haut, aber das hatte ihrem Kopf nicht gut getan. Wahrscheinlich dauerte es eine ganze Weile, bis sie überhaupt einen Gedanken in ihrem Kopf festhalten konnte. Wenn er dann endlich drin war, dann liess sie ihn nicht mehr heraus, wie den Herrn Odin. Immerhin hatte die Sonne ihrem Aeusseren nicht geschadet und darum befahl ich ihr, mir einen warmen Met zu bringen, serviert nach Nordmannsart und setzte mich an einen niedrigen Tisch, an dem schon zwei verschleierte Weiber sassen. Wir Nordleute sind ein geselliges Volk und wir gönnen unsere Gesellschaft gerne anderen Leuten.
Die Kajira glotzte mich an und sagte, dass sie den Nordmannserve nicht kennen würde. Ich erklärte ihr, was sie zu tun habe und daraufhin fuhren die Köpfe der beiden Verschleierten ruckartig herum und sie starrten mich auch an. Wenigstens vermutete ich das, wegen den Schleiern ist das schwer zu sagen, wenn eine schielt zum Beispiel. Eine der beiden Frauen schnaufte empört und zischte mich an: „Das hier ist eine Herberge, Sir und keine Taverne!“ Ich antwortete ihr, dass mich das überhaupt nicht stören würde.. Wir Nordmänner sind da nämlich sehr offen, wir benehmen uns überall wie zuhause. Die beiden verschleierten Weiber sahen das aber nicht so und standen auf und rauschten aus der Herberge hinaus.
Nun wandte ich mich wieder der schwarzhäutigen Kajira zu und begann mit den Anweisungen für den Nordmannserve. Ich war gerade mittendrin, da wurde sie plötzlich herausgerufen. Odin sei Dank war noch eine andere Kajira da, eine Rothaarige, die mit weit aufgerissenen Augen meinen Instruktionen zugehört hatte. Sie war auch etwas schwer von Begriff und es dauerte einige Zeit, bis sie endlich ihren Camisk herunter hatte und ich den warmen Met geniessen konnte. Zwei warme Met später waren die Kajira und die Felle um mein Sitzkissen herum ziemlich klebrig und ich lehnte mich zufrieden zurück. Ich fragte die Kajra, ob sie denn nicht servieren gelernt habe beim lokalen Slaver. Sie sagte, doch, schon, aber nicht den Nordmannserve und der Slaver sei kein Slaver, sondern eine Slaverin. Nun war mir natürlich alles klar wegen der mangelhaften Ausbildung der Sklavinnen. Ich nahm mir vor, der Slaverin ein paar nützliche Tips zu geben. Sie würde mir bestimmt dankbar dafür sein.
Leider kam ich nicht mehr dazu, weil der Händler, der mich angeheuert hatte, in die Herberge hereinstürzte und mir ziemlich barsch befahl, sofort in den Hafen zu kommen. Er hatte seine Waren zusammen und das Schiff war bereit zum ablegen. Die Kajira verlangte das Geld für den Met, den ich getrunken hatte und ich sah den Händler an. Widerwillig klaubte er die Münzen aus seinem Beutel und warf sie auf den Tisch.
Die Heimreise nach Lydius verlief ereignislos, bis auf einen Zwischenhalt in Hulneth. Dort sass ich nach langer Zeit endlich wieder einmal in einer Longhall und eine Bond mit langen blonden Haaren bis fast zum Boden herab servierte mir einen echten Nordmannserve mit allem Drum und Dran. Nachdem ich wieder einigermassen ruhig atmete, sagte ich dem Dorfjarl, dass ich sie am liebsten mitnehmen würde, damit sie den Kajiras im Süden mal den richtigen Serve beibringen könnte. Er schüttelte aber nur abwehrend den Kopf und brummte, dass die Bond unverkäuflich sei. Das wiederum konnte ich gut verstehen.
In Lydius verliess ich das Schiff und machte mich auf den Heimweg. Im Hafen stiess ich auf einen Mann, der in feines Tuch gekleidet war und mit hochgezogenen Augenbrauen das Treiben rings um ihn herum betrachtete. Neben ihm am Boden kniete eine wohlgenährte Kajira. Der Mann war etwas bleich und trug keine Waffen. Als ich näher kam, erblickte er mich und zog seine Augenbrauen noch etwas höher. Ich begrüsste ihn höflich, wie wir Nordmänner von Natur aus sind: „Odins Gruss, Mann!“ Der Bleiche schaute mich missbilligend an und hielt eine kleine Ansprache, der ich entnehmen konnte, dass er offenbar ein Schreiber in der Stadt Lydius war. Er fragte mich dann, was ich hier mache und ich erklärte ihm, dass mich Asperiche als Söldner angeheuert hatte und dass auch Lydius meine Dienste mit Gold bezahlen würde. Er hielt wieder eine kleine Ansprache (unterdessen hatte ich gemerkt, dass er nicht einfach so antworten konnte wie ein normaler Goreaner) und faselte etwas von einem Mann des Schwertes, der sicher von Heldentaten und todesmutigen Kämpfen lange Geschichten erzählen könnte und das ich von den Barden meines Heimatlandes in glorreichen Versen besungen würde. Ungefähr in der Mitte seiner Rede verlor ich etwas den Faden, weil ich durch seine Kajira abgelenkt wurde. Die spreizte nämlich ihre Schenkel soweit auseinander wie sie konnte und kratzte sich dauernd an ihrer Hitze. Ich betrachtete sie und überlegte mir, ob sie wohl Flöhe hätte oder ob sich wohl ihr Herr zuwenig um sie kümmerte. Ich kam zum Entschluss, dass wahrscheinlich ihr Herr schuld an ihrer Kratzerei war. Offenbar kam er vor lauter Reden nicht zum Handeln. Das kannte ich schon vom Schreiber, der in meinem Heimatdorf gelebt hatte.
Plötzlich merkte ich, dass der Schreiber aufgehört hatte mit Reden und mich erwartungsvoll anschaute. Ich geriet ins Stottern und sagte, dass das auf meinem Rücken eine Axt sei und kein Schwert. Auch habe noch niemand Lieder über mich gesungen, weil ich nämlich eigentlich ein Bauer sei. Meine Antwort schien ihm nicht so recht zu gefallen, aber bevor er etwas darauf erwidern konnte, hörten wir ein schleifendes Geräusch und eine fluchende Frauenstimme. Ich drehte mich um und sah die Sängerin, welche mühselig eine grosse Holzwanne hinter sich herschleppte. Als sie uns sah, liess sie die Wanne auf das Steinpflaster plumpsen und grüsste uns höflich. Dann fragte sie, ob wir ihr helfen könnten, die Wanne zur Stadt hoch zu tragen. Der Schreiber starrte sie so empört an, als ob sie ihm ein unsittliches Angebot gemacht hätte und hielt wieder eine Ansprache. Er beschwerte sich über den mangelnden Respekt, der ihm hier von uns entgegengebracht wurde und er werde sich beim Rat der Stadt beschweren. Die Sängerin blickte ihn erstaunt an und sagte: „Entschuldigung, entschuldigung, ich wusste ja nicht, dass Ihr der Schreiber seid. Konnt ich ja nicht wissen. Aber die Wanne da ist wirklich arg schwer und ich brauche Hilfe.“
Ich klopfte dem Schreiberling auf die Schulter und sagte ihm, er solle sich etwas entspannen und mit mir in die Taverne kommen und sich dort von seiner Kajira einen warmen Met servieren lassen. Zuerst könne sie mir einen servieren, ich würde ihr gerne erklären, wie das geht. Er schaute mich und die Sängerin an, als ob wir zwei besonders eklige Schleimwürmer wären, die er unter einem Stein gefunden hatte. Dann seufzte er schwer auf und sagte: „Ich kann das nicht länger ertragen, das ist eine Zumutung, ich muss weg von diesen Ignoranten. Entschuldigung, aber ich kann das wirklich nicht länger ertragen!“ Dann winkte er seiner Kajira zu und sie gingen in die Richtung eines Schiffes, das dort abfahrbereit im Hafen lag. Die Sängerin und ich schauten ihnen nach und dann schauten wir uns an und grinsten. „Der sollte öfters mal mit seiner Kajira in die Felle gehen, das würde beiden gut tun“, sagte ich so zu mir und die Sängerin antwortete mir nicht, aber ihr Grinsen wurde noch etwas breiter.