Kleine Korrektur: Der Freiherr zu Guttenberg hat keinen Meineid geleistet weil er bei der Abgabe seiner Arbeit eben nichts an Eides statt versichert hat. Er hat nur sein Ehrenwort gegeben, dass das alles sein Werk ist und dass Zitate entsprechend gekennzeichnet sind. Weswegen Guttenberg eben nicht dran ist wegen einer "falschen Versicherung an Eides statt".
Das ist aber eine Ausnahme der Uni Bayreuth für Wirtschafts- und Rechtswissenschaftler, bei denen ein nicht ganz so ehrenhaftes Ehrenwort normalerweise eben keine weiteren Konsequenzen nach sich zieht. (Böse Zungen behaupten, dass die Absolventen mit diesem "Ehrenwort" auf den Fall vorbereitet werden, dass sie in die Politik gehen um die Tradition Helmut Kohls zu pflegen, aber das halte ich persönlich für ein unhaltbares Gerücht.)
Bei so ziemlich allen anderen Fakultäten in Bayreuth und auch bei so ziemlich allen Unis hierzulande wäre eine solche Aktion nicht mit einem leicht arroganten Schulterzuckenden "Na und, bin ich halt kein Doktor mehr, ich bleib Verteidigungsminister, und jetzt könnts ihr mich mal" abgehandelt gewesen.
In einem Ähnlichen Fall in Tübingen ist z.B. ein "Doktor" für genau so eine Aktion nicht nur seinen Doktortitel losgeworden - er wurde vor Gericht auch noch zu 90 Tagessätzen verurteilt. Und ein gewisser Andreas Kasper, ebenfalls ein CDU-Politiker, der sich eine Dissertation erschummelt hat, wurde wegen genau den selben Delikten nicht nur zu 90 Tagessätzen veurteilt.
Aber nicht nur das: Der Herr war zu diesem Zeitpunkt Vorsteher des Landesverbandes Lippe, also ein durchaus höherer Lokalpolitiker und Leiter des kommunalen Spitzenverbandes Lippe (ein "moderner Fürst" sozusagen) - aber wurde wegen seiner Plagiate und seiner Hochstaplerei von allen Parteien im Parlament abgesetzt - auch mit den Stimmer seiner eigenen Partei, der CDU.
Und genau das hätte ich mir auch gewünscht, dass die CDU geschlossen aufsteht und den Herrn Karl Theodor "Felix Krull" Maria (...) Sylvester von und zu Guttenberg mit allen Stimmen aus dem Amt entfernt. Das wäre ein Beispiel für Ehrenhaft und Anstand gewesen.
Ehre und Anstand, das Gegenteil von dem, was der Freiherr da von sich gegeben hat: Seine dreiste Behauptung, er habe die ganzen Plagiate unbewusst eingebaut. Schuldgeständnisse nur soweit, wie ihm die Schuld eindeutig bereits nachgewiesen wurde. Etc.pp.
Und ja, man hätte ein rein akademisches Fehlverhalten durchgehen lassen können. Das sehe ich schon so.
Aber dann hätte der Herr von und zu Guttenberg einfach direkt von Anfang an die Wahrheit auf den Tisch legen sollen. Und er hätte nicht versuchen sollen sich aus dem Vorfall heraus zu winden wie ein glitschiger Aal den Händen seines Anglers.
Dass die Bildzeitung nebenbei derart wohlwollend über den Herrn Bundesverteidigungsminister schreibt mag eventuell damit zusammenhängen, dass nach der Aussetzung der Wehrpflicht verstärkt Freiwillige für die Bundeswehr gebraucht werden. Dies soll über Werbung in den Schulen, aber auch über Werbung in den Printmedien und im Internet geschehen. Und da soll - was ein Zufall! - exklusiv über Bild, Bild am Sonntag und Bild.de gewordeben werden. Wohl auch noch hier und da in anderen Verlagen - aber die Verträge der Bundeswehr mit Springer sind wohl schon unterzeichnet.
Mit "Ehre" hat das alles nichts mehr zu tun. Nicht mit dem Begriff von "Ehre", wie man ihn bei einem Herrn von und zu eigentlich erwarten würde. Oder um mal den Abgeordneten Bartsch aus dem Untersuchungsausschuss zum Thema Guttenberg zu zitieren:
"Früher hätte der Adel an einer solchen Stelle gewusst, was er zu tun gehabt hätte".
(Ohne damit Herrn von und zu Guttenberg eine Selbstentleibung nahezulegen - ein einfacher Rücktritt reicht vollkommen...)